Die DTM hat auf die zuletzt scharfe Kritik einiger Fahrer vor dem anstehenden Rennwochenende in Spa-Francorchamps (09.11. September 2022) reagiert. In einer überarbeiteten Version der Event Notes ist neu unter dem Punkt 9.2 festgehalten:
"Die Fahrer müssen zwischen ihrem eigenen Auto und anderen Autos oder dem Rand der Strecke bei der Anfahrt und dem Ausgang einer Kurve einen "Rennraum" (mindestens eine halbe Fahrzeugbreite) lassen."
Dabei handele es sich um eine Klarstellung der Regeln, wie der Sportliche Ausrichter AvD auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com mitteilte. Die Entscheidung sei nach Gesprächen zwischen Rennleiter Scot Elkins und einigen Fahrern, die die jeweiligen Hersteller in der DTM vertreten, gefallen. In einem Fahrer-Briefing am heutigen Freitag dürfte diese Klarstellung ebenfalls ein Thema sein.
Im Verlauf der vergangenen beiden Rennwochenenden auf dem Norisring und auf dem Nürburgring hatte die Kritik seitens zahlreicher Fahrer immer weiter zugenommen. Im Mittelpunkt stand vor allem der mangelnde Respekt zwischen den Piloten und eine zu milde Bestrafung bei Vorfällen. Einige Fahrer wünschten sich in dieser Woche eine Rückkehr zu den Regeln aus vergangenen DTM-Zeiten, in denen sich die Fahrer mindestens eine volle Wagenbreite Abstand lassen mussten. Ansonsten setzte es damals eine Durchfahrtstrafe.
Wie Vergehen geahndet werden, falls sich die Fahrer ab Spa weniger als eine halbe Wagenbreite Abstand am Kurvenausgang lassen, obliegt der Rennleitung. Einen festen Strafenkatalog gibt es seit geraumer Zeit nicht mehr in der deutschen Traditionsserie. Bei Kollisionen setzten die Verantwortlichen zuletzt verstärkt auf 5-Sekunden-Zeitstrafen mit möglichen nachfolgenden Grid-Strafen für das nächste Rennen. Davon sind in Spa etwa David Schumacher und Maro Engel betroffen.
Zu den lauten Kritikern zählte unter anderem der dreifache DTM-Champion Rene Rast. Der Abt-Audi-Pilot sagte während einer DTM-Pressekonferenz an diesem Mittwoch: "Früher waren wir angehalten, Seite bei Seite zu fahren. Früher sagte der Renndirektor: 'Ich will nicht sehen, dass jemand den anderen auf der Außenseite von der Strecke schiebt und keinen Platz lässt'. Diese Regeln haben wir nicht mehr. Es ist praktisch freies Fahren. Wenn jemand außen ist, macht man die Lenkung auf und schiebt ihn von der Strecke. Oder man bremst etwas später und schiebt den anderen raus."
Mehrere Fahrer hatten sich für eine Rückkehr zu alten Regeln ausgesprochen, in der Hoffnung, dass wieder mehr Anstand in den zuletzt kollisionsreichen Rennen mit zahlreichen Ausfällen herrscht.
Der Meisterschaftsführende Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) meinte: "Die Fahrer gehen mehr ans Limit, auch, weil die Autos nach einem Schaden nicht so viel Performance verlieren. Das kann man nie komplett vermeiden. Und die DTM ist auch Kontaktsport mit Tür-an-Tür-Duellen Es muss aber immer Respekt herrschen und mehr Platz am Kurvenausgang gelassen werden. Sonst macht es keinen Spaß mehr und man sieht nicht, wer verdientermaßen vorne ist. Das Konzept von früher war gut und wir sollten es zurückbringen."
Deutlicher Hinweis für DTM-Starts
Deutlich in fetter Schrift hervorgehoben wurde in den Event Notes für Spa zudem, dass alle Fahrer bei einem Start in ihrer jeweiligen Reihe direkt vor und hinter dem anderen Auto fahren müssen. Ein Ausscheren ist nicht erlaubt. Das hatte in den vergangenen Wochen ebenfalls zu Diskussionen geführt, weil alle Fahrer nach der ersten Startreihe Schwierigkeiten hatten, durch den Heckflügel des Vordermannes die Startampel zu sehen.
Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wurde vor dem Nürburgring-Wochenende sogar ein Start ähnlich wie im ADAC GT Masters besprochen, jedoch abgelehnt. In der ADAC-Serie starten die Autos ebenfalls rollend, aber mit deutlich größerem Abstand zwischen den beiden Startreihen. In der DTM darf der Abstand zwischen den beiden Reihen in der Mitte der Strecke maximal eine Fahrzeuglänge betragen.
Großes Spa-Thema: Track Limits
Ein weiteres Thema, das die Rennleitung auf der umgebauten Strecke in Spa beschäftigen dürfte: Track Limits. Bei Nichtbeachtung wird die Rundenzeit gestrichen. In den Rennen erhält ein Fahrer beim dritten Verstoß eine Verwarnung. Ab dem vierten und jedem weiteren Vergehen folgen 5-Sekunden-Zeitstrafen. Für den belgischen Grand-Prix-Kurs gilt am Wochenende:
- Kurve 3: Die Fahrer müssen mit den rechten Reifen auf dem Kerb bleiben.
- Kurve 4 (Ausfahrt von Kurve 3): Die Fahrer müssen mit den linken Reifen auf dem Kerb bleiben.
- Kurve 5: Wenn ein Fahrzeug Kurve nicht durchfahren kann, muss es durch die Auslaufzone weiterfahren und die Ausweichstrecke benutzen, um wieder auf die Strecke zu kommen.
- Kurve 6: Die Fahrer müssen mit den rechten Reifen auf dem Kerb bleiben.
- Kurve 17: Die Fahrer müssen mit den linken Reifen auf dem Randstein bleiben.
- Kurve 19: Die Fahrer müssen mit den linken Reifen auf dem Kerb bleiben. Bei Nichtbeachtung wird die aktuelle Rundenzeit und die folgende Rundenzeit gestrichen.
Im belgischen Spa-Francorchamps trägt die DTM das sechste von acht Rennwochenenden in der Saison 2022 aus. Die beiden Rennen am Samstag und Sonntag beginnen jeweils um 13:30 Uhr.
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