Die DTM hat am Samstag auf dem Red Bull Ring das wohl beste Rennen der Saison 2023 erlebt. In einem von Anfang bis Ende packenden Regen-Krimi setzte sich Kelvin van der Linde (Abt-Audi) von Startplatz zwei durch und feierte seinen ersten DTM-Sieg seit Oktober 2021! Der Südafrikaner gewann das drittletzte Rennen des Jahres vor Pole-Setter Laurin Heinrich (Bernhard-Porsche), der seinen zweiten Podestplatz erzielte.

Die Geschichte des Rennens schrieb allerdings Ricardo Feller (Abt-Audi). Der Schweizer stürmte in einem Rennen, das auf nasser Strecke begann und mit Slick-Reifen endete, vom 26. (sechsundzwanzigsten) bis auf den dritten Platz nach vorne! 23 Platzgewinne für den Abt-Piloten, der damit völlig überraschend seine Chancen auf den Gewinn der Meisterschaft aufrechterhält.

Feller musste sich den dritten Platz mehr als hart erarbeiten - ganz besonders in den Schlussrunden. Der Titelanwärter geriet in den letzten Runden ganz arg unter Bedrängnis seines früheren Teamkollegen Rene Rast (Schubert-BMW). Es kam sogar zu Kontakten, wobei Rast einmal selbst den Platz zurückgab, bevor ihm die Rennleitung einen Positionswechsel hätte aufbrummen können. Feller und Rast flogen quasi im Paarflug auf den Plätzen drei und vier über die Ziellinie.

Wer hätte sich schon denken können, dass zwei Audi R8 LMS GT3 auf dem Red Bull Ring aufs Podium fahren? Der Formel-1-Kurs galt in der Vergangenheit als Angst-Strecke für den Autobauer aus Ingolstadt. Und das Top-Team Abt Sportsline war im Vorfeld des Wochenendes alles andere als zufrieden mit der Balance of Performance. Das spielte bei den gemischten Bedingungen am Samstag jedoch eine untergeordnete Rolle. Ein schönes Geburtstagsgeschenk auch für Abt-Teamchef Thomas Biermaier.

Titelanwärter Preining und Bortolotti in den Punkten

Feller bleibt mit der Aufholjagd des Jahres ein Kandidat für den Titelgewinn, Meisterschaftsführender bleibt Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini). Der in Wien lebende Italiener musste sich nach Start von Platz neun mit der selben Position im Rennen begnügen. Zu Beginn konnte Bortolotti auf Regenreifen trotz 20 Kilo Erfolgsballast einige Plätze gutmachen, mit den Slicks ging dann aber nicht mehr viel nach vorne.

Ein aufsehenerregendes Rennen erlebte auch Titelkandidat Thomas Preining (Manthey-Porsche). Der Lokalmatador fuhr nach Start von P4 auf den sechsten Platz und konnte seinen Rückstand zu Tabellenführer Bortolotti verringern. Preining kam sich im Verlauf des Rennens mehrfach mit Maro Engel (Landgraf-Mercedes) ins Gehege und zog am Ende den Kürzeren gegen den AMG-Fahrer, der P5 belegte.

Hinter Preining folgten auf den Plätzen sieben bis zehn Luca Stolz (HRT-Mercedes), Marco Wittmann (Project-1-BMW), Bortolotti und Dennis Olsen (Manthey-Porsche). Am Sonntagmittag um 13:30 Uhr wartet das drittletzte Rennen der DTM-Saison 2023 auf dem Red Bull Ring.

DTM in Spielberg: So lief das Rennen am Samstag

Der Start: Insgesamt sieben Autos starteten das Rennen auf den Slicks. Darunter Jusuf Owega, Clemens Schmid, Lucas Auer oder auch Jack Aitken. Nach zwei Einführungsrunden gingen die Startampeln auf grün. Kelvin van der Linde versuchte, Laurin Heinrich zu attackieren. Hin zu Kurve drei musste der Porsche nicht nur den Audi, sondern auch Ayhancan Güven abwehren. Van der Linde ging im Ausgang von Kurve drei allerdings weit und verlor in der Folge so drei Positionen an Güven, Engel und Preining. Mirko Bortolotti dagegen gab in der Startphase eine Position an Luca Engstler ab.

