Die Vorfreude auf das DTM-Saisonfinale in Hockenheim am kommenden Wochenende (20.-22. Oktober 2023) ist riesengroß. Mit Thomas Preining (Manthey-Porsche, 190 Punkte), Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini, 180 Punkte) und Ricardo Feller (Abt-Audi, 159 Punkte) können sich Fahrer drei unterschiedlicher Teams und Marken gute Hoffnungen auf den Titelgewinn ausrechnen. Der amtierende DTM-Champion Sheldon van der Linde (Schubert-BMW, 138 Punkte) hat bei 52 Zählern Rückstand auf Preining nur noch theoretische Chancen.

Angesichts dieser engen Ausgangslage kann am Ende jeder Punkt über die Meisterschaft entscheiden. Unweigerlich schwebt das ewige DTM-Schreckgespenst, die Teamorder, über dem Hockenheimring. Per Reglement bleibt das leidige Dauer-Thema auch unter dem ADAC als neuem Promoter verboten. Wer erwischt wird, einem Fahrer Anweisungen zu seinem Nachteil zu erteilen, kassiert bis zu 250.000 Euro Geldstrafe. Hilft ein Fahrer aus eigenem Antrieb heraus jedoch einem Kollegen, so wäre das erlaubt.

DTM-Meisterschaft 2023: Top-4 nach 14/16 Rennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Thomas PreiningManthey-Porsche190
2Mirko BortolottiSSR-Lamborghini180
3Ricardo FellerAbt-Audi159
4Sheldon van der LindeSchubert-BMW138

DTM-Teamorder: Weniger, aber nicht weg

Positiv hervorzuheben: Im bisherigen Saisonverlauf haben die Titelfavoriten keine auffälligen Geschenke von ihren Team- oder Markenkollegen erhalten. Ganz anders als zu früheren Hersteller-Zeiten, in denen die Meisterschaftskandidaten häufig schon nach dem zweiten oder dritten Rennwochenende einer Saison auserkoren wurden und der Rest mitspielen musste.

Dass Teamorder auch zu Zeiten des GT3-Reglements in der DTM angewendet wird, zeigte das Norisring-Finale 2021, als der spätere Meister Maximilian Götz zwar von selbstverschuldeten Kollisionen seiner Gegner Liam Lawson und Kelvin van der Linde profitierte, durch die Mercedes-Markenkollegen Lucas Auer und Philip Ellis aber auch kräftig Schützenhilfe erhielt. Dieser Vorfall brachte das Teamorder-Verbot nach einem lauten Aufschrei schließlich zurück ins Regelbuch.

Wer den DTM-Titelfavoriten helfen könnte

In diesem Jahr gäbe es einige Möglichkeiten, den realistischen Titelanwärtern unter die Arme zu greifen. Preining stellt mit seinem Manthey-Grello einen von insgesamt sechs Porsche 911 GT3 R im Starterfeld. Die weiteren 911er werden von den Kundenrennställen Team 75 Bernhard sowie Toksport WRT eingesetzt.

Bortolotti führt ein Lamborghini-Quintett mit vier weiteren Huracan GT3 Evo 2 an und hat bei SSR Performance als Einziger sogar zwei Teamkollegen in Form von Lambo-Werksfahrer Franck Perera sowie Alessio Deledda. Bortolottis langjähriges Team GRT startet mit zwei weiteren Lamborghini, in Hockenheim erstmals unter anderem mit dessen früherem Teamkollegen Christian Engelhart, eigentlich Porsche-Vertragsfahrer. Abt-Pilot Feller weiß unterdessen vier weitere Audi R8 LMS GT3 um sich herum.

Bortolotti: Hoffentlich keine dummen Spielchen

Von einer möglichen Stallorder wollte selbstverständlich keiner der drei Titelanwärter etwas vor dem Hockenheim-Showdown wissen. "Nein", bekräftigte Bortolotti. "Das geht ja auch nicht. Wir sind auf uns selbst gestellt und müssen kämpfen. Ich hoffe, dass es fair abläuft und keine dummen Spielchen getrieben werden. Hoffentlich spielt es sich zwischen uns ab und nicht mit anderen Leuten, die clever versuchen irgendwas zu machen, was am Ende nicht clever sein wird."

Auch DTM-Spitzenreiter Preining hoffte auf einen sauberen Kampf um den prestigeträchtigen Titel: "Klar ist, dass man nicht auf so etwas angewiesen ist. Es ist auch nichts in die Richtung geplant. Es wäre am besten, wenn das Ganze sauber abläuft und sportlich auf der Strecke geklärt wird statt irgendwo am Grünen Tisch oder durch Teamkollegen. Es ist ein Kampf zwischen uns Dreien und im Optimalfall sollte sich niemand einmischen."

Abt-Ass Feller, der bei 31 Punkten Rückstand auf Preining schon ein kleines Wunder benötigt, ging zumindest soweit, zu hoffen, dass Teamkollege Kelvin van der Linde der Konkurrenz die Punkte 'klaut'. "Jeder fährt sein eigenes Rennen", sagte der Schweizer. "Ich hoffe für mich selbst, dass mein Teamkollege so stark sein wird wie zuletzt und vorne mitmischt, um den zwei Jungs (Preining und Bortolotti) hoffentlich die großen Punkte wegzunehmen. Für mich wäre das gut, weil ich ja aufholen muss. Ansonsten gibt es keine Hilfe."