Edoardo Mortara war richtig schlecht gelaunt nach dem Sonntagsrennen der DTM auf dem Lausitzring. "Das war ein kompletter Witz! Bullshit, was da heute passiert ist", echauffierte sich der Mercedes-Pilot im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Der Sieger des Samstagsrennens in der Lausitz weiter: "Um ehrlich zu sein, vor zwei Jahren haben sie mich um die Meisterschaft gebracht (O-Ton: "They fucked me with the championship"), als sie mich in Zandvoort bestraft haben. Und heute im Rennen... Sorry, aber das hat mein Rennen zerstört."

Was Mortara derart auf die Palme brachte: ein angeordneter Platztausch in der 12. Rennrunde, als er seinen fünften Platz an BMW-Pilot Joel Eriksson zurückgeben musste. Das Problem dabei: Zu diesem Zeitpunkt fuhren Timo Glock und Lucas Auer zwischen den beiden. So musste Mortara zunächst diese zwei Fahrer passieren lassen und dann, wie angeordnet, Eriksson.

DMSB feuert zurück

Dabei hatte es kurz zuvor keinen Kontakt zwischen Mortara und Eriksson gegeben. Der Rennleitung gefiel jedoch nicht, wie Mortara auf dem Weg in die erste Kurve seine Linie fuhr. Er habe Eriksson keine Möglichkeit gelassen, den Kurveneingang richtig zu treffen, sodass der Schwede aufs Gras ausweichen musste.

Nicht wenige fragten sich, warum diese Aktion geahndet wurde. Aber: Mitte der vergangenen Saison hatten sich die Fahrer unisono darauf geeinigt, in Duellen genügend Platz zu lassen und den anderen Piloten nicht abzudrängen. Daran habe sich Mortara im Kampf mit Eriksson nicht gehalten, argumentierte die Rennleitung.

"Damit Rennen wie beim Saisonauftakt in Hockenheim möglich sind, müssen sich die Fahrer gegenseitig Platz lassen", sagte ein DMSB-Sprecher zu Motorsport-Magazin.com. "Das wurde auf Wunsch der Fahrer gefordert und auch so definiert. Paffett und Glock haben sich bei ihrem Duell in Hockenheim daran gehalten - Mortara am Lausitzring nicht."

Mortara an Rennleitung: Arbeitet ordentlicher!

Ein Abkommen, das Mortara auch am Lausitzring unterstützte und für gut befand. Nur mit der Umsetzung war er diesmal überhaupt nicht einverstanden: "Die Regeländerung an sich ist perfekt. Aber manchmal muss man die Fälle richtig analysieren. Und dann die richtige Entscheidung treffen und sich gegebenenfalls mehr Zeit dafür nehmen. Wartet eine Runde länger und schaut es euch ordentlicher an - ich meine, wir kämpfen um Platz fünf!"

Mortara sah die Situation mit Eriksson in der ersten Kurve anders und sagte: "Es gab keinen Kontakt. Ich habe schon ziemlich spät gebremst und er noch später. Ist das wirklich meine Schuld? Ich denke, nicht. Ich weiß nicht, was die bei der Rennleitung da oben gemacht haben. Als Fahrer bist du auf deren Entscheidungen angewiesen, aber das war einfach verrückt. Wenn wir beim Fußball wären, wäre das, als ob jemand den Ball mit der Hand im Strafraum stoppt, es aber keinen Elfmeter gibt."

Nicht die erste Strafe für Mortara

Es war nicht das erste Mal im Rennen, dass Mortaras Aktion geahndet wurde. Wenige Runden vorher war er zu hart gegen Eriksson zu Werke gegangen und hatte dafür eine Verwarnung sowie einen Platztausch mit dem BMW-Rookie kassiert. Eine Strafe, die Mortara im Gegensatz zur folgenden akzeptierte: "Ich habe versucht, den Kontakt zu vermeiden, aber wir haben uns berührt. Ich habe den Platz zurückgegeben - kein Problem."

Der zweite Platztausch war jedoch kostspieliger, weil er Mortara aufgrund der unglücklichen Konstellation - Glock und Auer vor Eriksson - drei Plätze kostete. Mortara: "Wollen die aus der DTM eine Meisterschaft machen, in der keiner überholt? Wenn das der Fall sein sollte, dann sollen sie das bitte sagen. Dann hätte ich es gar nicht versucht."

Kein Interesse an Gespräch

An einem klärenden Gespräch mit der Rennleitung war Mortara nicht interessiert. Bringe ja sowieso nichts, meinte er: "Letztendlich gibt es doch keinen Grund, sich bei einem Schiedsrichter zu beschweren. Selbst wenn sie sagen würden, dass die Entscheidung falsch war, wäre es eh zu spät. Das Schaden ist ja schon passiert."

Sein Appell in Richtung der Stewards: "Bei solchen Situationen sollte man sich Zeit lassen. Ich bin Elfter geworden, dabei hätte ich in die Top-5 kommen können. Das hat einen Riesen-Einfluss auf alles: für mich, für Mercedes, für mein Team. Sorry, aber in der DTM gibt es keinen Platz für Fehler."

Unterstützung gab es von Uli Fritz. Der Mercedes-Teamchef zu Motorsport-Magazin.com: "Ich bin der Meinung, dass er gute Chancen gehabt hätte, vorne reinzufahren. Denen ist er beraubt worden. Das erste Mal kann ich noch nachvollziehen. Das war in Ordnung, auch, weil es schnell angeordnet wurde. Beim zweiten Mal war es nicht so. Der andere ist einfach zu weit gefahren, hat zu spät gebremst und dann ist es halt so geendet. Man muss die Entscheidung dann schneller treffen und nicht, wenn schon zwei Autos dazwischen sind. Das hat das Rennen vom Edo kaputtgemacht."