Pole Position, Rennsieg, und in Kürze das zweite Kind auf der Welt: Für Rene Rast (Schubert-BMW) war der DTM-Ausflug nach Spielberg eine Reise wert. Der dreifache Champion feierte am Sonntag seinen ersten Saisonsieg und den 26. seiner Karriere. Was für ein Tag für Rast, bei dem letzte Nacht noch unklar war, ob er heute überhaupt starten würde! Weil seine Frau kurz vor der Geburt steht, stand als Option zur Debatte, vorzeitig vom Rennwochenende abzureisen.

Rast gewann das drittletzte Rennen der Saison souverän vor Schubert-BMW-Teamkollege Sheldon van der Linde. Damit gelang der Truppe um Teamchef Torsten Schubert der zweite Doppelsieg in diesem Jahr nach dem Norisring-Event. Die Statistik passt zum Rennverlauf: Rast war im 14. Saisonrennen der zehnte Pole-Sieger. Ganz anders lief es am Samstag, als Kelvin van der Linde (Abt-Audi, Ausfall am Sonntag) bei regnerischen Verhältnissen seinen ersten DTM-Sieg seit fast zwei Jahren einsackte.

Thomas Preining erobert DTM-Führung zurück

Titelverteidiger Sheldon van der Linde spielt auch nach dem Podesterfolg mit seinen 138 Puntken nur noch eine Nebenrolle im DTM-Titelkampf. Zu den Hauptdarstellern zählt eher Thomas Preining (Manthey-Porsche). Der Österreicher fuhr auf den dritten Platz und eroberte die Führung in der Gesamtwertung zurück!

Dabei profitierte Preining zusätzlich von einem rabenschwarzen Tag von Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini): Der in Wien lebende Italiener erlitt früh im Rennen nach einem Kontakt einen Reifenschaden und fuhr nach dem ungeplanten Boxenstopp bis zum Zieleinlauf hinterher. Platz 23 für Bortolotti, der die Führung in der Meisterschaft vor dem Saisonfinale in Hockenheim abgeben musste.

Bortolotti: "Langweiligstes Rennen meines Lebens"

"Wir sind in einer guten Position, aber ich habe schon einmal gesagt, dass ich nicht jubele, wenn jemand anders einen schlechten Tag hat", betonte Preining. "Wir schauen auf uns selbst und haben heute das Beste rausgeholt." Der Manthey-Pilot, mit seinem Grello von P4 gestartet, hat jetzt 190 Punkte auf dem Konto. Titelrivale Bortolotti bleibt bei 180 Zählern stehen.

"Das war wahrscheinlich das langweiligste Rennen meines Lebens", sagte Bortolotti später. "Das Rennen war in der ersten Runde vorbei. Unverschuldet, würde ich sagen. Dir fährt einer drauf, der Reifen platt und das Rennen gelaufen." Dass sich in Bortolottis SSR-Lamborghini zwischenzeitlich ein Teil von der Luftabdeckung löste und dem Werksfahrer entgegenflog, setzte dem Ganzen die Krone auf: "Ich hatte das Teil plötzlich in der Hand. Ich musste es aber loslassen, weil es fast unters Lenkrad ging. Irgendwie habe ich es geschafft, es aus dem Fenster zu werfen."

In einem Rennen ohne größere Zwischenfälle - mit Ausnahme von Bortolottis Reifenschaden und einer frühen Kollision von Samstags-Sieger Kelvin van der Linde - erzielte Marco Wittmann (Project-1-BMW) mit Platz vier ein starkes Ergebnis nach zahlreichen Rückschlägen. Dennis Olsen (Manthey-Porsche), Lokalmatador Clemens Schmid (GRT-Lamborghini), Ayhancan Güven (Bernhard Porsche) und Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) komplettierten die Top-8. Der Meisterschafts-Dritte Ricardo Feller (Abt-Audi) ging nach seiner sensationellen Aufholjagd am Samstag - von P26 auf P3 - im heutigen Rennen als 15. leer aus.

DTM in Spielberg: So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Rene Rast startete zum zweiten Mal in dieser Saison und zum 25. Mal in seiner DTM-Karriere von der Pole Position. Neben dem dreifachen Champion komplettierte Schubert-BMW-Teamkollege Sheldon van der Linde die erste Startreihe. Jack Aitken und Titelanwärter Thomas Preining folgten auf den Startplätzen drei und vier, während Mirko Bortolotti auf P9 nicht ganz vorne mitmischen konnte. Samstagssieger Kelvin van der Linde und Sensations-Aufholfahrer Ricardo Feller mussten sich mit den Plätzen 17 und 13 begnügen.

