Liam Lawson war nach der verlorenen DTM-Meisterschaft beim Saisonfinale auf dem Norisring restlos bedient. Auch Tage nach der kontrovers diskutierten Kollision mit Titel- und Dauer-Rivale Kelvin van der Linde war der 19-Jährige nicht allzu gut auf den Abt-Piloten zu sprechen, der sich zwischenzeitlich bei Lawson und auch in der Öffentlichkeit entschuldigt hat.
"Die Team-Spielereien in den letzten paar Runden waren das eine, aber der Turn-1-Zwischenfall war für mich der frustrierendste Teil des gesamten Wochenendes. Das exakt Gleiche war schon im ersten Rennen passiert und man könnte annehmen, dass die Leute aus ihren Fehlern lernen", so Lawson bei Motorsport TV.
Im Samstagsrennen hatte van der Linde versucht, nach dem Start in der ersten Kurve Lawons Ferrari zu überholen, verbremste sich aber und fiel vom zweiten auf den siebten Platz zurück. Im titelentscheidenden Sonntagsrennen erwischte der Südafrikaner in der selben Ecke dann Lawson.
Lawson: Teamorder ist nicht so cool
Auch dessen von P3 gestarteter Teamkollege Nick Cassidy war in den Vorfall involviert und fiel bis ans Ende des Feldes zurück. Lawson musste mit seinem beschädigten 488 GT3 an die Box von AF Corse humpeln und das Rennen mit einem Rückstand von vier Runden und krummer Lenkstange wieder aufnehmen. Beim Zieleinlauf war sein Rückstand auf Sieger und Meister Maximilian Götz auf 24 Runden angewachsen.
Dass die Mercedes-AMG-Fahrer den Markenkollegen tatkräftig unterstützen würden, sah Lawson schon während des Rennens kommen, während er selbst 30 Sekunden langsamer fuhr als die Spitze und alle paar Runden auf dem 2,3 Kilometer kurzen Stadtkurs überrundet wurde. Lawson: "Einen Großteil der Saison habe ich genossen, aber die Sache mit der Teamorder ist nicht so cool. Im Rennen habe ich auf den Bildschirmen gesehen, was abging. Ich habe auch mit dem Team gesprochen und es war klar, was passieren würde."
Lawson nach DTM-Vorfällen: Möchte kein Teil davon sein
Während die Stallregie-Angelegenheit auf eine lange Geschichte in der DTM zurückblickt, wurde Nachwuchspilot Lawson erstmals damit konfrontiert. Zu einer Fortsetzung seiner Karriere in der Traditionsserie wird es voraussichtlich nicht kommen. Lawson: "Die Saison als Ganzes war fantastisch und ich bin sehr stolz auf das gesamte Team. Aber wie die Saison endete, hatte ich nicht erwartet oder kommen sehen und das ist nichts, wovon ich in Zukunft gern ein Teil sein würde."
Schon in Hockenheim eine Woche vor dem Norisring-Finale hatte Lawson den Eindruck, mit seiner Ferrari-Truppe als Einzelkämpfer unterwegs gewesen zu sein. Der Neuseeländer ärgerte sich über Gerüchte, dass sein von Red Bull unterstütztes Team angeblich bevorteilt worden sei und tat derartige Spekulationen als einen "absoluten Witz" ab.
Lawson: Zielscheibe auf dem Rücken
Lawson weiter: "Und vor allem am Norisring hatte ich das Gefühl, dass wir eine Zielscheibe auf dem Rücken haben. Nachdem mein Auto beschädigt war, war Nick alleine unterwegs. Während er durch das Feld fuhr, konnte man sehen, dass er sich gegen fünf oder sechs Mercedes wehren musste. Ich denke, dass in den letzten paar Runden absichtlich in ihn reingefahren wurde und solche Sachen. Damit sollte sichergestellt werden, dass es für ihn keine Chance gab, nach vorne zu kommen."
Cassidy setzte sich gegen mehrere Mercedes zur Wehr und erhielt nach einer späten Kollision mit Mercedes-Winward-Fahrer Philip Ellis eine 5-Sekunden-Strafe. Der Schweizer war am Samstag bereits mit Lawson aneinandergeraten und drehte sich in Folge eines Kontakts auf der Strecke. "In beiden Rennen von einem Ferrari abgeräumt - dazu muss ich wohl nichts weiter sagen", ärgerte sich Ellis.
Berger: Ferrari hat gezeigt, was sportliche Fairness ausmacht
DTM-Boss Gerhard Berger fand es in einem in der Szene eifrig diskutierten Interview mit Bild verständlich, dass sich bei Ferrari und AF Corse "die Freude in Grenzen hielt", wie es der Österreicher formulierte.
Berger: "Das Team bzw. die beiden Fahrer Lawson und Cassidy hätten verschiedene Möglichkeiten gehabt, den Rennverlauf nach diesem Manöver noch zu beeinflussen, zum Beispiel auch mit der Provokation eines Safety-Car-Einsatzes. Das ist nicht passiert. Daher muss ich an dieser Stelle den Hut vor Ferrari und AF Corse ziehen: Sie haben gezeigt, was sportliche Fairness ausmacht."
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