Zwei von zehn Rennwochenenden der Saison 2018 sind vorbei - und bislang ist die DTM absolutes Mercedes-Land. Allein Timo Glock hält der Stuttgarter Armada Stand, führt die Meisterschaft mit einem Punkt Vorsprung an. Dahinter: fünf Mercedes-Piloten inklusive Doppelsieger und Meisterschaftszweitem Gary Paffett. So viele C 63-Fahrer auf den vorderen Plätzen hat es schon lange nicht mehr in der DTM gegeben.

Es sind noch 16 Rennen zu bestreiten, doch so ganz langsam geht es schon in die interessante Phase. Zwar spricht man in der DTM nicht so gern offen darüber, aber an den ersten oder vier Rennwochenenden kristallisieren sich die Fahrer heraus, die im Titelkampf die größte Unterstützung erhalten. Der zurückgetretene Mattias Ekström sagte einmal: "Vielen Fahrern macht nur die Hälfte der Saison Spaß, danach müssen sie für ihre Kollegen fahren."

Audi lässt grüßen

Nach den Wochenenden in Hockenheim und am Lausitzring wird sich Mercedes noch nicht auf einen bestimmten Titelanwärter festlegen. Vor allem, weil mit dem Hungaroring am kommenden Wochenende eine Strecke wartet, auf der sich der Hersteller in der Vergangenheit meist schwer getan hat. Nach Ungarn geht es weiter zum Norisring. Der Meisterschaftsstand nach den beiden Rennen in Nürnberg kann zumindest als Gradmesser für den weiteren Verlauf der Saison angesehen werden.

Knüpft Mercedes weiter an die starken Leistungen inklusive drei Siegen und sechs Podestplätzen an, erwartet Teamchef Uli Fritz ein Luxus-Problem: Auf wen soll Mercedes seine Karten in der Meisterschaft setzen? Dass es nicht immer gut ausgehen muss, wenn ein Hersteller mehrere top-platzierte Fahrer in den eigenen Reihen hat, hat Audi in der Vergangenheit - mit Ausnahme von Rene Rast 2017 - mehrfach bewiesen.

Uli Fritz: Werden noch abwarten

"In den letzten zwei Jahren war es ja unser Problem, dass wir nur einen Fahrer vorne drin hatten", sagt Mercedes-Teamchef Fritz zu Motorsport-Magazin.com. "Auf der einen Seite ist das Luxus, weil man sich auf einen Fahrer konzentrieren kann. Aber wenn es nicht klappt, hatte man nur ein heißes Eisen im Feuer. Wir werden jetzt noch ein oder zwei Rennwochenenden abwarten. Dann müssen wir schauen, was wir tun."

Das wissen auch die Mercedes-Fahrer - und die werden alles daran setzen, sich möglichst gut in Position zu bringen. Wie Paffett, der sich nach 17 Jahren mit Mercedes gern mit dem Titel aus der DTM verabschieden würde. Zwei Siege und insgesamt drei Podiumsplatzierungen waren ein bombenstarker Auftakt in die letzte DTM-Saison der Stuttgarter vor dem Ausstieg.

Paffett: Nie Selbstvertrauen verloren

"Hinter mir liegen einige harte Jahre", sagt Paffett. "Die Saison 2011 war richtig schwierig und 2014 war ebenfalls ein sehr hartes Jahr. Davon abgesehen war ich eigentlich immer recht zufrieden. Manchmal hatte ich nur das Gefühl, dass wir das Auto nicht ganz hinbekommen haben oder ich habe einen Fehler gemacht. Aber ich habe nie mein Selbstvertrauen verloren."

Das gilt auch für Rückkehrer Pascal Wehrlein, der am Sonntag in der Lausitz sein erstes Podium in der DTM nach seiner Zeit in der Formel 1 erzielt hat. Der Champion von 2015 hatte viel weniger Anpassungsprobleme als erwartet, auch, wenn noch nicht alles ganz rund läuft. Vor allen an den Umgang mit den verschleißenden und nicht mehr vorgeheizten Hankook-Reifen muss sich Wehrlein noch gewöhnen.

Wehrlein: Bald um Siege kämpfen

Mit 39 Punkten belegt er den dritten Platz in der Meisterschaft und ist erster Verfolger des dominanten Duos Glock (72 Punkte) und Paffett (71). "Ich bin wieder angekommen in der DTM", versichert Wehrlein. "Ich fühle mich immer besser. Ich hatte schon in Hockenheim wenig Probleme mit der Umstellung. Hier ging es nochmal einen Schritt vorwärts. Ich hoffe, dass die Lernkurve weiter nach oben geht und ich bald um den Sieg kämpfen kann. Das ist mein Ziel."

Hält die eklatante Schwäche von Audi an, dürfen sich noch mehr Mercedes-Fahrer Hoffnungen auf den Titel machen. Nicht umsonst platzte Edoardo Mortara in der Lausitz der Kragen, als er wegen einer diskutablen Entscheidung der Rennleitung drei Plätze und damit ein mögliches Podium verlor.

"Ich bin Elfter geworden, dabei hätte ich in die Top-5 kommen können", ärgerte sich Mortara bei Motorsport-Magazin.com. "Das hat einen Riesen-Einfluss auf alles: für mich, für Mercedes, für mein Team. Sorry, aber in der DTM gibt es keinen Platz für Fehler."

Glock: Mercedes hat guten Motor gebaut

Mit einem besseren Ergebnis am Sonntag hätte der Samstags-Sieger in der Lausitz besser dagestanden und wäre Gesamtdritter. So belegt Mortara die vierte Position mit 37 Punkten und zwei Zählern Rückstand auf Wehrlein. Mit Lucas Auer (33 Punkte) und Paul Di Resta (28) sitzen ihm in der Meisterschaft zwei weitere Mercedes-Piloten im Nacken. Nur Daniel Juncadella (4) kann bislang nicht mithalten.

Budapest könnte angesichts der Historie einen kleinen Rückschlag bedeuten, doch im Gesamtbild hinterließ Mercedes den stärksten Eindruck. BMW-Konkurrent Timo Glock in der Lausitz zu Motorsport-Magazin.com: "Mercedes sieht extrem stark aus. Die haben einen echt guten Motor gebaut. Beschleunigung und Topspeed ist einfach so stark. Ich musste teilweise DRS benutzen, wo ich eigentlich dachte, ich brauche es nicht. Dann sind die aus der letzten Kurve raus und der Auer zieht mir einfach weg. Das sind die Dinger, die uns ein wenig ins Hintertreffen bringen."