Nach dem überraschenden Aus der Formel E bei ProSieben fragen sich viele Fans: Wie geht es beim Münchner TV-Sender mit der DTM im Jahr 2024 weiter? Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit zwischen dem DTM-Promoter ADAC und ProSieben für die kommende Saison wurde bereits angekündigt, doch nach dem jüngst erfolgten Formel-E-Schock kamen Zweifel auf.

Die sind offenbar unberechtigt: Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Kreisen soll die DTM auch 2024 bei ProSieben im Free-TV laufen. "Zumindest für 2024 sollte alles sicher sein", sagte uns ein Insider, der namentlich nicht genannt werden wollte. Einen Vertrag für 2024 gibt es ohnehin - doch den gab es auch mit der Formel E, bevor ProSieben zwei Monate vor dem Saisonauftakt am 13. Januar 2024 in Mexiko-City den Stecker zog.

Auf MSM-Nachfrage bei Thomas Voss, ob er sich wegen des TV-Ausstiegs von ProSieben bei der Formel E Sorgen um die DTM-Liveübertragungen beim gleichen Sender mache, antwortete der ADAC-Motorsportchef: "Wir sitzen regelmäßig gemeinsam am Tisch und sprechen über mögliche Änderungen, Neuerungen und Weiterentwicklungen im TV-Bereich rund um die DTM. So diskutieren wir aktuell beispielsweise, ob wir das Qualifying am Samstag und Sonntag möglicherweise direkt vor den jeweiligen Rennen durchführen."

ProSieben: Zuschauerinteresse und Sparkurs sorgen für Formel-E-Aus

Ein ProSieben-Sprecher argumentierte den Rückzug aus der Formel E mit dem Zuschauerinteresse, das sich "leider nicht wie erwartet entwickelt" habe. In der abgelaufenen Saison 2023 erzielte der Privatsender einen Marktanteil von 2,2 Prozent und durchschnittlich 250.000 Zuschauer bei den 16 Rennen verteilt auf zwölf Rennwochenenden.

Ausschlaggebend dürfte aber vor allem der anberaumte Sparkurs beim börsennotierten Konzern ProSiebenSat.1 gewesen sein: 400 Stellen sollen laut Unternehmensangaben "sozialverträglich" noch in diesem Jahr abgebaut werden, also etwa jeder zehnte Arbeitsplatz im Unterhaltungskerngeschäft und der Holding in Unterföhring bei München. Vermutet wird sogar ein Abbau von bis zu 500 Stellen.

Die DTM soll auch 2024 bei ProSieben fahren, Foto: Hoch Zwei
Die DTM soll auch 2024 bei ProSieben fahren, Foto: Hoch Zwei

DTM-Rennen: 100.000 Zuschauer mehr als Formel E

Ginge es rein um die TV-Quoten, müsste sich die DTM wohl doch Sorgen machen. Die lagen 2023 zwar über denen der Formel E, waren aber auch kein 'Kracher'. Mit den 16 Rennen an acht Rennwochenenden erreichte ProSieben einen Marktanteil von 3,7 Prozent (1,5% mehr als mit Formel E) und im Schnitt 350.000 Zuschauer (100.000 mehr als mit Formel E) pro Rennen.

Die DTM-Quoten 2023, die das Branchenmagazin Quotenmeter sehr kritisch unter anderem als "schlecht", "katastrophal", "furchtbar" sowie "schrecklich" beschrieb, ordnete ein ProSieben-Sprecher auf MSM-Anfrage anders ein: "Die Performance der DTM am ProSieben-Nachmittag hat in diesem Jahr die Erwartungen klar erfüllt." Mit Blick auf den gesamten Senderschnitt lagen die DTM-Übertragungen leicht über dem Mittelwert, hinkten in der werberelevanten Zielgruppe jedoch deutlich hinterher.

ProSieben: DTM-Übertragungen günstiger als bei Formel E

Dass die DTM zumindest 2024 weiterhin von ProSieben übertragen wird, dürfte nicht zuletzt an den im Vergleich zur Formel E geringeren Produktionskosten liegen. Während die meisten Rennwochenenden der Traditionsserie in Deutschland oder dem nahegelegenen Ausland stattfinden, tourt die Formel-E-Weltmeisterschaft mit Rennen in Mexiko, Indien, Brasilien, Indonesien oder in den USA quer durch die Weltgeschichte.

ProSieben zählte mit seinen Formel-E-Übertragungen zu den größten und international bedeutsamsten Broadcastern der 2014 gegründeten Elektro-Rennserie. 2022 und 2023 liefen die Rennen bei der 'roten Sieben', nachdem 2021 noch Konzernschwester Sat.1 die deutsche Heimat der Formel E bildete. Die Rechte an der DTM hält ProSiebenSat.1 bereits seit 2018.

ProSieben streicht mehrere TV-Formate

Beim anberaumten Sparkurs unter der Vorstandsführung bei ProSiebenSat.1 dürften im Zweifel die Kosten den Ausschlag geben. Weitere TV-Formate neben der Formel E stehen vor dem Aus oder wurden bereits eingestellt, darunter die Magazine 'red' sowie 'Zervakis & Opdenhövel. Live'.

Als Formel-E-Favorit für die Nachfolge von ProSieben gilt derzeit eine Rückkehr zu Eurosport 1, wo die Rennen bereits von der Saison 2015/16 (Saison 2) bis 2019/20 (Saison 6) liefen und Quoten im Bereich von nur 0,6 bis 0,8 Prozent Marktanteil erreichten.