Ein halber Liter Sprit hat Marco Wittmanns Chancen auf die Titelverteidigung in der DTM quasi zunichte gemacht. Der BMW-Pilot verlor in Zandvoort den Sieg im Sonntagsrennen nachträglich, weil er zu wenig Restbenzin für die obligatorische Probe im Tank hatte. Damit fiel er vom zweiten bis auf den achten Platz in der Gesamtwertung zurück. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Mattias Ekström beträgt nun 35 statt 10 Punkte.

Wie es zu dem ärgerlichen Fehler bei Wittmann kommen konnte, erklärte nun sein RMG-Teamchef Stefan Reinhold. "Das Auto wurde nach dem Qualifying im Parc fermé abgetankt", sagte er im Interview mit der offiziellen DTM-Seite. "Dann wurde der Catch-Tank geleert, im Haupttank gibt es noch mal einen Innentank, der sicherstellt, dass der kleinste Rest des Benzins rausgesaugt werden kann. Wenn der Tank leer ist, muss man erst den Catch Tank wieder befüllen. Und dann kommt der Rest der benötigten Benzinmenge in den Tank. Das hat der Mechaniker vergessen."

Immer mit dem Schlimmsten rechnen

Catch Tanks werden im Motorsport eingesetzt, damit ein konstanter Benzindruck und eine permanente Kraftstoffversorgung gewährleistet ist. RMG habe nicht darauf spekuliert, im Rennen weniger Benzin zu verbrauchen, um dadurch ein leichteres Auto zu haben. "Der Verbrauch wird ja so gerechnet, dass man schnellstmöglich fahren kann", erklärte Reinhold. "Man muss immer mit dem worst case rechnen."

Und weiter: "Man könnte höchstens weniger Benzin verbrauchen, zum Beispiel bei einer Safety-Car-Phase oder wenn man in Verkehr gerät. Der Verbrauch war einwandfrei berechnet, es hat halt nur die Menge gefehlt, die noch obendrauf kommt. Es war ein Prozedur-Fehler, ganz einfach. Wir hatten am Ende 500 Gramm drin, und ein Kilo hätten wir gebraucht."

Schon tausend Mal gemacht

Ein ärgerlicher Patzer des Erfolgs-Teams von BMW. Dennoch stellte sich Reinhold vor seine Truppe: "Diese Prozedur haben wir gefühlt schon tausend Mal gemacht. Jedes Auto hat einen fixen Mechaniker dafür. Das ist bei jeder Session erforderlich, bei jedem Rennen. Das ist in den letzten sechs Jahren bei zwei, bis drei Autos pro Veranstaltung nicht einmal schiefgegangen. Es könnte auch einer bei der Tankmaschine eine falsche Zahl eingeben. Wir haben halt immer noch Menschen in der Box stehen."

Den menschlichen Fehler hätte die RMG-Truppe auch im Vorfeld des Rennens nicht sehen und verhindern können. Soweit geht die Technik in der DTM nicht. "Man könnte mit einer anderen Sensorik genau erkennen, wieviel Sprit noch im Auto ist, aber dafür sind die DTM-Autos technisch zu sehr an der Basis. Bei einem Formel-1-Auto wäre das nicht passiert", erklärte Reinhold.