Die DTM startet an diesem Wochenende auf dem Hockenheimring (03.-05. Mai) in die 33. Saison ihrer Geschichte. Es wird ein denkwürdiges Jahr: Nach dem Ausstieg von Mercedes-Benz gibt R-Motorsport mit der exklusiven Lizenz von Aston Martin sein Debüt. Zum ersten Mal seit 2009 ist mit WRT wieder ein Kundenteam im Einsatz.

Und dann wäre da natürlich noch das neue Class-1-Reglement samt Turbo-Motoren und neuer Rennwagen. Motorsport-Magazin.com gibt einen Überblick zu den wichtigsten Neuerungen in der Saison 2019.

1. - Die Turbo-Rennautos

Der V8-Motor hat nach fast 20 Jahren im Einsatz nun ausgedient. An seine Stelle tritt mit dem Turbo-Motor ein völlig anderes Aggregat. Die neue Generation leistet über 600 PS und damit rund 100 mehr als der Vorgänger. Die Power beziehen die Rennwagen nun aus einem aufgeladenen Vierzylinder-Motor mit zwei Litern Hubraum. Das größte Thema beim 85 Kilo leichten Rumpfmotor wird die Laufleistung sein, Experten rechnen mit mehreren technischen Defekten. Das hatte es in der V8-Ära nur selten gegeben.

Das zulässige Leergewicht der 2019er Autos wurde auf 986 Kilogramm abgesenkt. Nie war das Leistungsgewicht (1,6 kg/PS) eines DTM-Boliden geringer. Der DRS-Flügel bleibt erhalten, allerdings verfügt der Heckflügel nur noch über ein Blatt und ist zudem 520 Millimeter breiter als die Version von 2018.

Neu: Push-To-Pass, mittels dessen die Fahrer per Knopfdruck kurzzeitig bis zu 30 PS mehr abrufen können. Die Aerodynamik der Autos wurde zudem im Vergleich zum Vorjahr weiter beschnitten, um den Piloten mehr in den Fokus zu rücken. Die Reifenmischungen von Hankook bleiben unverändert und gelten 2019 aufgrund der Motor-Charakteristik als einer der entscheidenden Performance-Faktoren im Rennen.

Turbo-Lärm: Das ist die neue DTM 2019: (05:30 Min.)

2. - Das Starterfeld

Mit dem Aston Martin Vantage DTM steht erstmals in der Geschichte der 'Neuen DTM' seit 2000 ein nicht-deutscher Rennwagen in der Startaufstellung. Das Schweizer Team R-Motorsport setzt ab dem Saisonstart vier Boliden der britischen Nobelmarke unter exklusiver Lizenz ein. Ursprünglich hatte R-Motorsport, das in einem Joint Venture mit HWA die Autos in Affalterbach aufbauen ließ, den DTM-Einstieg erst für 2020 geplant.

Die beiden ehemaligen Mercedes-Werkspiloten Paul Di Resta und Daniel Juncadella führen R-Motorsport an. Komplettiert wird das Viereraufgebot durch die beiden DTM-Rookies Ferdinand Habsburg aus Österreich und den Briten Jake Dennis.

Ebenfalls neu in der DTM: WRT, das zwei Kunden-Autos von Audi einsetzt und mit den Neulingen Pietro Fittipaldi und Jonathan Aberdein antritt. Zum ersten Mal seit 2009 geht mit dem belgischen Rennstall wieder ein Kundenteam in der DTM an den Start. BMW war es aufgrund der hohen Kosten nicht gelungen, ein Kundenteam zu finden.

Mit BMW-Neuzugang Sheldon van der Linde sitzen 2019 insgesamt fünf Rookies am Steuer. Der Südafrikaner ersetzt Augusto Farfus beim Autobauer aus München. Ansonsten tritt BMW mit der gleichen Besetzung an wie 2018: Der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann, Timo Glock, Bruno Spengler, Philipp Eng und Joel Eriksson sollen es richten.

Audi setzt komplett auf das Aufgebot des Vorjahres: Vize-Meister Rene Rast, Mike Rockenfeller, Nico Müller, Jamie Green, Robin Frijns und Loic Duval. Somit gehen 2019 insgesamt 18 Rennwagen von drei unterschiedlichen Marken an den Start.

Form-Check: Fahrer & Teams in der DTM 2019: (12:08 Min.)

3. - Die Regeln

Während 2018 die Renndauer auf 55 Minuten plus eine Runde angesetzt war, wird nun pro Rennstrecke jeweils eine feste Rundenzahl angesetzt, der eine Renndauer von 58 Minuten als Orientierung zu Grunde liegt. Neu ist auch die Möglichkeit, nachspielen zu lassen: Nach einer Safety-Car-Phase kann der Rennleiter das Rennen um bis zu drei Runden verlängern. Die maximale Renndauer ist allerdings auf 70 Minuten begrenzt.

DRS und Push-To-Pass dienen 2019 als Überholhilfen. Beide Systeme dürfen zusammen oder getrennt voneinander genutzt werden. Eine strategische Herausforderung für die Fahrer, nachdem das Funkverbot - also der Austausch mit dem Kommandostand - weiter verboten bleibt.

