Corona-Krise ist Chefsache, auch im Motorsport. Gerhard Berger ließ es sich nicht nehmen, sich beim Formel-1-Saisonauftakt in Spielberg am vergangenen Wochenende ein eigenes Bild zu machen. Beim Heimspiel auf dem Red Bull Ring verschaffte sich der Vorsitzende der DTM-Dachorganisation ITR einen Überblick zum strengen Sicherheitskonzept, das in Folge der Coronavirus-Pandemie notwendig geworden war, um Sportveranstaltungen durchführen zu können.

Bergers gesammelte Erkenntnisse sollen nun auch in das Geschehen rund um die Tourenwagenserie einfließen, wenn die DTM am 01./02. August 2020 im belgischen Spa-Francorchamps verspätet in die Saison startet. Vom eigenen Hygienekonzept, das bei den ITR-Testfahrten auf dem Nürburgring vor zwei Wochen seine Generalprobe feierte, zeigte sich der frühere Formel-1-Fahrer weiterhin überzeugt.

Berger: Was die Formel 1 hat, haben wir auch

"Was ich bislang alles so gesehen habe, haben alle sehr ähnliche Vorkehrungen getroffen und somit glaube ich, dass wir super aufgestellt sind", sagte Berger im Interview mit DTM-TV-Partner Sat.1 ran. "Ich habe jedenfalls bei der Formel 1 nichts gesehen, was wir nicht auch hätten."

Wie in der Formel 1, setzt auch die DTM auf das 'Blasen-Konzept', heißt: Die Hersteller und weiteren Involvierten bleiben jeweils unter sich, direkter Kontakt soll vermieden werden. In speziell angelegten Zonen wie dem Fahrerlager oder Medien-Bereichen gelten unterschiedliche Vorschriften, sofern sie übertreten werden.

DTM-Vizemeister Müller: Darf ich jetzt?

Daran mussten sich die Beteiligten auf dem Nürburgring erst einmal gewöhnen, nennenswerte Verfehlungen soll es - wobei Medien bei den Testfahrten nicht zugelassen waren - aber nicht gegeben haben. "Darf ich jetzt", wirkte etwa DTM-Vizechampion Nico Müller zunächst etwas unsicher, ob er seinen Mundschutz im Media Center vor einer Videokonferenz mit Journalisten ablegen darf.

Zahlreiche Details gilt es nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Hygienevorschriften in den verschiedenen Ländern oder Bundesländern zu klären, doch Berger sah die DTM aus dieser Sicht für den Start in die Corona-Saison mit neun Veranstaltungen innerhalb von 97 Tagen gut aufgestellt.

Berger: Alles im grünen Bereich

"Absolut", versicherte der 60-Jährige. "Aber die wichtigste Erkenntnis des Formel-1-Wochenendes ist, dass es keine negativen Vorkommnisse gab. Die Frage ist bei einem Auftakt ja immer, ob es irgendwo eine Schräglage gibt. Aber von dem, was ich bislang gehört habe, war das nicht der Fall. Alles war im grünen Bereich."

Sicher ist: Trotz der aktuellen Corona-Hürden und der ungewissen DTM-Zukunft nach dem angekündigten Audi-Abschied zum Saisonende wird es Zeit, wieder Rennen zu fahren. Durch die in allen Belangen unglückliche Absage des Norisring-Wochenendes musste der für Mitte Juli geplante Auftakt um zwei Wochen nach hinten verlegt werden.

Berger deutlich: "Es muss jetzt einfach losgehen. Denn sonst sind irgendwann die zeitlichen Abstände zum vergangenen Jahr so groß, dass die Themen alle ein bisschen einschlafen. Ich glaube, wir müssen jetzt alle erst einmal aus dem Winter- beziehungsweise Corona-Schlaf herausholen. Auf der anderen Seite müssen wir dieses Corona-Thema schon nach wie vor in den Mittelpunkt stellen."

Langweilig wurde den Verantwortlichen um Berger und den neuen ITR-Geschäftsführer Marcel Mohaupt seit dem Saisonfinale 2019 auf dem Hockenheimring 'dank' des Ausstieges von R-Motorsport zu Jahresbeginn, der Corona-Pandemie und dem Audi-Abschied sicherlich nicht, doch die Wartezeit war ellenlang: Genau 300 Tage liegen zwischen dem letzten Rennen in Hockenheim und dem Saisonstart 2020 in Spa.

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