Der Start: Fragen nach der Reifenwahl gab es heute nicht. Bei trockenen Bedingungen starteten ausnahmslos alle auf Slicks. Rene Rast konnte den Sprint zur ersten Kurve für sich entscheiden. Rauf zu Kurve drei attackierte aber Sheldon van der Linde und konnte seinen Teamkollegen in der Folge schnappen. Beim Start gab es ein doppeltes Drama: Vortages-Sieger Kelvin van der Linde drehte sich im Ausgang von Kurve 1 nach einem Kontakt von Tim Heinemann weg, dann musste der Meisterschaftsführende Mirko Bortolotti an die Box, weil sein Auto in der Startphase beschädigt wurde. Marvin Dienst im Toksport-Porsche schob Bortolotti in Kurve 3 an, plötzlich hatte er einen Reifenschaden hinten rechts. Nach einem Reifenwechsel wurde er wieder auf die Strecke gelassen. Thomas Preining konnte sich beim Start zudem auf den dritten Rang schieben – schlechter hätte es für Bortolotti nicht laufen können.

Die erste Rennhälfte:Der von Platz 13 gestartete Ricardo Feller konnte in der Startphase keine Positionen gutmachen. Ganz im Gegenteil, der Schweizer verlor sogar zwei Plätze, etwa gegen Lucas Auer, der das Rennen von Position 21 begonnen hatte. Zu diesem Zeitpunkt des Rennens wurden auch Untersuchungen gegen Tim Heinemann und Marvin Dienst für die Vorfälle in Runde 1 angekündigt.

Am Start eine Position verloren, konnte Rene Rast schon bald wieder an Sheldon van der Lunde vorbeigehen. Sich abzusetzen, gelang ihn allerdings nicht. Jack Aitken im Frey-Ferrari musste dagegen etwas sacken lassen. Nach fast 20 Minuten ging es dann los: Langsam fing es über dem Red Bull an zu regnen. Fans zogen sich einen Regenschutz über, der abgeschlagene Bortolotti durfte hoffen. Kurz nach öffnen des Boxenstopp-Fensters kamen die ersten Autos an die Box. Darunter auch Ricardo Feller, der trotz der Regentropfen neue Slicks bekam. Auch alle anderen Fahrzeuge, die reinkamen, bekamen Slicks aufgezogen – kaum Teams glaubten an ein richtiges Regenrenen, was sich später auch bestätigte. Mirko Bortolotti hatte aber ganz andere Probleme: die Lüftung seines Autos entfernte sich, welche er in der vorletzten Kurve aus dem Fenster warf und so entsorgte.

Die zweite Rennhälfte:Die Spitze ließ sich mit den Boxenstopps aber Zeit. So auch Rene Rast, der den Vorsprung auf Sheldon van der Linde zur Halbzeit auf fast 1,8 Sekunden ausgebaut hatte. Bei 28 Minuten auf der Uhr war es dann Marco Wittmann, der als erster aus der Spitzengruppe an die Box fuhr. Slicks blieben die erste Wahl, der Regen wurde nicht stärker. Optimal waren die Stopps von Franck Perera im SSR-Performance, der ebenfalls reinkam, und Wittmann aber nicht.

Während Ricardo Feller nun sein Bestes gab, nach vorne zu kommen und etwa Luca Engstler überholte, kam der Grello-Porsche von Thomas Preining für seinen Pflichtstopp an die Box. Eine Runde später folgte Sheldon van der Linde im Schubert-BMW, dann war auch Rene Rast dran. Große Verschiebungen an der Spitze bleiben aus, ein Gewinner war dennoch Preining-Teamkollege Dennis Olsen, der nun auf Position fünf fuhr.

Für den Sieger des Samstags-Rennen ging das heutige Rennen unrühmlich zu Ende. Eine Viertelstunde vor Rennende kam der 27-Jährige an die Box, um sein Auto abzustellen. Die Schlussminuten des Rennens gestalteten sich bis auf ein durch Laurin Heinrich verursachten Dreher von Luca Engstler ohne größere Aufreger. Auch Marco Wittmann, der auf dem vierten Rang fuhr, konnte Thomas Preining nicht mehr gefährlich werden. Rene Rast fuhr das Rennen an der Spitze ungefährdet zu Ende, Teamkollege Sheldon van der Linde wurde Zweiter, Thomas Preining Dritter, der durch die Pleite von Mirko Bortolotti neuer Führender der Meisterschaft wurde.