GT3 oder Ende? Die Zukunft der DTM beziehungsweise der Dachorganisation ITR über das Jahr 2020 hinaus bleibt ungewiss. Seit einiger Zeit zeichnet sich eine Tendenz ab, wie jetzt auch Gerhard Berger erstmals öffentlich aussprach.

"Wenn wir als ITR es weiterführen wollen, dann müssen wir GT3 machen, weil es das einzige Technische Reglement ist, bei dem viele Hersteller involviert sind", sagte der Österreicher am Montagabend in der Servus-TV-Sendung Sport und Talk aus dem Hangar 7.

Berger weiter: "Da sind 13 Hersteller, die das Thema betreiben. Es ist naheliegend, dass man auf GT3 geht. Mir tut es sehr leid, denn die heutigen DTM-Fahrzeuge sind richtige Rennautos und nach der Formel 1 eigentlich die komplexesten Autos."

Offenbar sieht die ITR in einem Wechsel auf das vergleichsweise kostengünstigere GT3-Konzept die einzige Lösung, die Plattform kurzfristig weiterzuführen. Nach den Ausstiegen von R-Motorsport mit Aston Martin zum Jahresbeginn sowie der Abschiedsankündigung von Audi und nicht zuletzt der wirtschaftskritischen Corona-Krise dürfte die kurze Zeit des lange ausgearbeiteten Class-1-Reglements und der seit 2019 eingesetzten Turbo-Rennwagen vorbei sein.

Berger: Dann wird es eng

"Es ist eine Zeit gekommen, wo man über die Abwicklung der DTM nachdenken muss", sagte Berger. "Wenn kein deutscher Hersteller bereit ist, diese Serie zu unterstützen, wird es eng."

Möglich sei das erwähnte Fortführungsszenario unter dem Banner der ITR, dann aber ohne die bislang involvierten Autobauer und damit nicht mehr als reiner Herstellersport. Audi als Beiratsmitglied im ITR e.V. habe sich diesem Vorschlag laut Berger relativ schnell angeschlossen, "um diese Historie nicht sterben zu lassen". Bei BMW sei laut dem früheren Formel-1-Fahrer noch keine Entscheidung gefallen.

Berger: Sind eigentlich schon überfällig

Berger: "Es zögert sich mehr und mehr hinaus. Aber wir sind eigentlich schon überfällig, um bei dem Thema Klarheit zu schaffen. Wir haben auch Teams und es hängen viele Arbeitsplätze an der DTM. Ich glaube, dass wir in nächster Zeit klar sagen müssen, was wir machen."

Schon Anfang Juni hatte Berger gehofft, "in zwei bis drei Wochen" Stellung nehmen zu können, ob es mit der DTM weitergeht oder das Ende der traditionsreichen Rennserie bevorsteht. Eineinhalb Monate später und rund zwei Wochen vor dem Saisonauftakt in Spa-Francorchamps (01./02. August 2020) gibt es jedoch weiter keine definitive Ansage.

Wie Motorsport-Magazin.com aus ITR-Kreisen erfahren hat, arbeitet Berger weiterhin mit Hochdruck und zapft sein riesiges internationales Netzwerk an, um eine Lösung zu finden. Wunschszenarien mit dem Fokus auf alternative Antriebe in der Zukunft gibt es, doch an der Umsetzung und Finanzierung in diesen unsteten Zeiten für den internationalen Motorsport hapert es.

Machtkampf: ITR gegen ADAC

Ein Wechsel auf die zahlreich vorhandenen GT3-Rennwagen wäre eine Lösung für die ITR, würde aber gleichzeitig einen ohnehin bestehenden Machtkampf mit dem ADAC fördern. Dieser betreibt bereits seit 2007 mit dem ADAC GT Masters die stärkste nationale GT3-Kundensportserie der Welt und hat mit Rahmenrennserien wie der Formel 4, TCR Germany und GT4 Germany eine umfangreiche Plattform geschaffen.

Auf der Gegenseite steht die seit Jahren strauchelnde ITR-Plattform, die für 2020 bereits mit der DTM Trophy (GT4-Autos) ein Gegenstück zur ADAC GT4 Germany geschaffen hat. Nach dem Wegfall der geschichtsträchtigen Formel 3 kam Ersatz in Folge der Frauen-Formelserie W Series, die 2020 jedoch eine Pause einlegt und mehr in Richtung des Formel-1-Rahmenprogrammes tendiert.

Den Porsche Carrera Cup Deutschland hat die ITR größtenteils an die ADAC-Plattform verloren und stattdessen belgische und französische Porsche-Markenpokale, Tourenwagen/DRM Classics und zuletzt die GT3-Serie mit dem Namen GTC Race (ehemals DMV GTC) aufgenommen.