Eine der großen Fragen in der DTM auf dem Weg zum Finale nach Hockenheim: Wo wird die Serie ab kommendem Jahr im Fernsehen übertragen? Der Vertrag mit dem langjährigen TV-Partner ARD läuft zum Saisonende aus. Die Zeichen verdichten sich, dass die Zusammenarbeit zu einem Ende kommen wird. Ein Senderwechsel der DTM ist ein realistisches Szenario wie schon lange nicht mehr. Trotz aller Krisen in der Tourenwagenserie war die ARD in der Vergangenheit eine feste Größe gewesen.

Seit Monaten werden unterschiedliche Sendeanstalten im Fahrerlager gehandelt. Ob RTL im Falle eines möglichen Verlusts der Formel 1 über die Pro Sieben Sat.1-Gruppe bis hin zum vergleichsweise kleinen Spartensender Sport1 - eine eindeutige Tendenz zeichnete sich nicht ab, nachdem die Ausschreibung der TV-Rechte im September geendet ist.

Öffentliche Kritik an der ARD

Überraschend offen kritisierte nun die DTM-Spitze den Noch-Partner ARD. In einem Doppel-Interview mit dem kicker bemängelten ITR-Chef Gerhard Berger und DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck zahlreiche Aspekte der ARD-Arbeit. Berger sprach dabei sogar von fehlendem Herzblut seitens des öffentlich-rechtlichen Senders.

Berger: "Im Fernsehen haben wir pro Wochenende zirka zwei Millionen Zuschauer. Das ist sehr gut, aber ich finde es so schade für unseren guten Sport, dass die ARD ihre Übertragungen weder groß ankündigt noch sie promotet. Mir fehlt da dieses Herzblut. Denn das Potenzial sind nicht nur zwei Millionen, sondern drei Millionen. Wenn mehr Leute es wüssten, würden sie alle gerne schauen."

Samstag bleibt das Sorgenkind

In der Saison 2017 schalteten im Schnitt bislang 0,91 Millionen Zuschauer bei den DTM-Rennen am Wochenende ein. Ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2016, als durchschnittlich 0,94 Millionen jeweils am Samstag und Sonntag zusahen. In diesem Jahr kann sich die Quote der Sonntagsrennen mit durchschnittlich 1,1 Millionen durchaus sehen lassen. Das Sorgenkind bleibt der Samstag mit einer wesentlich geringeren Einschaltquote.

Stuck bemängelte unterdessen das Format der DTM-Übertragungen, namentlich: die Sendezeit. "Es ist halt schade, dass man so kurz vor dem Rennen erst mit der Übertragung einsteigt, statt zehn Minuten mehr freizuschaufeln und über die Fahrer zu berichten, damit man mal weiß, wie die ausschauen, wie die leben, was die so machen. Das passiert fast nicht, das ist schade. Und zu meinen Zeiten waren wir auch immer in den 3. Programmen, aber da läuft so gut wie nichts mehr. Warum?"

Kein Geheimnis allerdings, dass die DTM längst nicht mehr den Stellenwert besitzt wie zu Stucks Zeiten. Zudem ist das TV-Angebot viel größer geworden und mit dem Wandel der Zeit hat das Fernsehen generell eingebüßt. Smartphones, Streaming und andere Freizeitaktivitäten stehen in direkter Konkurrenz zum TV-Angebot. Seit einiger Zeit überträgt die DTM etwa alle Rennen live auf Youtube sowie auf Facebook. Seit dieser Saison werden sogar die Pressekonferenzen live auf Facebook übertragen.

Wittmann: Schade für die Fahrer

Das höchste Gut bleibt aber nach wie vor die Sendezeit im Fernsehen. Und wenn die ARD vorzeitig die Übertragung unterbricht, wie etwa beim Wahnsinns-Rennen am Norisring, ist das Wasser auf die Mühlen der Kritiker. "Man hat ja oft gesehen, dass die Übertragungen nicht die allerlängsten waren und hier und da auch mal eine Siegerehrung weggeschalten wurde", sagte der amtierende DTM-Meister Marco Wittmann. "Das ist schade für die Fahrer, die aufs Podium gefahren sind. Von daher kann ich Gerhards Aussage voll nachvollziehen."

Während es aus Reihen der DTM immer wieder Kritik an der ARD gibt, hält sich der Sender selbst zurück. Auf öffentliche Kritik am Rennformat oder dem Reglement verzichteten die Öffentlich-Rechtlichen zuletzt. "Wenn entschieden ist, wie es mit der DTM im Ersten weitergeht, werden wir zunächst die ITR als unseren Vertragspartner und anschließend die Öffentlichkeit informieren", teilte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky Mitte des Jahres auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com mit.