Wild zugehen dürfte es 2019 in den letzten fünf Rennrunden, wenn Alle außer dem Führenden DRS und Push-To-Pass unabhängig vom Abstand zum Vordermann (ansonsten: maximal 3 Sekunden) verwenden dürfen.

Ebenfalls spannungsgeladen: Die Startphasen, in denen die Fahrer aufgrund des Turbo-Motors nicht mehr auf die sogenannte Vorspannung zurückgreifen können. Stattdessen müssen die Fahrer künftig selbstständig möglichst schnell den optimalen Schleifpunkt der Kupplung finden und darauf achten, dass diese nicht überhitzt. Eine schnelle Reaktionszeit und ein sensibler Fuß werden dadurch zusätzlich belohnt.

4. - Der Rennkalender

Mit Zolder und Assen begrüßt die DTM zwei neue Rennstrecken im Kalender. Nicht mehr dabei sind Spielberg und Zandvoort. In Zolder fand 1984 das allererste Rennen der DTM statt, während die Motorrad-Strecke Assen zum ersten Mal DTM-Rennwagen beheimatet. Der Rennkalender erstreckt sich über neun reguläre Rennwochenenden mit insgesamt 18 Rennen.

Mit Hockenheim (Auftakt und Finale), dem Norisring, dem Lausitzring und dem Nürburgring sind vier deutsche Strecken enthalten. Neben Zolder und Assen gastiert die DTM mit den Rennen in Brands Hatch und Misano (diesmal kein Nachtrennen) zudem vier Mal im europäischen Ausland.

DTM-Kalender 2019 im Überblick

RennstreckeDatum
1Hockenheim3.-5. Mai
2Zolder17.-19. Mai
3Misano7.-9. Juni
4Norisring5.-7. Juli
5Assen19.-21 Juli
6Brands Hatch10.-11. August
7Lausitzring23.-25. August
8Nürburgring13.-15. September
9Hockenheim4.-6. Oktober

5. - Die Joint-Events mit der Super GT

2019 tragen die DTM und die japanische Super GT zwei gemeinsame Veranstaltungen aus. Mindestens drei GT 500-Rennwagen von Honda, Nissan und Lexus fahren im Rahmen des DTM-Saisonfinales auf dem Hockenheimring (04.-06.10.) als Gaststarter. Wegen der aktuellen Performance- und Reglements-Unterschiede kommt wohl eine Balance of Performance zum Einsatz.

Im Gegenzug reist eine DTM-Delegation mit mindestens zwölf Autos zu einem Show-Rennen mit der Super GT nach Fuji (23.-24.11.). Eigentlich war geplant, auch in Europa ein eigenständiges Event auszutragen. Finanzielle, zeitliche und logistische Gründe führten stattdessen zum einem Japaner-Gaststart im Rahmen des regulären DTM-Finales.

6. - Die Rahmenserien

Nach dem mittelmäßigen Rahmenprogramm in der Saison 2018 hatte sich DTM-Boss Gerhard Berger auf die Fahne geschrieben, den Besuchern an der Strecke in diesem Jahr bessere Unterhaltung bieten zu wollen.

Am spannendsten ist sicherlich die W Series, die erste Formel-Rennserie ausschließlich für Frauen. Die neue Serie gastiert an den ersten sechs Rennwochenenden exklusiv im Rahmen der DTM und trägt jeweils ein Rennen aus. 18 Fahrerinnen kämpfen in 270 PS starken Formel-3-Autos um ein Preisgeld von insgesamt 1,5 Millionen Dollar - und dürfen kostenlos antreten.

Wieder dabei ist der Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup sowie diverse Porsche-Markenpokale aus Europa. Die Tourenwagen Classics sorgen mit mehreren Auftritten für historisches Flair und die berühmte BMW M1 Procar-Serie feiert am Norisring ein Comeback mit Demorunden. Serien wie die BOSS GP oder der Formula Renault Eurocup runden das Rahmenprogramm 2019 ab.

Eigentlich hätte auch der Nachfolger der FIA Formel-3-Europameisterschaft mit dem Namen Formula European Masters zusammen mit der DTM fahren sollen. Wegen zu geringer Teilnehmerzahlen musste die geplante Serie allerdings frühzeitig abgesagt werden.

Erste Impressionen von der W Series 2019: (05:56 Min.)

7. - Die DTM im TV und Live-Stream

Sat.1 geht in sein zweites Jahr als offizieller TV-Partner der DTM. Der Privatsender überträgt 2019 die Rennen live im Free-TV und im Live-Stream. Edgar Mielke kommentiert die Rennen, als Experten stehen ihm die ehemaligen DTM-Champions Timo Scheider und Martin Tomczyk abwechselnd zur Seite.

Nur beim zweiten Saisonrennen in Zolder (17.-19. Mai) muss nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ein anderer Experte einspringen, weil Scheider und Tomczyk zeitlich das 24h-Qualifikationsrennen auf der Nürburgring-Nordschleife bestreiten.

Alle Trainings und Qualifyings können Fans auf den Facebook- und Webseiten von Sat.1 und der DTM im Live-Stream mitverfolgen. Sport1 strahlt zudem an jedem Sonntag eines Rennwochenendes eine halbstündige Zusammenfassung aus. In Österreich überträgt der ORF die Rennen im Fernsehen.