Die erste Rennhälfte: Eine starke erste Rennhälfte dagegen erwischte der Meisterschafts-Dritte Ricardo Feller, der innerhalb der ersten zehn Minuten ganze 11 Positionen gutmachte. Für die Slick-Fahrer sollte sich der Poker nicht auszahlen. Auf den Trockenreifen wurden sie auf der Suche nach Grip zurückgereicht. Auch Thomas Preining musste in dieser Phase des Rennens seinen Blick häufig in den Rückspiegel richten. Kelvin van der Linde oder auch Rene Rast konnte der zweite der Meisterschaft nicht abwehren.

Während sich das Mittelfeld nun bekämpfte, konnte Laurin Heinrich an der Spitze seinen Vorsprung langsam aber sicher auf Maro Engel vergrößern, der das Tempo des Führenden nicht ganz mitgehen konnte – zur Halbzeit des Rennens hin pendelte sich der Vorsprung Heinrichs auf drei Sekunden ein. Bei immer schwerer werdenden Regen ging wurde schließlich das Boxenstopp-Fenster geöffnet. Thomas Preining konnte sich nun in den Top-5 festsetzen, Mirko Bortolotti hält aber dagegen und machte sehenswert Positionen gut, ehe er sich nach einem erfolgreichen Manöver gegen Ayhancan Güven Positions-technisch hinter Thomas Preining befand.

Zweite Rennhälfte: Bei 30 Minuten auf der Uhr kamen die ersten Autos für ihre Stopps an die Box – so etwa Luca Stolz im HRT-Mercedes. Auch Ricardo Feller wurde zur Halbzeit von der Abt-Mannschaft an die Box geholt. Für ihn gab es Slick-Reifen – das war nun die Regel, das Wetter hatte schnell umgeschwungen, der Red Bull Ring trocknete nun immer mehr auf. Güven und Teamkollege van der Linde zogen nach. Apropos van der Linde: der Schubert-BMW-Fahrer der beiden Brüder tat sich im bisherigen Verlauf des Rennens sehr schwer und fuhr weit ab von Rene Rast, der an der Spitze fuhr.

Bei 24 Minuten auf der Uhr war es dann soweit für Thomas Preining: der Österreeicher kam für seinen Stopp an die Box. Nun scheinen sich die Slicks bezahlt zu machen. Güven etwa fuhr 3 Sekunden schneller als auf den Regenreifen zuvor. Dann kam es zum heiß-ersehnten Titel-Duell: Bortolotti kam vor Preining aus der Box, der seine Reifen aber schon warmgefahren hatte. Der Grello-Porsche machte folglich kurzen Prozess aus dem Lamborghini, der sich nicht gegen das Überholmanöver in Kurve drei wehren konnte.

Wenig später musste das Safety Car auf die Strecke. In der vorletzten Kurve versuchte Clemens Schmid ein optimistisches Manöver gegen Thierry Vermeulen. Der Ferrari wurde vom Grasser-Lamborghini getroffen, drehte sich von der Strecke und blieb im Kies stecken. Die Boxenstopp-Phase brachte Veränderungen mit sich. Kelvin van der Linde führte das Feld plötzlich vor Laurin Heinrich an. Preining kam auf die drei vor, aber die größte Überraschung stellte Ricardo Feller dar, der plötzlich auf der fünf unterwegs war.

Der Sprint für die letzte Viertelstunde war eröffnet, als das Safety Car wieder in die Box fuhr. Kelvin van der Linde gab den Ton an, Preining verlor aber Positionen – auch, weil er aufgefordert wurde, Engel nach einem unfairen Zweikampf durchzulassen. Feller fuhr auf den dritten Rang vor, musste sich aber gegen einen schnellen Rast verteidigen. Ein Zweikampf, der es in sich hatte, der Schweizer behielt aber die Oberhand. Nach Ablauf der Zeit und der Zusatzrunde war es dann Kelvin van der Linde, der als erster über die Ziellinie fuhr und sich so den Sieg beim ersten Rennen des Wochenendes sicherte.