Mike Rockenfeller hat es geschafft: Der Audi-Pilot sicherte sich am vorletzten Rennwochenende der Saison in Zandvoort vorzeitig die Meisterschaft. Damit ist der 29-Jährige auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Nachdem Titel im Porsche Carrera Cup und dem Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans ist der Meisterschaftsgewinn in der DTM ein neuer Meilenstein im Leben des gebürtigen Neuwieders. Doch wer ist Mike Rockenfeller wirklich? Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die erfolgreiche Karriere eines sympathischen Racers.
Mike Rockenfeller wurde am 31. Oktober 1983 in Neuwied geboren. Seit 2007 lebt er in Altnau am Bodensee. Bevor der heutige Audi-Pilot seine Rennfahrer-Karriere antrieb, erlernte er in der Werkstatt seiner Eltern den Beruf des KfZ-Mechatronikers. Auch auf dem Bauernhof seiner Großeltern kam Rockenfeller bereits früh mit Motoren und Maschinen in Berührung. Neben regelmäßigem Krafttraining spielt er in seiner Freizeit vor allem Squash, Badminton und Fußball. Auch Skifahren gehört den Hobbies des neuen DTM-Champions.
Gut Essen gehen, einen Kinofilm schauen oder einfach nur in Shorts, T-Shirt und Flip-Flops in den Tag hineinleben - so tankt er in seiner knappen Freizeit am liebsten Kraft für die nächsten Rennen. Eine gewohnte Umgebung, ein Zuhause - das ist ihm sehr wichtig. Daher nimmt er wann immer es geht seine eigenen "vier Wände" in Form eines Wohnmobils mit an die Rennstrecke. Die Sache hat nur einen Haken: Er hat nicht den passenden Führerschein, um das große Gefährt bewegen zu dürfen. Diesen endlich zu machen, stand neben dem Gewinn des DTM-Titels ganz oben auf seiner Agenda für das Jahr 2013. Das nächste Ziel ist also schon im Visier.
Wie bei fast allen aktiven Rennfahrern beginnt auch die Karriere des Mike Rockenfeller im Kartsport. "Als ich mit zehn Jahren aus Spaß erstmals ein Kart bestieg, war für mich sofort klar: ‚Rennfahren wird meine große Leidenschaft!‘", gab sich Rocky bereits von Beginn an zielgerichtet. Nach sechs erfolgreichen Jahren im Kart gelang dem heute 29-Jährigen der Sprung in die Formel König - dem ersten Schritt in Richtung des professionellen Motorsports.
Nach der Saison 2001, die Rockenfeller mit einem Sieg beim Finale abschließen konnte, folgte eine Einladung zum Porsche-Junior-Sichtungslehrgang, an der er mit Erfolg teilnahm. Von nun an startete Rocky als Porsche-Werkspilot im deutschen Carrera Cup und dem internationalen Supercup. Mit Ehrgeiz, Motivation und seiner Begeisterung für den Motorsport gelang es ihm bereits in seiner Premierensaison im Tourenwagensport die "Alten Hasen" des Öfteren zu ärgern. 2003 schaffte er es, den Vizetitel im Carrera Cup zu holen, was 2004 mit dem Gesamtsieg noch einmal übertrumpft werden konnte. Außerdem gelangen einige Supercup-Siege, unter anderem beim prestigeträchtigen Rennen in den Straßen von Monte Carlo.
Im drauffolgenden Jahr wechselte Rockenfeller in die FIA-GT-Meisterschaft. Mit seinem Teamkollegen Marc Lieb gewann er sechs von elf Rennen, darunter auch das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans wurde er zusammen mit Lieb und Leo Hindery Klassensieger der GT2 und trug sich damit als jüngster Sieger aller Zeiten in die Erfolgslisten ein. Außerdem startete er in der American Le Mans Series, die er auf dem zehnten Platz der GT-Wertung abschloss.
2007: Einstieg in die DTM
In der Saison 2006 startete Rockenfeller für das Alex Job Racing Team in der ALMS und in der Grand American Rolex Series, wo er Achter in der GT2- sowie der LMP2-Wertung der ALMS wurde. Darüber hinaus holte er beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring den Gesamtsieg. Aufgrund der bisherigen Leistungen und Erfolge wurde Rockenfeller im Dezember 2006 als offizieller Werkspilot von Audi verpflichtet.
In der folgenden Saison startete der gebürtige Neuwieder erstmals für Audi in der DTM. Obwohl er in einem Vorjahreswagen unterwegs war, gelang ihm schon beim zweiten Rennen in Oschersleben der Sprung auf das Podest. Mit drei Punkteplatzierungen schloss er die Saison mit elf Punkten auf dem zwölften Gesamtrang ab. Gemeinsam mit Lucas Luhr und Alexandre Prémat ging Rockenfeller im Audi R10 TDI beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans an den Start. Nach einem Unfall musste das Trio jedoch vorzeitig die Segel streichen.
Die anschließenden Jahre liefen in der DTM eher schleppend. In einem Jahreswagen hatte der Audi-Pilot kaum auf Chance auf Top-Platzierungen und belegte im Gesamtklassement die Ränge 11 und 14. Besser lief es dafür im Sportwagen: Gemeinsam mit Alexandre Prémat gewann er 2008 den Meistertitel der LMP1-Kategorie der Le-Mans-Serie. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans erzielte er mit Lucas Luhr und Prémat zudem den vierten Gesamtrang. 2009 schied Rockenfeller beim Langstreckenklassiker an der Sarthe nach einem Unfall abermals aus.
