Das zweite Rennen auf dem Red Bull Ring an diesem Wochenende hatte zwar nicht die Wetterkapriolen des Vortags zu bieten, dennoch erzählte das Rennen eine nicht weniger beeindruckende Geschichte. Eine davon ist die von Rene Rast – der dreimalige DTM-Meister erlebte ein außergewöhnliches Wochenende. Das größte Geschenk wartet aber noch auf ihn.

Erwartetes Kind hätte Rast-Sieg unmöglich gemacht

„Das ist ein sehr besonderer Tag für mich“, hielt Rene Rast kurz nach dem Rennen in der Pressekonferenz der Top-3 fest. Sein Strahlen im Gesicht war ihm nicht abzusprechen. Der 36-Jährige hatte gleich mehrere Gründe zum Feiern. „Hoffentlich heute, morgen oder auch in zwei Wochen.“

Was sich etwas kryptisch anhört, hat einen einfachen Hintergrund. Rasts Ehefrau, Diana Rast, erwartet ein Kind. Das zweite, um genau zu sein. Rene Rast hat nämlich bereits einen Sohn (Liam), der zwölf Tage nach seinem erst dritten DTM-Rennen 2016 geboren wurde. Beim Saisonfinale in Hockenheim vertrat Rast den Audi-Markenkollegen Mattias Ekström, der zeitglich in Buxtehude Rallye-Cross-Weltmeisters wurde. Rast belegte damals in den beiden Rennen die Ränge 6 und 17.

„Der erwartete Geburtstermin ist morgen“, so Rene Rast. „Es kann jeden Moment losgehen“, ergänzte er später. Drei- bis viermal habe es schon einen falschen Alarm gegeben. Der gebürtige Mindener war dennoch in Bereitschaft und ist inzwischen über alle Berge auf dem Weg ins 580 km entfernte Bregenz, wo seine Ehefrau schon sehnsüchtig auf ihn wartete.

Für den möglichen Fall, dass Diana Rast ihrem Ehemann René an diesem Wochenende das zweite Kind geschenkt hätte, hatte dessen Manager Dennis Rostek alles akribisch vorbereitet. „In Absprache mit dem ADAC und BMW M Motorsport habe ich beim Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) eine Sondergenehmigung beantragt, dass Rene die Veranstaltung aufgrund der Geburt seines Kindes verlassen darf“, erklärte Rostek im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

„Dieser Wunsch wurde auch genehmigt. Wenn es tatsächlich so gekommen wäre, war geplant, dass ich ihn mit meinem Auto von Spielberg ins Krankenhaus nach Bregenz gefahren hätte.“ Diese Regelung galt aber nur bis zum zweiten Qualifying. Damit war endgültig klar, dass Rast auch das zweite Rennen in Spielberg fahren würde – und zwar von der Pole Position.

Rast stellt DTM/ITC-Rekord von Schneider ein

Sportlich war es nämlich auf jeden Fall ein mehr als erfolgreiches Wochenende für den BMW-Werksfahrer. Am Vormittag stellte Rast, der das Rennen vom Samstag auf dem vierten Platz beendete, seinen Schubert-BMW auf die Pole Position – vor Teamkollege Sheldon van der Linde, der eine reine erste Reihe in BMW-Farben komplettierte.

Für Rene Rast war es die 25. Pole seiner 2016 beginnenden DTM-Karriere, womit er den DTM/ITC-Rekord des fünfmaligen DTM-Champions Bernd Schneider einstellte. Damit wird das Spielberg-Wochenende immer mehr zu einem der Rekorde: Bereits am Samstag stellte Ricardo Feller einen Rekord ein, der bisher fast 40 Jahre existierte: Eine Aufholjagd von Startplatz 26 aus mit 23 Positionsverbesserungen bis auf Platz drei hatte es erst einmal zuvor gegeben, nämlich 1984 durch BMW-Pilot Hans-Joachim Stuck, den DTM-Gesamtsieger von 1990.

Der Plan hinter seinem ersten DTM-Saisonsieg

Der Mann des Tages ist am Sonntag aber zweifelsohne Rene Rast. Seine 25. Pole Position münzte er kurzerhand auch in seinen 25. DTM-Triumph um – ein doppeltes Jubiläum! Auch hier hat das erwartete Kind eine Rolle gespielt, wie Rast nach dem Rennen scherzte: „Je schneller ich im Rennen fahre, umso schneller kann ich nach Hause kommen, das war der Plan.“ Dieser ging tatsächlich gänzlich auf.

So leicht war es am Ende aber dann doch nicht. „Ich bin fast jede Runde eine Qualifying-Runde gefahren“, beschrieb Rast das Niveau, auf dem er das ganze Rennen unterwegs war, weil der Teamkollege mächtig Druck machte. „Wenn du ein oder zwei Zehntel verlierst, hätte Sheldon aufgeholt.“

Vor allem in der kurzen Regenphase ging Rast mit etwas Vorsicht zu Werke, sodass Sheldon van der Linde leicht aufholen konnte. Am Ende war aber nichts zu machen für den Titelverteidiger. „Er ist ein großartiges Rennen gefahren“, schwärmte der 24-Jährige aus Südafrika. „Er hat keine Fehler gemacht.“ Obendrein war es für Rast der erste Sieg im BMW-Outfit nach seinem Markenwechsel weg von Audi – besondere Tage eben im Hause Rast.