Mercedes setzt in der DTM auf Know-how aus der Formel 1. Wie die Stuttgarter bekanntgaben, kümmert sich Bob Bell, früher beim F1-Werksteam als Technischer Direktor im Einsatz, nun um das DTM-Einsatzteam HWA. Bell ist als Consultant für HWA tätig. Als Projektmanager unterstützt er die Performance-Abteilung.

Außerdem verstärkt sich das Unternehmen mit Michael Wilson, der den Posten des Einsatzleiters bei HWA übernimmt. Wilson war bis Januar 2014 bei Mercedes High Performance Powertrains im Motorenwerk Brixworth angestellt und dort als Virtual Race Weekend Manager für das Formel-1-Projekt tätig gewesen. Damit stellte er die Schnittstelle zwischen der Motorenfertigung in Brixworth und dem F1-Team an der Strecke dar. Wilson kennt die DTM aus seiner Zeit von 1995 bis 1996 als Ingenieur bei Joest Racing in Affalterbach.

Bob Bell wird Berater bei HWA, Foto: Mercedes AMG
Bob Bell wird Berater bei HWA, Foto: Mercedes AMG

Bell als freier Berater

Nach dem Abschied des früheren Technikchefs Gerhard Ungar nach dem Saisonauftakt in Hockenheim hatte HWA dessen Stelle nicht gleich neu besetzt. Bell und Wilson sollen diese Lücke nun offenbar füllen, um die Truppe wieder auf Kurs zu bringen. Trotz zweier Siege - im Regen von Oschersleben sowie auf dem Stadtkurs von Nürnberg - war das Mercedes AMG C-Coupé unter normalen Umständen nicht siegfähig.

Bells Aufgabenbereich: Er analysiert und berät HWA in allen Aspekten der Performance. Mitte Juni war der Brite zum ersten Mal bei HWA in Affalterbach gewesen. Als freier Berater hat er allerdings keinen festen Arbeitsplatz. Sein Engagement ist zunächst bis zum Ende dieses Jahres begrenzt. Ein verständlicher Schritt, wird die Aerodynamik nach der Zusatz-Homologation für Mercedes sowieso bis Ende 2015 eingefroren.

Mercedes soll wieder konkurrenzfähig werden, Foto: DTM
Mercedes soll wieder konkurrenzfähig werden, Foto: DTM

Neuaufstellung bei HWA

Durch Bells Installation habe sich an der Struktur von HWA allerdings nichts verändert. "Nein, wir sind immer noch dabei, die Mannschaft von HWA neu aufzustellen", teilte HWA in einem Schreiben mit.

Bell war bereits im Dezember des vergangenen Jahres von seinem Posten bei Mercedes zurückgetreten. Er war seit April 2011 Technischer Direktor in Brackley. Einen direkten Nachfolger auf dieser Position gab es nicht bei den Silberpfeilen. Stattdessen teilte das Team mit, dass es seine technische Struktur straffen wolle und Executive Director (Technical) Paddy Lowe die Verantwortungsbereiche von Bell übernehmen werde.

Bell feierte große Erfolge mit Renault in der Formel 1, Foto: Renault
Bell feierte große Erfolge mit Renault in der Formel 1, Foto: Renault

Bells lange Karriere in der F1

Bell begann seine Motorsportlaufbahn vor über 30 Jahren als Aerodynamiker. Seitdem arbeitete er bei McLaren, Benetton und Jordan. Im Jahr 2001 übernahm er das Amt des Stellvertretenden Technischen Direktors bei Renault, zwei Jahre später wurde er zum Technischen Direktor befördert und spielte eine Schlüsselrolle beim Gewinn der Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaften in den Saisons 2005 und 2006.

Bis zu seinem Abschied von Renault im Oktober 2010 füllte Bell zunächst ab September 2009 die Position des Teamchefs und danach die des Geschäftsführers aus. In diesem Jahr schloss sich für Bell ein Kreis: 1988 wirkte er in der ersten Turbo-Ära der Formel 1 an der Entstehung des nahezu unschlagbaren MP4/4 mit. Im vergangenen Jahr war er an der Entwicklung des ersten Siegerautos der neuen Turbo-Ära beteiligt.