Das Dream Race von DTM & Super GT: Knaller-Rennen in Fuji (12:53 Min.)

Wenn Show auf Sport trifft, gehen die Ansichten gern einmal auseinander. So auch beim Dream Race zwischen Super GT und DTM in Fuji. Mit den Rennen in Japan wollten die beiden Tourenwagenserien ihren Schulterschluss auf der Rennstrecke und den eingeschlagenen Weg der Internationalisierung unter Beweis stellen.

Dass aus Show schnell Ernst werden kann, wenn professionelle Motorsport-Teams mitmischen, bekamen die Beteiligten in Fuji zu spüren. Nach dem ersten Rennen am Samstag, als die DTM-Vertreter gegen die leistungsstärkeren GT500-Boliden nur bedingt konkurrenzfähig waren und mit Benoit Treluyer der bestplatzierte DTM-Starter Sechster wurde, begannen hinter den Kulissen die Diskussionen.

Während die deutsche Seite auf eine Angleichung der Leistung mittels einer Balance of Performance pochte, stellten sich die japanischen Vertreter um Honda, Nissan und Lexus quer. Schließlich sorgten die Witterungsbedingungen sowie das ziemlich chaotische Treiben auf der Strecke dafür, dass es im zweiten Rennen am Sonntag relativ ausgeglichen zuging.

Dass die Super-GT-Vertreter kein Interesse daran hatten, den deutschen Gästen einen potenziell deutlichen Vorteil zu verschaffen, ist kaum verwunderlich. Beim DTM-Saisonfinale auf dem Hockenheimring blieben sie mit ihren drei Gaststartern vor allem im Regen mit den unbekannten Hankook-Einheitsreifen größtenteils chancenlos. Das kaum vertraute Format der DTM geriet für die Super-GT-Fraktion zur sportlichen Klatsche.

Erleichterung nach Fünffach-Sieg

Umso größer waren Freude und Erleichterung beim Heimrennen in Fuji nach dem 'Fünffach-Sieg' am Samstag. Überall war förmlich zu spüren, dass die japanischen Vertreter die Schmach aus Hockenheim unbedingt wettmachen wollten. Und das vor allem auf heimischem Boden vor 51.000 Zuschauern am Wochenende - Show-Aspekt hin oder her.

Und so kam es, dass nach mehreren Meetings am Samstag und auch am Sonntagmorgen die Entscheidung getroffen wurde, auf eine Balance of Performance zu verzichten. "Wenn wir es geschafft hätten, unsere Autos auf das Niveau der Japaner zu bringen, wäre das Rennen noch viel besser gewesen", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass.

Er zeigte Verständnis für die Ablehnung der Super GT, nachdem diese zuvor in Hockenheim ebenfalls keine sportlichen Vorteile zugestanden bekamen. Gass: "Aber das waren Rennen im Rahmen einer Meisterschaft. Hier war es hingegen ein Show-Event, wo man hätte reagieren können und meiner Meinung nach reagieren müssen."

DTM Fuji Dreamrace: Zusammenfassung von Rennen 2 (01:00 Min.)

Kein Grund für Balance of Performance?

Auf japanischer Seite sah man in Fuji keine Veranlassung für eine Angleichung mit Gewichten mit dem Argument, dass zwischen beiden Serien kein relevanter Unterschied herrsche. Dabei wurde die Performance durch die stark wechselhaften Wetterbedingungen wortwörtlich verwässert.

Im Nassen hatten die DTM-Autos tatsächlich einen leichten Vorteil gegenüber den Super GTs, die sich erneut schwer taten mit den Hankook-Einheitsregenreifen. Da die Qualifyings jedoch an beiden Tagen auf abtrocknender Strecke ausgetragen wurden, herrschte ein bunter Mix beider Serien auf den vorderen Plätzen.

Anders sah es im ersten Rennen bei größtenteils trockenen Verhältnissen aus. Dem überlegenen Gesamtpaket der Japaner - 30 Prozent mehr Aero, bessere Beschleunigung/Topspeed, stärkere Bremsen - hatten die DTM-Fahrer nicht viel entgegenzusetzen. Vor allem auf der 1,4 Kilometer ellenlangen Geraden wurden die Unterschiede deutlich.

Chancenlos im Trockenen

"Bei trockenen Bedingungen haben wir absolut keine Chance", brachte es Audi-Pilot Mike Rockenfeller am Samstagabend bei Motorsport-Magazin.com auf den Punkt. Und auch Marco Wittmann, der am Sonntag seinen 30. Geburtstag feierte, sagte auf BMW-Seiten: "Es ist für uns unmöglich, auf dieser Geraden zu überholen."

Nach den Geschehnissen dauerte es nicht lange, bis der sportliche Ehrgeiz in den Vordergrund trat und den Show-Charakter in den Hintergrund verdrängte. "Da hat sich das Rad angefangen zu drehen und alle wurden energischer", beobachtete DTM-Champion Rene Rast. "Motorsport und Sport allgemein ist eine Domäne, wo man gewinnen will. Wir sind hier nicht zum Spaß, auch, wenn wir Spaß haben wollen."

DTM-Boss Berger: Take it easy

DTM-Boss Gerhard Berger mahnte unterdessen zur Umsichtigkeit mit Blick auf die Zukunft. So dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass die beiden Serien bis dato Unterschiede aufweisen, nachdem das Class-1-Reglement in der Super GT erst ab 2020 in Kraft tritt.

"Take it easy", sagte der frühere Formel-1-Fahrer nach dem Samstagsrennen in seiner gewohnten Gelassenheit. "Mit Herstellern ist es immer schwierig. Eigentlich wären die Autos hier schon zwei Tonnen schwer, weil in Hockenheim die japanischen Hersteller ankamen und sagten, dass wir 200 Kilo zuladen müssten! Hier ist es jetzt andersherum."

Werbung für den Tourenwagensport

Der sportliche Ehrgeiz war es dann auch, der dafür sorgte, dass trotz Leistungsunterschieden die Zuschauer ein packendes Sonntagsrennen zu sehen bekamen, in dem von drei Safety-Car-Phasen über wilde Zweikämpfe, zahlreiche Crashes und ein Fotofinish-Duell so ziemlich alles geboten wurde, was der Sport zu bieten hat. "Rennfahrer wollen eben Rennen gewinnen und Hersteller besser sein als andere Hersteller", stellte Rast fest.

Einigkeit herrschte unterdessen bei der ersten Bilanz des Dream Race. "Insgesamt war das Werbung für den Tourenwagensport", sagte stellvertretend BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt. "Wir haben gesehen, dass eine gemeinsame Rennveranstaltung von Super GT und DTM absolut funktionieren und super Racing produzieren kann. Das Dream Race war ein voller Erfolg - gerne wieder."