Es ist das große Thema der DTM-Saison 2014: Mercedes und die Zusatz-Homologation. Beim kommenden Rennwochenende in Zandvoort ist es soweit. Die Stuttgarter schicken zumindest ein neu aufgebautes C-Coupé ins Rennen, das der aktuellen Version des Autos wohl überlegen sein wird. Der bittere Beigeschmack: Mercedes wurde zuletzt immer konkurrenzfähiger, auch ohne das kommende Update. Bestes Beispiel war Pascal Wehrlein, der sich am Lausitzring seine erste Pole Position der DTM schnappte.

Wenn es jetzt schon zur Pole und drei Mercedes in den Top-8 des Qualifyings reicht, was erwartet die Konkurrenz dann erst in den Niederlanden und in der kommenden Saison? Timo Scheider sprach in der Lausitz aus, was nicht wenige im Fahrerlager denken. "Man selber fühlt sich schon fast ein bisschen verarscht in dem Moment", so der Audi-Pilot, der stets sagt, was er denkt. "Das tut ein bisschen weh. Wenn Mercedes jetzt in Zandvoort mit einem tollen Auto kommt und das funktioniert mit der Aerodynamik, dann wissen wir, worauf wir uns nächstes Jahr einstellen können."

Wie stark wird das C-Coupé 2.0?, Foto: Mercedes-Benz
Wie stark wird das C-Coupé 2.0?, Foto: Mercedes-Benz

Scheider frustriert

Da Mercedes nun einige Monate Zeit hatte, das Konzept des schwächelnden C-Coupés zu überdenken und umzubauen, ist die Sorge nicht von der Hand zu weisen, dass der Hersteller mit dem Stern künftig ein extrem starkes Auto ins Feld führt. Bislang durfte Mercedes bei jedem Rennen Änderungen am Fahrwerk vornehmen. Mit einem neuen Aero-Paket sollte der Unterschied größer ausfallen - vor allem vor dem Hintergrund, dass Audi und BMW nicht weiterentwickeln dürfen.

"Es ist frustrierend, dass andere Hersteller im Winter sehr viel Zeit, Geld, Energie und Wissen investiert und ein gutes Auto hingestellt haben, und am Ende dafür - in Anführungszeichen - bestraft werden", so Scheider.

Pascal Wehrlein in der Lausitz auf Pole, Foto: Mercedes-Benz
Pascal Wehrlein in der Lausitz auf Pole, Foto: Mercedes-Benz

Verständnis für die Entscheidung

Gleichzeitig war dem DTM-Veteran vollkommen bewusst, warum Mercedes noch einmal Hand anlegen durfte. Man müsse die Angelegenheit aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Scheider: "Natürlich hilft es der DTM nicht, wenn ein Hersteller ständig hinterher fährt und nach einem oder zwei Jahren den Stecker zieht. Da hat weder die Meisterschaft etwas von, noch die anderen Hersteller."

Mit Blick auf das Gesamtbild war es durchaus sinnvoll, Mercedes die Chance zur Nachbesserung einzuräumen. Gerade zu Saisonbeginn waren die Stuttgarter mitunter chancenlos und mussten auf das richtige Wetter hoffen, um ansatzweise konkurrenzfähig zu sein. Dass sie aber nun doch den Anschluss finden würden, hatten offenbar nicht alle Beteiligten auf dem Zettel. Wir groß der Unterschied zwischen dem aktuellen und dem künftigen Auto ausfällt, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.

Sorge vor überstarkem C-Coupé, Foto: DTM
Sorge vor überstarkem C-Coupé, Foto: DTM

Dumm aus der Wäsche schauen?

Timo Glock wollte aber zumindest nicht von der Hand weisen, dass Mercedes einen bedeutsamen Sprung in der Performance machen könnte. "Entweder bringen sie ein paar Kleinigkeiten oder ein Paket, bei dem wir in Zandvoort oder nächstes Jahr alle dumm aus der Wäsche schauen", so der BMW-Pilot. "Ich weiß es nicht, aber die Möglichkeit besteht, dass sie auf einmal einen Schritt vor uns sind."

Bei all den Diskussionen um die plötzlich wiedererstarkte Mercedes-Fraktion darf allerdings der Gewichtsvorteil nicht außer Acht gelassen werden. Im Schnitt sind die C-Coupés 20 Kilo leichter als ihre BMW-Pendants. Im Vergleich zu Audi hat Mercedes 10 Kilogramm weniger Erfolgsballast an Bord. Der Unterschied zeigt sich vor allem im Qualifying, wo die Gewichte bis zu drei, vier Zehntelsekunden ausmachen sollen. "Wenn ich jetzt das Gewicht rausnehme und alle gleich schwer wären, würde es vielleicht anders aussehen", relativierte Glock.