Kelvin van der Linde hat sich nach dem kontrovers diskutierten DTM-Saisonfinale auf dem Norisring bei seinem Titelgegner Liam Lawson entschuldigt. Am Mittwochabend, drei Tage nach dem Sonntagsrennen, in dem der Abt-Pilot dem Neuseeländer nach dem Start ins Auto gefahren war, wand sich van der Linde mit einer längeren Botschaft an die Öffentlichkeit.
Er habe Lawson am Dienstagabend kontaktiert, teilte der 25-Jährige in seinen sozialen Netzwerken mit. "In dieser Zeit wollte ich unbedingt die Person kontaktieren, die eine Entschuldigung am meisten verdient hat", so van der Linde. "Liam und ich haben gestern Abend gesprochen. Wir haben über alles gesprochen, was passiert ist und ich habe mich für die Aktionen entschuldigt, die ihn die Meisterschaft gekostet haben."
Auch habe er sich bei Lawson für seine Äußerungen gegenüber Medien kurz nach dem Rennende entschuldigt: "Ich war voller Adrenalin und hatte ein Mikrofon vor meinem Gesicht, als ich aus dem Auto stieg, ohne zu sehen, was im Fernsehen passierte. Ich habe es nicht gut gehandhabt und bin nicht stolz darauf." Unter anderem hatte van der Linde bei Sat.1 darauf hingewiesen, dass die DTM kein Kindergeburtstag sei und mehrfach den Überraschungs-Meister Maximilian Götz zum Titelgewinn beglückwünscht.
Lawson klagt an: Idiot und schmutzigster Fahrer
Lawson, der das letzte Rennen der Saison als haushoher Titelfavorit mit seinem Ferrari von der Pole Position aufgenommen hatte und nach der Kollision mit van der Linde die Ziellinie mit 24 Runden Rückstand überquerte, hatte seinem Frust freien Lauf gelassen. Er bezeichnete van der Linde als den schmutzigsten Fahrer, der ihm je begegnet sei und nannte ihn einen Idioten.
Van der Linde erhielt nach dem Vorfall in Kurve eins eine 5-Sekunden-Zeitstrafe, weil er laut Rennleitung unsicher auf die Strecke zurückgekehrt sei. Nach einem erlittenen Reifenschaden in Folge eines Duells mit HRT-Mercedes-Pilot Götz war der Titelzug auch für van der Linde abgefahren, der in der Meisterschaft hinter Götz und Lawson den dritten Rang belegte.
Van der Linde: Nicht immer die richtigen Entscheidungen
Van der Linde weiter in seinem Beitrag auf Instagram und Facebook: "Auf sportlicher Seite hat jeder das Recht auf seine eigene Meinung. Wir Fahrer sind gezwungen, innerhalb von Sekundenbruchteilen Entscheidungen mit hohem Einsatz zu treffen. Das sind nicht immer die richtigen und sie haben oft schwerwiegende Folgen."
Abt-Teamchef Thomas Biermaier argumentierte nach dem Rennen, dass der Rennstall aus Kempten "mit der Balance of Performance, dem Boxenstopp-Thema und einigen Schiedsrichter-Entscheidungen nicht immer auf der glücklichen Seite" gewesen sei. Das alles habe dazu geführt, dass das Team mit van der Linde ein "sehr hohes Risiko eingehen musste - an der Box genauso wie auf der Strecke".
Van der Linde beschimpft: Ihr kennt mich nicht
In den sozialen Medien musste van der Linde nach dem Rennen teilweise wüste Beleidigungen weit unter der Gürtellinie über sich ergehen lassen. Die Beschimpfungen hätten bei van der Linde einen traurigen Beigeschmack hinterlassen, schrieb er. "Das Einzige, was ich denen sagen werde, die das Bedürfnis verspürten, diese Dinge zu schreiben: Ihr kennt mich nicht, ihr kennt meine Familie nicht und ihr seid definitiv keinen Tag in meinen Schuhen gelaufen. Sport ist Sport. Aber vergesst nie, dass hinter allem echte Menschen stecken. Das wünsche ich keinem Menschen."
Für seinen Beitrag erhielt van der Linde positiven Zuspruch zahlreicher Rennfahrer-Kollegen, nachdem ihm zuvor sein langjähriger Freund und früherer Teamkollege Rene Rast zur Seite gesprungen war.
Über Lawsons Vorwürfe sagte der dreifache DTM-Champion am Sonntagabend bei Sport1: "Man darf nicht vergessen: Er ist erst 19 Jahre. Er stand kurz vor seinem ersten großen Titel. Daher ist man natürlich sauer, das kann ich nachvollziehen. Van der Linde als schmutzigsten Fahrer seiner Karriere zu bezeichnen ist vielleicht etwas over the top. Er ist kein unfairer Fahrer. Er möchte hart fahren und von den anderen respektiert werden."
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