In den heutigen GT3-Zeiten der DTM werden die vergangenen Jahre mit den Silhouetten-Prototypen vielerorts schmerzlich vermisst. Zwar waren die speziellen Fahrzeuge von Audi, BMW, Mercedes und mit Abstrichen R-Motorsport/HWA alles andere als kostengünstig im Vergleich zu den aktuellen Autos, und doch hoben sie die DTM über viele Jahre hinweg auf ein anderes sportliches Niveau.

So auch die 2-Liter-Turbo-Autos aus den Jahren 2019 und 2020, die auf die 4-Liter-V8-Generation folgten und mit denen die DTM unter dem damaligen Chef Gerhard Berger versucht hatte, ein weltweites Format zusammen mit der japanischen Super GT zu etablieren. Es blieb bei einem Ausflug der Japaner zum Saisonfinale Anfang Oktober 2019 in Hockenheim sowie der erfolgreichen Show-Veranstaltung namens 'Dream Race' sieben Wochen später in Fuji.

DTM & Super GT in Fuji: Der verrückteste Grid-Walk 2019 (09:57 Min.)

DTM: Class-1-Ende nach Hersteller-Ausstiegen

Als Anfang 2020 das Aston-Martin-Team R-Motorsport den Stecker seines wenig erfolgreichen DTM-Projekts zog und wenige Monate später der angekündigte Audi-Ausstieg, dem auch BMW sowie die Corona-Pandemie folgten, war das ehrgeizige, einst von HWA- und DTM-Chef Hans Werner Aufrecht initiierte, Class-1-Projekt praktisch gestorben.

Dennoch blieb der Austausch zwischen der DTM, inzwischen unter dem Banner des ADAC, und der Super GT bestehen. Im Februar 2023 trafen sich ADAC-Sportpräsident Dr. Gerd Ennser und ADAC-Motorsportchef Thomas Voss mit dem langjährigen Super-GT-Boss Masaaki Bandoh in Frankfurt, auch, um sich über eine mögliche gemeinsame Zukunft auszutauschen. Die Gespräche sollen grundsätzlich positiv verlaufen, so kurz nach der DTM-Rechteübernahme des ADAC aber noch nicht konkret gewesen sein.

Starterfeld-Schwund wegen hohen Kosten für GT3-DTM erwartet

Eine baldige Rückkehr zu teuren Silhouetten-Prototypen nur für die DTM gilt in der aktuellen Zeit der Mobilitätswende als ausgeschlossen, wie auch das ehrgeizige und herausfordernde Berger-Projekt namens 'DTM Electric' bewiesen hat.

Selbst mit dem GT3-Reglement fällt es einigen Teams schwer, die Einsatzkosten zu stemmen, wie zuletzt der Ausstieg des Porsche-Kundenteams von Timo Bernhard zeigte. Ein öffentlicher Warnschuss, und im diesjährigen DTM-Starterfeld dürfte aus Kostengründen noch das eine oder andere bisherige Team wegfallen. Ein Szenekenner zu Motorsport-Magazin.com: "Wenn beim ersten DTM-Event Ende April in Oschersleben eine 2 vorne steht, dann kann der ADAC zufrieden sein." Zur Erklärung: Damit waren insgesamt mindestens 20 GT3-Sportwagen gemeint - 2023 war es noch 28.

Möglich wäre die Entwicklung von speziellen 'DTM-Autos' wohl nur im Zuge einer globalen Zusammenarbeit, so, wie es etwa die WEC und IMSA im Langstreckensport aktuell mit dem LMDh-Konzept vormachen. Doch dafür benötigt es zwingend die Unterstützung der Autobauer, denn - wie mehrfach von den Verantwortlichen betont - "der ADAC baut keine Autos".

Masaaki Bandoh: "Motorsport schützen, der Lärm verursacht"

An eine neue Kooperation zwischen der deutschen und der japanischen Rennserie glaubte Super-GT-Chef Bandoh derzeit allerdings nicht. "Im Moment nicht", sagte er im Interview mit der japanischen Ausgabe von Autosport. "Zwar hatte der ADAC eine solche Absicht, aber als wir verschiedene deutsche Hersteller befragten, stellten wir fest, dass Batterie-Elektrofahrzeuge derzeit die Prämisse für die Zukunft sind."

Das stünde im Widerspruch zum Konzept der Super GT, das Bandoh so formulierte: "Den Motorsport zu schützen, der Lärm verursacht." Derartige Worte dürften bei traditionellen Motorsport-Fans hierzulande gut ankommen, in den Chef- und Marketingetagen der deutschen Autobauer allerdings weniger... In Japan vertritt man teilweise eine etwas andere Auffassung, wie erst kürzlich der frühere Toyota-CEO Akio Todoya sehr deutlich machte.

Bandoh weiter mit Blick auf eine mögliche künftige Kooperation: "Das wird anders sein, wenn sich das Umfeld in Deutschland in Zukunft ändert und sich die Haltung der deutschen Hersteller ändert. Aber zum jetzigen Zeitpunkt sind wir nicht bereit zu kooperieren. Das ist klar geworden, dass es schwierig sein wird, solch ein Fahrzeug einzusetzen. Wir erwägen auch eine Überprüfung der GT500-Regeln (Class-1-Autos der Super GT; d. Red.) und die Einführung eines Hybridsystems für 2030."

Total verrückte DTM & Super GT: Strecken-Safari im Reisebus! (05:07 Min.)

GT3 bleibt Wahl für DTM auf absehbare Zeit

In den damaligen Class-1-Autos, nach dessen Reglement die Super GT weiterhin fährt, waren bereits Vorrichtungen für einen zusätzlichen Hybridantrieb eingeplant. In der DTM bleibt es erst einmal beim Einsatz der 'handelsüblichen' GT3-Fahrzeuge mit ihren großvolumigen Verbrennungsmotoren. Um der Hersteller-Forderung nach umweltfreundlicherem Rennsport nachzukommen, setzt der ADAC seit längerer Zeit auf nachhaltige Kraftstoffe und will diese Lösung in Zukunft weiter ausbauen.

Auch 2024 fahren die DTM und die Rahmenrennserien des ADAC mit einem nachhaltigen Kraftstoff. "Im Moment gibt es im Verbrenner-Bereich für die nächsten Jahre keine anderen Optionen", sagte ADAC-Motorsportchef Voss Mitte vergangenen Jahres bezüglich des globalen GT3-Booms zu Motorsport-Magazin.com. "Das ist die Formel, mit der tausende Autos weltweit fahren."

Die Philosophie der DTM-Plattform beschrieb Voss so: "Für mich bedeutet das, Technologieträger zu sein, nicht nur in Sachen Automobiltechnik, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit. Und das dritte Stichwort ist für mich Entertainment. In dem Moment, wo die Zuschauerränge voll sind - nicht nur am Norisring, wo das immer sehr schnell der Fall ist - sondern auch in Oschersleben oder in der Lausitz, kommt alles andere automatisch: Die Fahrer wollen wieder dort fahren, die Hersteller ebenso, und auch die Medien zeigen Interesse. Dafür muss ich aber eine gute Show bieten."