Für Rene Rast beginnt 2023 ein neues Kapitel seiner langen und erfolgreichen Motorsport-Karriere: Nach der Trennung von Audi geht der 35-Jährige künftig sowohl für BMW als auch für McLaren als Werksfahrer an den Start. Der Doppel-Deal gilt als ein Riesen-Coup in der Rennszene.

Während Rasts Engagement mit McLaren in der Formel E klar ist, gibt es auf Seiten von BMW M Motorsport noch einige Fragezeichen. Noch wird nicht verraten, in welchen Rennserien und Programmen der dreifache DTM-Champion tatsächlich zum Einsatz kommt. Neben dem GT3-Programm engagiert sich BMW ab 2023 mit dem neuen LMDh-Boliden in der US-amerikanischen IMSA-Serie sowie ab 2024 obendrein in der WEC mit den 24 Stunden von Le Mans als Highlight.

Rast hat BMW-LMDh schon getestet

Wie Rast bei einer Medienrunde seiner Agentur Pole Promotion auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com verriet, saß er sogar schon im neuen LMDh-Prototypen des Autobauers aus München! Bei einem kürzlich stattgefundenen Test im spanischen Aragon durfte Rast die ersten Kilometer mit dem V8-Hybrid-Prototypen sammeln.

"Ja, ich bin schon den LMDh gefahren", sagte Rast zu Motorsport-Magazin.com. "Ich kann nicht ins Detail gehen, weil alles super-frisch ist und weil sich das Auto in der frühen Entwicklung befindet. Ich kann aber sagen, dass es sich toll angefühlt hat und dass wir viel vom Projekt erwarten können."

Foto: BMW M Motorsport
Foto: BMW M Motorsport

Rostek: "Heilfroh, dass Audi uns diese Möglichkeit gibt"

Dass Rast schon jetzt von seinem Noch-Arbeitgeber Audi Sport - der Vertrag endet offiziell am 31. Dezember 2022 - die Freigabe erhielt, für BMW erste Tests zu bestreiten, zeugt von gegenseitigem Respekt, Vertrauen und nicht zuletzt dem Verhandlungsgeschick von Rasts langjährigem Manager Dennis Rostek. Der sagte dazu: "Wir sind heilfroh, dass Audi uns diese Möglichkeit gibt."

BMW-Motorsportchef: "Werden was Tolles für Rene finden"

BMW-Motorsportchef Andreas Roos, der Rast bestens aus gemeinsamen Audi-Zeiten kennt, freute sich über den prominenten Neuzugang im Werkskader. Wo Rast eingesetzt wird, wollte er noch nicht verraten. Ob der LMDh-Test für Rast wichtig gewesen sei zu diesem scheinbar frühen Zeitpunkt und ob man daraus schließen könne, dass Rast schon 2023 für BMW in der IMSA antritt, wollte Motorsport-Magazin.com wissen.

BMW-Boss Roos: "Natürlich ist das wichtig. Deswegen saß er schon im Fahrzeug, damit seine Eindrücke einfließen können. Wir haben aber einen großen Fahrerkader auf unserer Seite und viele erfahrene Piloten an Bord. Wir wollen das Projekt zusammen vorantreiben. Zu Renes Programm sagen wir etwas zu einem späteren Zeitpunkt. Wir müssen erst einmal alle Programme abklären. Wir werden etwas Tolles für Rene finden. Ob das 2023 Rennen oder Testarbeit beinhaltet, geben wir zu einem späteren Zeitpunkt bekannt."

Mit der Formel E hat Rast nach dem Audi-Werksaustieg Ende 2021 noch eine Rechnung offen und es ist kein Geheimnis, dass er gerne noch einmal in der Top-Kategorie bei den 24h Le Mans antreten würde. Aber auch die DTM darf nicht vergessen werden, schließlich hat BMW mit dem M4 GT3 zu Jahresbeginn ein neues Modell auf den Markt gebracht, dass bereits siegreich war in der deutschen Traditionsrennserie.

Foto: BMW M Motorsport
Foto: BMW M Motorsport

Rene Rast: DTM 2023 mit BMW?

Rast, der sich mit seinen Erfolgen vor allem in der DTM zum erfolgreichsten Tourenwagen/GT-Fahrer des Jahrzehnts gemausert hat, betonte erneut seine Leidenschaft für die DTM. Der gebürtige Mindener: "Es ist kein Geheimnis, dass ich die DTM mag. Meine Karriere hat im Rahmenprogramm begonnen, 2003 in der Formel BMW. Seitdem bin ich ein Teil der DTM und hier hatte ich meine erfolgreichste Zeit. Solange ich um Siege und Titel kämpfen kann, ist die DTM eine der Meisterschaften, die sehr weit oben auf meiner Liste steht. Sag niemals nie. Wir müssen schauen, wie die Kalender aller Rennserien aussehen. Dann machen wir einen Plan und schauen, was nächstes Jahr möglich ist."

BMW-Motorsportchef Roos über einen möglichen DTM-Einsatz von Rast im BMW M4 GT3 zur Saison 2023: "Rene ist ein sehr talentierter Fahrer und war in jedem Rennauto, das er bisher gefahren ist, schnell. Wir sind bei BMW in der glücklichen Situation, mit GT- und LMDh-Programmen einige Gelegenheiten zu haben, um Rene zu nutzen. Rene hat bewiesen, dass er stark in der DTM ist. Es ist noch zu früh, um zu entscheiden, wo wir Rene 2023 sehen werden."

Rast: DTM-Titel mit Audi wäre Tüpfelchen auf dem i

Bevor es soweit ist, fokussiert sich Rast nun voll auf den diesjährigen Titelkampf in der DTM. An diesem Wochenende kehrt die Serie nach einer achtwöchigen Sommerpause auf dem Nürburgring zurück. Rast reist mit seinem Team Abt-Audi als Gesamtdritter in die Eifel - und greift klar nach dem vierten DTM-Titelgewinn.

Rast: "Zur Zeit liegt der volle Fokus auf der DTM, wir haben noch vier Veranstaltungen vor uns. Am liebsten würde ich die Meisterschaft gewinnen. Das wäre das Tüpfelchen auf dem i. Sobald das beendet ist, beginnen wir mit dem Simulator- und Testprogramm. Das geht nahtlos über. Mein Programm mit Audi wird nicht darunter leiden."