2011: Schwerer Unfall in Le Mans
In der DTM wechselte Rockenfeller in der Saison 2010 zu Phoenix Racing, wo er ebenfalls in einem Jahreswagen an den Start ging. Dennoch gelang ihm beim Saisonfinale in Hockenheim erneut der Sprung auf das Podest, was ihm den siebten Rang in der Gesamtwertung einbrachte. Damit stellte er nicht nur den besten Jahreswagen, sondern ließ auch zwei Piloten in aktuellen Fahrzeugen hinter sich. Noch erfolgreicher war er allerdings im Sportwagen: Sowohl beim 24-Stunden-Rennen in Daytona als auch beim Klassiker in Le Mans gelangen Rockenfeller die Gesamtsiege.
Aufgrund seiner Leistungen in der DTM bekam Rockenfeller 2011 erstmals einen Neuwagen gestellt, wechselte dafür jedoch von Phoenix Racing zu Abt Sportsline. Schon beim zweiten Saisonrennen in Zandvoort konnte er sein erstes DTM-Rennen gewinnen. Zusammen mit Timo Bernhard und Romain Dumas startete der Neuwieder zudem beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans, um seinen Vorjahressieg zu wiederholen. Bei einem Überrundungsmanöver in der Nacht kollidierte Rockenfeller jedoch mit einem langsameren Fahrzeug und schlug mit über 300 Stundenkilometern in die Streckenbegrenzung. Obwohl er den Unfall nur mit leichten Blessuren überstand, musste er das darauffolgende DTM-Rennen auf dem Lausitzring auslassen. Schon am Norisring kehrte der Audi-Pilot jedoch in sein Cockpit zurück und belegte am Ende der Saison schließlich den sechsten Gesamtrang.
2012 kehrte Rockenfeller im Zuge der Einführung des neuen Audi A5 DTM zu Phoenix Racing zurück. In Zandvoort feierte er mit einem zweiten Rang sein bestes Saisonergebnis und belegte als bester Audi-Pilot den vierten Platz der Gesamtwertung. Beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans wurde er gemeinsam mit Marco Bonanomi und Oliver Jarvis Dritter, bevor er sein Engagement im Sportwagen-Bereich mit Ende der Saison 2012 beendete, um sich in diesem Jahr voll und ganz auf die DTM konzentrieren zu können - mit Erfolg.
2013: Fokus auf die DTM
Obwohl sich bereits gegen Mitte der Saison abzeichnete, dass der Weg zum Titel 2013 nur über Rockenfeller führen würde, gab er sich stets bodenständig. "Ich hoffe immer, dass ich um die Meisterschaft fahren kann", meinte Rocky im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com gelassen. "Aber da mache ich mir keine Gedanken in dem Sinne: 'Oh, ich bin Meisterschaftsführender, ich muss da jetzt irgendetwas machen!' Ich gehe zum Rennen und versuche mein Bestes. Wenn es geht, geht es, und wenn es nicht geht, dann nicht. An feiern denke ich noch nicht, in der DTM sollte man nichts planen."
Mike Rockenfeller - fokussiert, bodenständig, zielgerichtet. Ein sympathischer Racer, der auch abseits der Strecke stets weiß, wo es langgeht. Selbst Niederschläge konnten den 29-Jährigen in seiner bisherigen Karriere nicht stoppen. Nach seinem schweren Unfall beim 24-Stunden-Rennen 2011 in Le Mans kehrte Rockenfeller schon nach wenigen Wochen in die DTM zurück. Während selbst Profirennfahrer nach solchen Rückschlägen oft nicht mehr zu alten Stärken zurückfinden, hatte Rockenfeller keine Probleme - im Gegenteil. Zwei Rennen nach seinem Comeback stand der Audi-Pilot am Nürburgring wieder auf dem Podium.
In diesem Jahr konzentrierte sich Rockenfeller - mit Ausnahme des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring - auf die DTM und ließ die LMP-Prototypen zunächst vergessen. Dass dies der Schlüssel zum Erfolg ist, sieht der Audi-Pilot anders. "Es ist durchaus möglich, die 24h von Le Mans und eine DTM-Saison erfolgreich unter einen Hut zu bringen", ist sich Rockenfeller sicher. "Bei mir hat es jedoch dieses Jahr einfach zeitlich nicht hingehauen. Ohne Top-Vorbereitung, ohne eine gewisse Mindestanzahl an Testtagen und -kilometern, kann man nicht einfach in Le Mans ins Auto steigen und das Rennen gewinnen."
Laut Rockenfeller ist es demnach besonders wichtig, eng und dauerhaft mit seinem Team zusammenzuarbeiten, wenn man die Basis für einen Erfolg legen will - eine Prämisse, die er vor allem in diesem Jahr mit Phoenix maximal umgesetzt hat. "Wenn Rocky von den Langstreckentests und den Rennen zurückkam, musste er sich stets wieder an das DTM-Auto und die anderen Anforderungen gewöhnen", weiß aber Dieter Gass, Leiter DTM bei Audi. "Da an einem DTM-Wochenende jedoch nicht viel Zeit bleibt, kann das durchaus einen Nachteil für das Qualifying bringen, welcher sich dann fast immer auch auf das Rennen ausweitet."
Langstrecke hin oder her: im siebten Jahr seiner DTM-Karriere sicherte sich Mike Rockenfeller endlich den Titel. Während die Konkurrenz immer wieder ins Straucheln geriet, sammelte der Audi-Pilot in allen Rennen fleißig Punkte und machte den Titelgewinn somit im vorletzten Rennwochenende perfekt. In Zandvoort, dem Ort seines ersten DTM-Sieges, schnappte sich Mike Rockenfeller nun auch den ersten DTM-Titel seiner Karriere. Glückwunsch, Rocky!
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