Neue DTM: mehr als 300 km/h? - Bruno Spengler im Interview: (07:25 Min.)

Es ist nur eine Zahl und im Gesamtbild eine kleine Randnotiz. Und trotzdem begleitet die '300' die DTM gemeinsam mit der Einführung der neuen Turbo-Motoren. Seit vielen Monaten geistert die Frage umher: Knackt die Tourenwagenserie beim Saisonauftakt in Hockenheim (03.-05. Mai) die magische 300-km/h-Marke?

Was Motorsport-Magazin.com bereits in einem Bericht von Anfang Januar 2019 angezweifelt hatte, wird jetzt seitens eines Herstellers untermauert: Für einen Topspeed von 300 km/h wird es in der Parabolika-Linkskurve, die mit rund 1.000 Metern Länge als schnellster Streckenteil im DTM-Rennkalender gilt, wohl nicht ganz reichen.

Audi rechnet in seiner Presse-Vorschau auf das Hockenheim-Wochenende mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 280 km/h bei Einsatz des DRS-Klappflügels. "Dann wird das schon stimmen", sagte Audi-Werksfahrer Mike Rockenfeller auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Ich hoffe, sie haben noch ein bisschen etwas zurückgehalten und es geht noch mehr als 280. Aber ich glaube, dass 300 schwierig werden."

Sollte dieser Wert im Verlauf des kommenden Wochenendes tatsächlich so zustande kommen, hielte sich der Sprung der neuen Turbo-Rennwagen im Vergleich zum V8-Vorgänger zumindest in dieser Kategorie in Grenzen. Beim Saisonfinale 2018 in Hockenheim erzielte Bruno Spengler im BMW M4 DTM V8 den höchsten Topspeed mit 274 km/h.

Was für Audi gilt, muss unterdessen nicht für BMW gelten. Spengler im Video-Interview (siehe oben) auf unsere Frage, ob die 300 km/h zu knacken sind: "Ich glaube, wir werden den 300 sehr nahe kommen mit Push-To-Pass und DRS. Ich glaube aber nicht, dass wir es darüber hinausschaffen. Ich bin gespannt - und versuche es auf jeden Fall!"

Audi bezog bei seiner Berechnung zumindest laut Pressetext nicht die zusätzliche Leistung durch das Push-To-Pass (bis zu 30 PS mehr) mit ein. Ein möglicher Grund: Im Qualifying ist der Einsatz des Zusatz-Boost per Knopfdruck verboten.

Im Rennen dürfen Push-To-Pass und DRS zwar gleichzeitig verwendet werden, hier spielt allerdings das Reifen-Management eine viel wichtigere Rolle. Die Haltbarkeit der im Vergleich zum Vorjahr unveränderten Hankook-Mischungen steht in der Prioritäten-Liste auf die Distanz meilenweit über dem Topspeed.

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"300 wird schwierig", glaubte auch BMW-Werksfahrer Marco Wittmann zu Beginn der Woche. "Vielleicht war das auch Wunschdenken. Aber lassen wir uns überraschen, ich habe von BMW noch keine Simulation für Hockenheim bekommen."

Wohin die Reise führt, zeigte sich auch bei den abschließenden Vorsaison-Testfahrten auf dem Lausitzring. Loic Duval war mit dem höchsten Topspeed aller Fahrer unterwegs. Der Franzose in Diensten von Audi erzielte den höchsten Wert mit 282 km/h. Zum Vergleich: 2018 erreichte Audi-Fahrer Nico Müller im zweiten Rennen in der Lausitz mit 269 km/h den Spitzenwert am Rennwochenende.

Auch, wenn die prestigeträchtige 300-km/h-Marke höchstwahrscheinlich nicht erreicht wird, so hat die ganze Angelegenheit doch etwas Positives: Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit ist die Höchstgeschwindigkeit wieder ein Thema in der DTM. Was bei sportlichen Straßenfahrzeugen seit jeher ein Faktor ist, war in der Tourenwagenserie größtenteils in den Hintergrund getreten.

Der zweifache DTM-Champion Wittmann brachte es auf den Punkt: "Ganz ehrlich, ob wir die 300-km/h-Marke irgendwo knacken oder nicht, ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass wir deutlich mehr Leistung haben. Es ist Fakt, dass wir schneller sind als letztes Jahr. Wir Fahrer haben lange Zeit mehr Leistung im DTM-Auto gefordert und jetzt haben wir sie."