Beim sechsten Rennwochenende der DTM in Zandvoort haben sich Audi und Mercedes nichts geschenkt. Zwar gehören kleine Rempeleien im Tourenwagensport dazu, doch zu Ausfällen sollten sie normalerweise nicht führen. Am Sonntag nahm die Kontaktaufnahme zwischen Audi und Mercedes jedoch ungeahnte Formen an. Gleich mehrfach gerieten Mercedes- und Audi-Piloten aneinander und sorgten für gegenseitige Ausfälle oder zumindest Frust bei den jeweils anderen Fahrern.

Situation 1: Green gegen Wickens

Nach einem chaotischen Start war das Feld dabei sich zu sortieren, als Jamie Green in Kurve zehn von der Strecke abkam und einige Konkurrenten passieren lassen musste. In der nachfolgenden Runde wollte er dann kurz nach eben jener Stelle in Kurve elf einen Überholversuch gegen Robert Wickens ansetzen. Er kam zwar daneben, doch nach mehreren Kontakten der beiden drehte sich Green und Wickens musste erst wegen eines Reifenschadens an die Box und später aufgeben.

"Nach dem Stopp wollte Green den Helden spielen und fuhr mir in Kurve elf in die Seite", ärgerte sich Wickens. "Er hat mich komplett von der Strecke geschoben und ich wusste nicht, wo ich hin sollte. Deshalb traf ich ihn in Kurve zwölf. Danach hatte ich einen Reifenschaden und mein Auto war insgesamt stark beschädigt, weshalb ich es auch abstellen musste."

Natürlich sieht Jamie Green die Situation ganz anders: "Als ich später Robert Wickens überholte, hat er mich umgedreht. Ich denke, da hatten wir beide Schuld, vielleicht sogar er etwas mehr. Durch den Dreher habe ich viel Zeit verloren. Am Ende hatte ich Glück, dass ich nach so einem ereignisreichen Rennen noch Punkte holen konnte."

Fazit: Jamie Green fiel durch den Dreher weit zurück, kam durch seine starke Pace und die Disqualifikation von Marco Wittmann, aber immerhin noch auf den neunten Platz nach vorne. Robert Wickens musste das Rennen früh wegen seinen Schäden aufgeben.

Green mit Rennen zum Vergessen: (01:26 Min.)

Situation 2: Engel gegen Rast

Maro Engel und Rene Rast gerieten kurz nach dem Stopp des Audi-Fahrers aneinander. Engel war in der Verfolgung von Tom Blomqvist, als Rast aus der Box kam und das Duo mit noch kalten Reifen aufhielt. Blomqvist fand seinen Weg neben den Rast und konnte ihn in Kurve drei hinter sich lassen.

Engel wollte die Situation nutzen und setzte sich daneben. Da jedoch der Kerb aufhörte und Rast den Mercedes-Piloten nicht erwartete, kam es zu gleich mehreren Berührungen als Engel wieder auf das Asphaltband zurückwollte. "Ich kam mit kalten Reifen aus der Box und habe versucht, mich zu verteidigen", schilderte Rast nach dem Rennen die Situation. "Ich habe Tom Blomqvist gesehen und wusste nicht, dass Maro Engel dahinter war. Er hat sich scheinbar bedroht gefühlt und ist öfter in mein Auto gefahren, wodurch die Aufhängung gebrochen ist."

Fazit: Für Rene Rast war das Rennen vorbei. Mit einem Reifenschaden schleppte sich der Audi-Pilot an die Box, wo von den Mechanikern die weiteren Beschädigungen an der Aufhängung festgestellt wurden, was zum Ausfall des zu diesem Zeitpunkt Meisterschaftsführenden führte. Engel konnte das Rennen fortsetzen und verpasste auf Rang elf knapp einen Punkt.

Rast im Kampf mit Blomqvist und Engel: (01:51 Min.)

Situation 3: Paffett gegen Ekström und Müller

In der Auseinandersetzung zwischen Gary Paffett gegen Mattias Ekström und Nico Müller gab es ausnahmsweise keine direkten Kontakte. Doch der Kampf artete in der letzten Runde aus. Müller hielt Ekström den Rücken frei, der extreme Probleme mit seinen Reifen hatte. Paffett hing schon das gesamte Rennen hinter dem Duo und fand kurz vor Schluss einen Weg neben Müller. Doch Ekström half seinem Markenkollegen durch eine gezielte Verlangsamung wieder an Paffett vorbei.

"Müller blockte mich das gesamte Rennen über, um Eki zu helfen. Ich überholte ihn in Kurve eins und dann ließ mich Eki ausgangs der Kurve auflaufen. Das gleiche machte er in Kurve zwei, um Nico wieder vorbeizulassen. Das ist nicht fair und ich bin von dem Manöver enttäuscht", sagte Paffett.

Fazit: Ins Ziel kamen die drei Piloten auf den Plätzen vier, fünf und sechs. Realistisch betrachtet hätte Paffett ohne dieses Manöver aber noch die Chance auf den vierten Platz statt Position sechs gehabt, denn seine Reifen waren deutlich besser als die Pneus der Audi-Piloten die bereits sehr früh in der Box waren.

Glock rastet aus

Glock rastet aus: Mortara ist ein Idiot: (01:19 Min.)

Doch nicht nur zwischen Audi und Mercedes krachte es in Zandvoort. Auch Timo Glock im BMW hatte am Sonntag eine unerfreuliche Begegnung mit einem Stern-Piloten. Edoardo Mortara stand dem Deutschen auf seiner zweiten Qualifikationsrunde im Weg und versaute ihm seine Verbesserung. Ein von Frust gebeutelter Glock sorgte nach dem soweit harmlosen Fehler für eine Eskalation.

Erst hielt Glock Mortara auf und ließ seine ganze Wut im Funk in heftigen Beleidigungen freien Lauf. Nach der Qualifikation besuchte er ihn dann auch noch in seiner Mercedes-Garage und zeigte ihm eiskalt den Mittelfinger, als er nicht an den Mercedes-Piloten herangelassen wurde. Am Abend entschuldigte er sich dafür, doch die harte Strafe hatte er da schon in Form eines letzten Startplatzes und 3000 Euro Strafe erhalten.