Das erste Rennen des Wochenendes in Spielberg war ein außergewöhnliches. Noch vor wenigen Tagen war eigentlich klar: Audi könnte hier richtig große Probleme bekommen. Der Freitag bestätigte dieses Narrativ der Audi-Angststrecke, die Konkurrenz fuhr Audi im wahrsten Sinne des Wortes davon.

Doch Audi meldete sich beeindruckend zurück. Kelvin van der Linde stellte seinen ABT-Audi im Qualifying in die erste Startreihe. Was die Äbte bei schwierigen Bedingungen mit feuchter Rennstrecke bei van der Linde in Sachen Reifenwahl (Regenreifen) richtig gemacht hatten, ging bei Teamkollege Ricardo Feller mit Slicks im Qualifying aber schief. Die Folge: Ein Start aus der vorletzten Reihe von Position 26. Und doch sollte ihm letztlich etwas gelingen, was in der langen Geschichte der DTM zuvor erst ein Fahrer geschafft hat – eine Verbesserung um 23 (!) Positionen.

Ricardo Feller stellt Rekord ein

Dieses Kunststück war Hans-Joachim Stuck am 10.06.1984 in der Premierensaison der DTM beim Flugplatzrennen in Wunstorf gelungen. In einem BMW 635 CSi von Brun Motorsport ging Stuck vom 26. und letzten Startplatz aus ins Rennen, weil er am gleichen Wochenende mit Teamkollege Dieter Quester in einem Schnitzer-BMW 635 CSi ein Rennen zur Tourenwagen-EM in Brünn absolvierte und deshalb am Qualifying in Wunstorf nicht teilnehmen konnte.

Wie Feller jetzt in Spielberg zeigte auch Stuck damals auf dem 5,05 km langen Flugplatzkurs in Wunstorf eine fantastische Aufholjagd, bei der sich der BMW-Pilot in 20 Runden bravourös bis auf Platz drei nach vorne kämpfte! Nur Manfred Trinkt in einem Ford Mustang und Markenkollege Harald Grohs waren bereits zu weit enteilt. Duplizität der Ereignisse, dass auch Feller es jetzt gelang, von P26 auf P3 nach vorne zu stürmen

Feller verrät: Fast hätte es Aufholjagd nie gegeben

Wie Abt Sportsline diese spektakuläre Aufholjagd gelungen ist, haben wir zuvor in diesem Artikel im Detail aufgearbeitet. Dennoch hätte das ganze für Ricardo Feller auch im Rennen nach hinten losgehen können.

Bei allen stellte sich vor Rennstart die Frage nach der richtigen Reifenwahl. Bei nassen Bedingungen gingen die vorderen Plätze allesamt auf Nummer sicher und zogen Regenreifen auf. Dennoch gab es Ausreißer. Darunter etwa Jusuf Owega oder auch Lucas Auer im Winward-Mercedes, die Slicks aufzogen.

Auch Feller war bereit, dieses Risiko einzugehen. "Meine Leute haben mir gesagt: 'Nein, vertrau mir, wir nehmen Regenreifen, das ist die richtige Entscheidung.' Und so war es", blickt Feller nach dem Rennen in der Pressekonferenz der Top-3 zurück.

Schier unmöglich! So konnte sich Feller gegen Rast verteidigen

Im Rennen strahlte Feller aber nicht nur durch seine spektakuläre Aufholjagd, sondern auch aufgrund seines Duells mit dem dreimaligen DTM-Meister Rene Rast. Der Schubert-Pilot attackierte Feller mit seinem auf den Geraden schnelleren BMW in den Schlussminuten mehrmals. Doch Feller hielt dagegen.

"Ich habe häufiger als normal in den Rückspiegel geschaut", scherzte Feller. "Ich wusste, dass er kommt, aber nicht, wann und ob von links oder rechts." In Kurve vier schob Rast den vor ihn fahrenden Abt-Audi auch einige Male an. Dennoch bezeichnete Feller den Zweikampf als fair. "Nur einmal bin ich fast im Kies gelandet, das war vielleicht etwas zu viel." Rast gab die Position aber prompt zurück.

DTM-Rekord zum Biermaier-Geburtstag

Mit diesem Erfolg machte Feller nicht nur sich, sondern auch von Abt-Geschäftsführer Thomas Biermaier ein besonderes Geburtstagsgeschenk, das er sich noch vor dem Rennen zu seinem 46. Geburtstag wünschte, wie er am ProSieben-Mikrofon verriet. Der Wunsch wurde Biermaier mit dem 75. Sieg und den Podiumsplätzen 250 und 251 für sein Team ABT Sportsline tatsächlich auch erfüllt.

Doch nicht nur das. Mit seinem dritten Platz meldete sich Ricardo Feller zurück im Meisterschafts-Kampf. Der Rückstand auf den Führenden Mirko Bortolotti (180 Punkte) wurde auf 22 Zähler verkürzt. Auf den Zweiten Thomas Preining fehlen nur noch 16 Punkte.

"Wir kämpfen bis zum Ende. Ich habe nicht erwartet, die Lücke zu schließen, als ich vom drittletzten Platz gestartet bin. Das zeigt aber, wie eng die DTM ist. Alles kann sich innerhalb von Sekunden ändern. Heuten waren wir die, die das Glück hatten", zeigt sich Feller kämpferisch.