Bald ist Halbzeit in der DTM-Saison 2018, da wird der Ton schon mal etwas rauer. Wie bei Timo Glock, der sich nach dem Samstagsrennen in Zandvoort über Mercedes ärgerte und den Stuttgartern taktische Spielchen mit Lucas Auer vorwarf. Mercedes erzielte einen Virefach-Sieg, der Österreicher wurde Dritter.

"Es ist ein bisschen schade, dass man schon wieder diese Spielchen auspackt mit Lucas Auer am Anfang", sagte Glock am Sat.1-Mikro. "Das wäre nicht nötig gewesen. Die hatten so einen Pace-Vorteil, dass sie es nicht gebraucht hätten. Aber man hat es schon wieder gemacht. Das ist natürlich schade."

Was Glock konkret meinte: Auer, von Platz vier ins Rennen gestartet, habe zu Beginn des Rennens nicht Vollgas gegeben, damit seine drei Mercedes-Kollegen an der Spitze einen Vorsprung auf den Rest des Feldes herausfahren konnten. In dieser Situation hing Glock im Heck des Mercedes-Piloten, kam aber nicht vorbei.

Auer: Andere Strategie gefahren

Später schrieb Auer auf seiner Twitter-Seite, dass er mit einer anderen Strategie gefahren sei. Als letzter Pilot im Mercedes-Kader legte er seinen Pflicht-Boxenstopp in Runde 13 ein. Sieger Gary Paffett, der Zweitplatzierte Paul Di Resta und der Gesamtvierte Pascal Wehrlein wechselten ihre Reifen unterdessen in den Runden 9, 6 und 8.

Auers später Stopp und angeblich langsamere Fahrt habe Glock gezwungen, einen früheren Reifenwechsel einzulegen als geplant. Der BMW-Pilot mit Titelchancen bog schon in der vierten Runde in die Boxengasse ab und beendete das Rennen später als Sechster hinter den vier Mercedes und Audi-Pilot Robin Frijns. Glock: "Das war ein Nachteil für uns."

Glock rätselt über Mercedes

Glock, der ausdrücklich Mercedes und nicht Auer selbst kritisierte, sagte zudem: "Die Frage ist, ob man Lucas Auer benutzt hat, um den Mercedes da vorne etwas Luft zu verschaffen, weil die in der Vergangenheit schon ein paar Reifenschäden hatten. Da bin ich noch nicht ganz schlau draus geworden. Oder wollten sie sich einen Vorteil verschaffen, was die Flexibilität in der Strategie angeht."

Zweiteres würde sich jedenfalls mit Auers Aussagen decken. Bei einer solchen Übermacht mit vier Autos eines einzelnen Herstellers an der Spitze ist es zumindest nicht unüblich, die Strategien zu splitten. So kann ein Hersteller im Falle eines Safety Cars besser reagieren und sich taktische Optionen offenhalten, um den Sieg abzusichern.

Glock: Kritisiere nicht Lucas, sondern Mercedes

Was Glock an der Situation am meisten aufregte, war offenbar der Zeitpunkt. Am Samstag in Zandvoort fand das 9. von insgesamt 20 Saisonrennen statt. Nach dem Rennen am Sonntag auf dem Dünenkurs ist also Halbzeit.

Glock: "Ich kritisiere nicht Lucas, sondern Mercedes, dass sie ihn instrumentalisiert haben. Der hat ja auch noch eine Chance, um die Meisterschaft zu fahren." In der Gesamtwertung liegt Auer auf dem sechsten Platz, sein Rückstand auf Spitzenreiter Gary Paffett (127 Punkte) beträgt 40 Punkte. Glock ist Gesamtdritter mit 100 Zählern auf dem Konto.

Wann fängt man damit an?

"Ich kritisiere, dass man jemanden abstellt und vor dem Rennen sagt: 'Du machst das, du machst das, du machst das'. Das ist ganz normal. Das ist bei Audi so und wird bei BMW genauso sein. Wenn ab irgendeinem Punkt nur noch zwei, drei Fahrer um die Meisterschaft fahren, werden die von den anderen natürlich nicht mehr attackiert. Die Spielchen sind in der DTM normal. Die Frage ist: Wann fängt man damit an?"

Einen gewissen Zuspruch erhielt Glock von seinem Kumpel und Sat.1-Experte Timo Scheider. Der zweifache DTM-Champion wunderte sich darüber, wie viel Zeit Auer zu Beginn des Rennens verloren habe. "Da muss ich dem Timo Recht geben", sagte Scheider. "Ob das strategische Gründe hatte und ich mich wieder aus dem Fenster lehnen sollte, um Mercedes zu kritisieren, weiß ich nicht. Das überlassen wir mal dem Timo."

Scheider-Ärger über Mercedes

Scheider hatte nach dem Samstagsrennen in Budapest bereits ein Fass aufgemacht, als er sich über vermeintliche Teamorder bei Mercedes ärgerte. In dem Rennen ließ Auer seinen Mercedes-Markenkollegen Paul Di Resta kampflos passieren. Später wehrte sich Teamchef Uli Fritz vehement gegen den Vorwurf einer Stallorder.

Scheider abschließend in Zandvoort: "Das ist eine Katastrophe, keiner von uns ist Fan davon. Am Ende soll der Schnellste gewinnen. Aber: Hier werden viele Millionen eingesetzt, um tollen Motorsport zu bieten. Und irgendwann gibt es einen Punkt, wo deine Performance nur mit dem Ende des Jahres zählt. Wie du dahin gekommen bist, danach fragt später kein Mensch mehr. Aber wenn der Titel auf dem Tisch liegt, liegt der Titel auf dem Tisch. Das will keiner sehen, aber das gehört dazu."