Gary, es heißt immer, dass ihr Fortschritte mit dem aktuellen Auto macht. Was bedeutet das genau?
Gary Paffett: Es geht um das Setup, um das Auto gut vorzubereiten. Das Problem ist: In der Vergangenheit hatten wir je eine Test-Session am Freitag und Samstag, dann das Qualifying und noch das Warmup am Sonntagmorgen. Wenn du also Probleme hattest, konntest du das Setup ändern. Jetzt haben wir nur zwei einstündige Test-Sessions und die Ingenieure nicht so viel Zeit. Wir müssen effizienter sein und Entscheidungen in kleineren Gruppen fällen. Der Zeitdruck ist jetzt viel extremer als in der Vergangenheit. Du darfst dir keine Fehler mehr erlauben. Alles muss beim ersten Versuch passen.

Kam dir der geänderte Zeitplan mit den zwei Test-Sessions am Samstag zugute?
Gary Paffett: Ja, das hilft uns schon. Aber der Zeitplan am Samstag ist teilweise sicher noch verbesserungswürdig. Es ist zwar gut, dass wir mehr testen können. Aber das Training sollte einfach auf den Freitag gelegt werden. Es ist so, dass wir einen ganzen Tag zur Verfügung hätten, aber alles auf einen halben Tag quetschen. An den Freitagen sind wir an der Strecke, stehen aber im Prinzip nur rum. Hier wäre genug Zeit zu fahren und auch den Zuschauern so am Freitag etwas zu bieten.

Um acht Uhr morgens anzufangen ist dazu ungünstig, weil die Fans wirklich sehr früh aufstehen müssen, um uns fahren zu sehen. Noch dazu steht die Sonne zu dieser Uhrzeit sehr tief, so dass man leider oftmals schwierige Sichtverhältnisse hat. So früh zu starten ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich hoffe, dass das für nächstes Jahr geändert wird. Aber im Prinzip sind die zwei Test-Sessions natürlich gut.

Foto: Mercedes-Benz
Foto: Mercedes-Benz

Mercedes ist es als einzigem Hersteller erlaubt, an dem Fahrwerkzuarbeiten. Was bedeutet das für euch?
Gary Paffett: Wir müssen uns mit der Aerodynamik und dem Fahrwerk auseinandersetzen. Beides ist voneinander abhängig. Es geht Hand in Hand und wir versuchen das ins Gleichgewicht zu bekommen. Wir können zwar paar Sachen an der Aufhängung verändern, sind aber trotzdem limitiert in dem, was wir dürfen und wie viele Autos wir damit ausstatten können. Wir können nicht einfach tun, was wir wollen. Erst wollen wir das Fahrwerk verändern, danach kommen die Aero-Updates.

Stimmt es, dass zuletzt dein Auto mit dieser besonderen Aufhängung ausgestattet war?
Gary Paffet (lacht): Wenn selbst du das nicht genau weißt, hat das schon etwas zu bedeuten... Kein Kommentar dazu.

Foto: Simninja
Foto: Simninja

Wann absolviert ihr den Testtag, der Mercedes zugesprochen wurde?
Gary Paffett: Wie ich bereits erwähnt habe: An den Updates für das Fahrwerk arbeiten wir gerade. Die Aerodynamik-Updates kommen danach. Wir werden sie testen, bevor wir mit ihnen in ein Wochenende gehen. Das können wir machen, wann wir wollen und wann der beste Zeitpunkt dafür ist.

Wie frustrierend ist die Saison eigentlich für dich?
Gary Paffett: Es ist nicht frustrierend - darüber bin ich schon hinaus. Im April und Mai war es aber hart. Der Saisonstart in Hockenheim war sehr schwierig für uns als Team. Seitdem haben wir bestimmte Dinge neu aufgerollt. Aber ich bin viel glücklicher, wenn ich sehe, wie wir momentan arbeiten. Ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels. Wenn du einen Zipfel Hoffnung hast, weißt du, wofür du arbeiten musst. Wir wissen, dass wir die Meisterschaft dieses Jahr nicht gewinnen werden. Der Fokus liegt darauf, beim Saisonfinale in Hockenheim ein starkes, neues Auto zu haben. Nächstes Jahr wollen wir dann wieder angreifen.

Foto: DTM
Foto: DTM

Wie geht es jetzt weiter bis zum Saisonfinale?
Gary Paffett: Der Lausitzring sollte uns liegen. Die Strecke hat einen aggressiven Asphalt, dort hast du viel Grip. Im vergangenen Jahr lief es auch nicht so toll, aber am Lausitzring waren wir stark. Das gibt mir Hoffnung. Danach kommt Zandvoort, das ist mit unserem aktuellen Auto die wahrscheinlich schlimmste Strecke für uns. Anschließend fokussieren wir uns auf Hockenheim, darauf bin ich schon sehr gespannt. Dort haben wir ein neues Auto und hoffentlich eines, mit dem wir nächstes Jahr konkurrenzfähig sind.

Ist es nicht komisch für euch Fahrer, dass ihr ein neues Auto baut, es aber noch nicht einsetzen könnt?
Gary Paffett: Ja, das ist schwierig. Auf der einen Seite reist du zu den Rennen und musste das Meiste aus dem aktuellen Auto herausholen. Andererseits wird im Hintergrund ein anderes Auto gebaut. Das bedeutet ziemlich viel Stress und eine Menge Arbeit. Wir alle haben aber hohe Erwartungen und freuen uns auf die Zukunft.