Mercedes steht vor seiner vorerst letzten Saison in der DTM. Ende 2018 verlassen die Stuttgarter die Tourenwagenserie - damit einhergehend müssen sich sechs Fahrer einen neuen Job suchen. Pascal Wehrlein, Lucas Auer, Gary Paffett, Edo Mortara, Daniel Juncadella und Paul Di Resta können in der letzten DTM-Saison mit Mercedes noch einmal zeigen, was sie drauf haben und versuchen, den Titel zu erkämpfen.

Es geht dabei auch um die persönliche Zukunft. Wer sich 2018 in der DTM gut präsentiert, empfiehlt sich automatisch für eine Weiterbeschäftigung bei Mercedes oder den Wechsel zu einem anderen Hersteller. In den Medien wurde schon spekuliert, dass die Mercedes-Fahrer diese Saison zu Einzelkämpfern mutieren und nur auf ihr eigenes Glück aus sind.

So einfach funktioniert es allerdings nicht im Motorsport. Sportliche Leistungen allein entscheiden schon lange nicht mehr über Verträge. Deshalb werden die sechs Mercedes-Fahrer auch 2018 in erster Linie für ihren Arbeitgeber fahren. Mit der Formel E, GT3-Programmen oder sogar der Formel 1 winken schließlich lukrative Möglichkeiten für die Zeit nach den Tourenwagen.

Fritz: Mercedes lässt Fahrer nicht fallen

Mercedes-Teamchef Uli Fritz bestätigt bei Motorsport-Magazin.com: "Jeder muss für sich selbst den sportlichen Erfolg suchen. Jeder weiß aber auch, dass Mercedes nicht dafür steht, Fahrer fallen zu lassen. Dementsprechend bewerben sich auch alle sechs um eine Zukunft bei Mercedes-Benz. Da ist manchmal die Peak-Performance nicht so ausschlaggebend wie das Verhalten und der Umgang miteinander."

Fritz hat gute Hoffnung, dass sich seine Angestellten bei der Mercedes-Abschiedstournee in der DTM an die Agenda halten werden. Seine Argumente können sich sehen lassen: So ziemlich alle Rennfahrer aus dem Mercedes-Universum blieben der Marke in den letzten Jahren treu und bekamen andere Möglichkeiten, weiter Rennen für die Stuttgarter bestreiten zu können.

Formel E als interessante Option

Gerade mit dem Werkseinstieg in die Formel E winkt eine interessante Option für die Zukunft. Zwar steigt Mercedes erst Ende 2019 ein, doch es gibt hartnäckige Gerüchte, dass HWA - mit Uli Fritz im Vorstand - einen früheren Einstieg erwägt, um den Weg zu bereiten. Für diesen Job und darüber hinaus werden natürlich Fahrer gesucht. So war es kein Zufall, dass beim Rookie-Test der Formel E in Marrakesch zu Beginn des Jahres Namen wie Paffett, Di Resta oder Juncadella auftauchten.

Deshalb gilt für die sechs Stern-Fahrer: 2018 in der DTM abliefern und gleichzeitig den Arbeitgeber zufriedenstellen. Wilde teaminterne Duelle sind nicht zu erwarten. "Ein 'Hauen und Stechen' ist zu plakativ, weil alle wissen, dass wir die Meisterschaft gewinnen wollen", sagt Fritz. "Dafür brauchen wir erst mal ein gutes Auto. Wenn das der Fall ist, werden wir uns überlegen, wie wir am besten da vorne mitfahren können. Was es nicht geben darf, ist, dass sich die Teamkollegen gegenseitig in die Kiste fahren."

Mercedes 2014 eine Truppe Einzelkämpfer

Fritz blickt gleichzeitig zurück in die Vergangenheit, als er das Steuer beim DTM-Team übernahm. 2014 war ein hartes Jahr für Mercedes mit einem unterlegenen Auto. Keiner der Fahrer hatte ansatzweise eine Chance auf die Meisterschaft. Bestplatzierter Fahrer war letztendlich Christian Vietoris - seine Rückkehr als diesjähriger DTM-Ersatzfahrer steht im Raum - mit einem Rückstand von 87 Punkten auf Meister Marco Wittmann.

Fritz: "Das ist jetzt kein Spruch: Ich bin überzeugt, dass wir uns in den Jahren verbessert haben. Als ich 2014 kam, war das eine Truppe von Einzelkämpfern, die nur sich selbst im Kopf hatten. Ein Stück weit ist das auch normal für einen Sportler. 2015 haben wir dann sehr fokussiert gearbeitet. Das war nicht immer einfach, das muss man auch ganz klar sagen. Seitdem haben wir uns wirklich in ein Team verwandelt."

Wehrlein und Auer mit Formel-1-Aussichten

Mit Pascal Wehrlein und Lucas Auer hat Mercedes zwei Top-Fahrer, die man nur ungern ziehen lassen würde. Beiden werden Chancen auf die Rückkehr beziehungsweise ein Renndebüt in der Formel 1 ausgerechnet. Da dies quasi nur mit Mercedes-Unterstützung funktionieren kann, werden sie aus guten Gründen nicht zu Einzelkämpfern mutieren.

Gleiches gilt für Edo Mortara, der derzeit Erfahrung in der Formel E sammelt und als aussichtsreicher Kandidat für eines der Werkscockpits von Mercedes in der Elektro-Rennserie gilt. Darauf hofft auch DTM-Rückkehrer Daniel Juncadella, der nach seinem letzten DTM-Aus weiter für Mercedes in diversen GT3-Rennserien fuhr. Gary Paffett genießt bei Mercedes ohnehin Legenden-Status und wird dem Hersteller im Herbst seiner Karriere auch über die DTM hinaus erhalten bleiben.

Öffentlich nach einer neuen Beschäftigung abseits von Mercedes sieht sich derzeit vor allem Paul Di Resta um. Der frühere DTM-Champion pflegt gute Kontakte zu Jaguar und testete bereits einen Formel-E-Rennwagen für den britischen Hersteller. Kürzlich gab Di Resta zudem bekannt, dass er für United Autosport - das Team von McLaren-Boss Zak Brown - bei den 24 Stunden von Le Mans sowie bei einigen Rennen in der IMSA-Serie starten wird.