Im Fahrerlager der DTM herrschen große Empörung und Unverständnis über die lebensgefährliche Aktion der Klima-Aktivisten am Nürnberger Norisring. Mitglieder der umstrittenen Vereinigung 'Letzte Generation' hatten laut eigenen Angaben kurz vor dem Rennstart am Sonntag "orange gefärbtes Öl" auf die Rennstrecke geschüttet, um einen Abbruch zu erzwingen.
Laut einem dpa-Bericht sollen die polizeilichen Ermittlungen ergeben haben, dass drei der Aktivisten kurz vor der Aktion eine körperliche Auseinandersetzung mit einem Streckenposten hatten. Dieser habe versucht, die Aktivsten vom Betreten der Strecke abzuhalten. Der Mann habe dabei leichte Verletzungen erlitten und sei zur Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Gegen die drei Personen werde wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt.
Wittmann-Klartext: "Wollt ihr, dass es Tote gibt?"
Unglaublich gefährlich: Der Vorfall ereignete sich in der Bremszone vor der Grundig-Kehre, wo die Fahrer schon nach dem Rennstart mit weit über 200 km/h angeflogen kommen und extrem stark verzögern müssen. Glücklicherweise konnten die Polizei- und Sicherheitskräfte schnell eingreifen und der verunreinigte Asphalt mit einer Kehrmaschine gesäubert werden, sodass es 'nur' zu einer Startverzögerung von zwölf Minuten kam.
Der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann (Project-1-BMW), der bei seinem Heimrennen frenetisch von den Zuschauern bejubelt wurde, findet gegenüber Motorsport-Magazin.com klare Worte: "Die Aktion ist für die Teilnehmer an diesem Event und natürlich auch für die vielen Zuschauer extrem enttäuschend. Die Reaktion der Fans auf den Tribünen hat gezeigt, was sie von solchen Aktionen halten."
Der BMW-Star weiter: "Jeder Einzelne von uns kann oder trägt seinen Teil zu den nötigen Maßnahmen bei. Wenn bei dieser Aktion und an dieser Stelle etwas passiert wäre, hätte es zu einer Katastrophe kommen können. Am Bremspunkt, der hoffentlich nicht bewusst für diese Aktion gewählt wurde, fahren wir mit 260 bis 270 km/h. Wenn es gefährlich wird, sind solche Proteste inakzeptabel. Das sollte jedem Aktivisten klar sein. Wollt ihr, dass es Tote gibt?"
Norisring-Veranstalter: "Das war viel zu gefährlich"
Trotz des enormen Polizeiaufgebots - mehr als doppelt so hoch wie sonst auf dem Norisring - gelang es den Klima-Aktivisten, die Rennstrecke zu stürmen. Bis zu 13 Personen sollen in die offenbar akribisch vorbereitete Aktion an der Strecke involviert gewesen sein. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com sollen die inzwischen in Gewahrsam genommenen Personen sogar Tore aufgebrochen haben, um sich Zugang zu verschaffen.
"Wir leben in einer Demokratie und jeder kann seine Meinung ausdrücken", sagt Jürgen Schielein, 2. Vorstandsvorsitzender der MCN Nürnberg GmbH, zu Motorsport-Magazin.com. "Wenn aber Gefahr für Leib und Leben besteht, ist das inakzeptabel. Das war viel zu gefährlich. Öl auf eine Rennstrecke zu bringen, ist eine ganz bewusste Gefährdung von Rennfahrern."
GRT-Teamchef Grasser: Die gehören ins Gefängnis
Dass selbsternannte Klima-Schützer ausgerechnet Öl nutzen, um mit ihrer Aktion Beachtung zu finden, darüber konnten die meisten Beobachter nur mit dem Kopf schütteln. "Ich habe das System dieser Klima-Kleber noch nie verstanden", sagt GRT-Teamchef Gottfried Grasser zu Motorsport-Magazin.com. "Wenn man sich als Umwelt-Vertreter aber irgendwohin klebt oder auf die Idee kommt, eine Rennstrecke mit Öl zu beschmieren, dann sollte der ins Gefängnis. Alle Teams hier passen so sehr darauf auf, dass keinerlei Öl in den Boden fließt - und dann kommen solche Leute und verschütten Öl auf der Strecke. Da fehlt mir jeder Begriff von Normalität."
Ähnlich fiel die Resonanz bei den 102.000 Zuschauern am Wochenende des 80. Int. ADAC Speedweekend aus. Der Auftritt der Klima-Aktivisten wurde mit lauten Buh-Rufen von den Tribünen begleitet. "Diese Menschen haben eine Bühne gesucht, sie aber nicht bekommen. Das Publikum hat diese Aktion entsprechend kommentiert", sagt der frühere Rennfahrer und heutige Teammanager von Engstler-Audi, Manuel Reuter, zu Motorsport-Magazin.com.
Van der Linde: "Ein Stück weit die Veranstaltung ruiniert"
Es war schon das zweite Mal in diesem Jahr, dass Klima-Aktivisten eine Motorsport-Veranstaltung in Deutschland gestört haben. Beim Formel-E-Rennen in Berlin musste der Start ebenfalls etwas verzögert werden, weil Aktivisten versucht hatten, sich auf der Strecke festzukleben. Da sie während des laufenden Start-Prozederes vor die Autos sprangen, sprachen viele Beobachter von einer lebensgefährlichen Situation für Fahrer und Streckenpersonal.
Kelvin van der Linde, der in der DTM für Abt-Audi startet und dieses Jahr zudem Einsätze in der Formel E für den Rennstall aus Kempten bestritt, sagt am Norisring zu MSM: "Wir hatten das Thema ja schon bei der Formel E in Berlin - was wegen der E-Mobilität schon falsch war. Die heutige Aktion sogar noch mit Öl in Verbindung zu bringen, ist extrem gefährlich! Dafür habe ich absolut kein Verständnis. Ein Stück haben sie damit auch die ganze Veranstaltung ruiniert."
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