Am kommenden Wochenende startet die DTM in Portimao (29.04.-01.05.2022) in ihre 36. Saison. Bereits an diesem Dienstag und Mittwoch sind die Teams und Fahrer auf dem portugiesischen Kurs im Einsatz und absolvieren die letzten gemeinsamen Testfahrten.

Bei den Sessions, die erst nachmittags beginnen und jeweils um 22:00 Uhr Ortszeit (23:00 MEZ - hier geht es zum DTM-Live-Timing) enden, sollen auch weitere Daten für die Einstufung der GT3-Fahrzeuge gesammelt werden. Ähnlich wie zuletzt bei den Testfahrten in Hockenheim, erwartete den DTM-Tross auch in Portimao ein Regenschauer zum Auftakt.

DTM, Formel E, DTM: Elkins im Reisestress

Bei den Tests, die kurz auf das vorangegangene MotoGP-Rennwochenende an gleicher Stelle folgen, beobachtet auch der neue Rennleiter Scot Elkins das Treiben der 29 Autos. Der Nachfolger des zur Formel 1 abgewanderten Niels Wittich verpasst allerdings das erste DTM-Rennen am Samstag, weil die Formel E - ebenfalls unter Elkins' Leitung - zeitgleich in Monaco gastiert. Für den US-Amerikaner geht es im Anschluss an die Portimao-Tests gleich weiter ins monegassische Fürstentum.

Elkins sammelt in diesen Tagen reichlich Flugmeilen: Nach dem Formel-E-Rennen in Monaco macht sich der 52-Jährige direkt wieder auf den Weg zur DTM, um das Sonntagsrennen zu leiten. Da Stellvertreter Oliver Grodowski nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus persönlichen Gründen passen muss, übernimmt stattdessen Christian Vormann die Führung am Samstag.

Auf Elkins und Co. warten in der DTM-Saison 2022 zahlreiche Herausforderungen. Einen Vorgeschmack erhielt der neue Rennleiter bereits bei den Hockenheim-Tests. Wie Motorsport-Magazin.com exklusiv berichtet hatte, leisteten sich die Fahrer allein am ersten von zwei Test-Tagen mehr als 580 (in Worten: fünfhundertachtzig) Verstöße gegen die Track-Limits! Am zweiten Tag wurden bei weiteren Überschreitungen die Rundenzeiten einfach gestrichen, ohne die Vergehen öffentlich sichtbar auf dem Zeitenmonitor anzuzeigen.

Elkins: "Da habe ich wirklich Tacheles geredet"

"Zum Glück gab es an jenem Abend eine Teammanager-Besprechung, da habe ich wirklich Tacheles geredet und auch die Hilfe der Teammanager in Anspruch genommen, so dass sie mit ihren Fahrern sprechen würden und wir das Problem lösen konnten. Ich glaube, dass es jetzt kein Problem mehr sein wird", sagte Elkins im Interview auf der DTM-Webseite und bestätigte damit erstmals das Track-Limit-Chaos vorrangig in Turn 1 auf der badischen Rennstrecke.

Ab dieser Saison unterstützt die neue Zeitnahme der DTM, das international bekannte Unternehmen Al Kamel Systems, die Rennleitung bei der Überwachung von Track Limits. Ein Video-Überwachungssystem meldet per automatisierter Software, wenn ein Fahrer die Strecken-Grenzen überschreitet. Die Daten kann Elkins direkt an das betroffene Team senden, um Vergehen zu belegen.

Neuer DTM-Rennleiter: Der US-Amerikaner Scot Elkins, Foto: DTM
Neuer DTM-Rennleiter: Der US-Amerikaner Scot Elkins, Foto: DTM

Elkins baut auf gesunden Menschenverstand

"Wir sind ehrlich in dem Thema, wir werden einigermaßen flexibel sein, wenn es darum geht, wie wir die neue Technologie und die Systeme, die wir haben, einsetzen", erklärt Elkins. "Da braucht es auch den gesunden Menschenverstand. Wir müssen nun einmal damit leben, es gehört halt dazu, wie manche von diesen Strecken gebaut worden sind."

Track-Limits waren schon 2021 ein großes Thema in der DTM. Man erinnere sich nur an das Assen-Wochenende, als die Fahrer auf dem Motorrad-Kurs allein im 1. Training 180 Mal die Grenzen missachteten und im 2. Training 107 weitere Verstöße folgen ließen... Der Red Bull Ring gilt neben Hockenheim als weiterer Hotspot im DTM-Kalender, wenn es um Track-Limits geht.

"Sie haben ein tolles System, das mit Videokameras für die Streckenbegrenzung funktioniert, bei dem wir bestimmen können, was das Limit ist, und es dann bei Bedarf anpassen können", so Elkins über die Technik von Al Kamel. "Wenn ich zum Beispiel sage, ich möchte, dass die Räder auf der rechten Seite der weißen Linie bleiben, dann können sie die Kamera so einstellen, dass wir das beobachten können."

"Nicht so überregulieren, dass der Rennsport leidet"

Mit dem angesprochenen Menschenverstand will Elkins offenbar auch weitere Herausforderungen der DTM in Angriff nehmen. Dazu gehören Kontakte auf der Strecke genauso wie Teamorder von außerhalb. Zuletzt sagte DTM-Manager Frederic Elsner, dass in Deutschland und in Europa eine Tendenz zum Überregulieren herrscht - lassen sich derartige Angelegenheiten mit dem US-amerikanischen Einfluss von Rennleiter Elkins besser lösen?

Eine Herangehensweise, die in unterschiedlichen Kreisen kritisch beäugt wird. Elkins: "Wenn es ums Überregulieren geht, glaube ich, dass das in Europa etwas häufiger als in den USA der Fall ist. Dort haben wir mehr eine Haltung im Sinne von 'Lass sie fahren'. Vielleicht lässt sich das auch in der DTM umsetzen, vielleicht aber auch nicht. Ich weiß, dass sich alle in der Führung der ITR guten Rennsport wünschen, und wir werden sicherlich nicht so überregulieren, dass der Rennsport darunter leidet."

DTM 2022: Saisonvorschau mit allen Fahrern, Teams, Marken: (51:57 Min.)