Nach dem Sieg auf dem Norisring war Mercedes in Russland wieder hart auf dem Boden der Realität gelandet. Nur zwei Mercedes-Piloten schafften es in die Top-10, auf eine Podiumsplatz bestand nie eine Chance. Seit Saisonbeginn ist das C-Coupé der Konkurrenz auf normalen Strecken gnadenlos unterlegen. Am kommenden Wochenende auf dem Red Bull Ring könnte das Streckenlayout mit seinen drei langen Geraden und mittelschnellen Kurven den Stuttgartern entgegenkommen - an eine reelle Siegchance glauben aber nur die wenigsten.

"Realistisch betrachtet sind wir aktuell nicht in der Lage, mit unserer Performance ein Rennen zu gewinnen", sagte Gary Paffett während einer Telefonkonferenz auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Seit dem ersten Saisonrennen habe wir bei trockenen Bedingungen eine halbe bis dreiviertel Sekunde Rückstand auf die Konkurrenz. Wir versuchen das Auto weiterzuentwickeln und sind auch etwas besser geworden. Wir haben aber immer noch Rückstand auf Audi und BMW."

Mercedes betrieb Schadensbegrenzung in Moskau, Foto: DTM
Mercedes betrieb Schadensbegrenzung in Moskau, Foto: DTM

Plan: Letzte Rennen gewinnen

Allerdings hat Mercedes den Bonus einer Zusatz-Homologation in diesem Jahr. Heißt: Mercedes darf sein C-Coupé in einigen Bereichen bis zum 25. September weiterentwickeln - also bis kurz vor dem vorletzten Rennen des Jahres in Zandvoort. Paffett setzte große Hoffnungen auf die Update-Version des Autos. "Wir müssen schauen, dass wir die letzten zwei Rennen gewinnen und dann ein tolles Jahr 2015 haben", so der Brite.

Mercedes' DTM-Leiter Wolfgang Schattling hatte bereits angekündigt, dass sich die Stuttgarter mit der finalen Homologation so lange wie möglich Zeit lassen wollen. "Bis die ganzen Arbeiten im Windkanal und Simulationen abgeschlossen sind", so Schattling. "Wenn du es früher machst, bist du ja doof." Das bedeutet allerdings gleichzeitig, dass es bei den beiden Rennen auf dem Nürburgring und in der Lausitz wieder schwierig werden könnte mit der aktuellen Variante des Autos. Doch Mercedes scheint gewillt zu sein, diese beiden Läufe zu riskieren, um mit Blick auf 2015 das bestmögliche Auto zu entwickeln.

Gary Paffett hat nur 4 Punkte auf dem Konto, Foto: DTM
Gary Paffett hat nur 4 Punkte auf dem Konto, Foto: DTM

Realität: Nicht siegfähig

Paffett ging sogar soweit, sich in naher Zukunft kaum Hoffnungen auf ein Top-Ergebnis zu machen. "Momentan geht es darum, sich darauf zu fokussieren, das Auto zu verbessern", sagte der frühere Champion. "Die Rennwochenenden sind für uns quasi verlängerte Test-Sessions, um das Auto zu verstehen und herauszufinden, wo wir uns verbessern müssen." Diese Herangehensweise spiegelt sich auch in der Gesamtwertung wider. Mercedes liegt bei den Herstellern mit 86 Punkten abgeschlagen auf dem letzten Platz. Zum Vergleich: Tabellenführer Audi hat 137 Zähler mehr auf dem Konto.

An eine Wunderheilung glaubte auch Christian Vietoris nicht. Als Gesamtsiebter ist der Gönnersdorfer der erfolgreichste Fahrer des Siebener-Kaders von Mercedes. "Wir werden bis Hockenheim wahrscheinlich keine großen Sprünge erwarten", so Vietoris zuletzt in Moskau. "Ich denke, dass wir frühestens auf dem Hockenheimring und spätestens zu Beginn des nächsten Jahres einen Schritt machen."

Kleine Hoffnungen ruhen zumindest auf Spielberg, wo die DTM kommendes Wochenende das sechste Rennen der Saison bestreitet. "Spielberg ist eine ganz andere Strecke, da gibt es deutlich weniger Kurven als in Moskau", so Vietoris. "Das sollte Mercedes-Land sein. Wir gehen aber auch da mit einer gewissen Vorsicht ran, weil wir wissen, dass wir momentan nicht die Stärksten sind. Wir müssen schauen, wo wir nach dem Training stehen, aber auch da sind Punkte wieder das erklärte Ziel."