Am letzten Sonntag stand er noch auf dem Podium bei den 24 Stunden von Le Mans, nur fünf Tage später am Nürburgring vor einem Trümmerhaufen: Mehr Achterbahnfahrt geht nicht für Laurens Vanthoor, der im Top-Qualifying zu den 24h Nürburgring 2025 einen schweren Unfall baute. Mit der Konsequenz, dass Scherer Sport PHX den #16 Porsche 911 GT3 R wegen des schweren Schadens vorzeitig vom Rennen abmelden musste.

Vanthoor crasht - Manthey-Grello auf Pole beim 24h Nürburgring (10:21 Min.)

Damit ist einer der Sieganwärter auf dem Nürburgring noch vor der ersten Rennrunde ausgeschieden. Porsche-Werksfahrer Vanthoor hätte sich den stark besetzten Neunelfer mit seinen Porsche-Kollegen Ricardo Feller und Patric Niederhauser teilen sollen.

Vanthoor: "Vermutlich schwerster Unfall meiner Karriere"

Ein bitterer Moment für den früheren Nürburgring-Gesamtsieger Vanthoor, der aber die Größe zeigte, sich in der Öffentlichkeit zu entschuldigen. "In letzter Zeit lief es gut", schrieb Vanthoor, dessen Jahr mit dem Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Daytona begann, in den sozialen Netzwerken. "Aber im Leben erhält man hin und wieder einen Weckruf. Heute war einer dieser Tage."

Vanthoor weiter: "Ich hatte einen sehr bösen Unfall im Qualifying, vermutlich der schwerste Unfall meiner Karriere. Ich bin dankbar, dass ich davongekommen bin." Der Belgier wurde nach dem Highspeed-Crash am Schwedenkreuz auf de Nordschleife im Medical Center untersucht, sei laut Angaben von Porsche aber in Ordnung.

"Ich erzähle euch nicht die perfekte Instagram-Leben-Geschichte", fuhr Vanthoor fort. "Die Wahrheit ist, dass es hart ist. Solche Erfahrungen schmerzen sowohl meinen Körper als auch meinen Kopf. Aber ohne Zweifel werde ich diesen Rückschlag überstehen. Jetzt freue ich mich einfach nur darauf, nach Hause zu reisen und Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Es tut mir leid für jeden am #16 Auto. Und danke an die Menschen, die mich unterstützen."

Stimmung bei Scherer Sport PHX nach Unfall-Aus gedrückt

Ganz anders lief es bei Kevin Estre, mit dem Vanthoor in Le Mans noch den starken zweiten Platz im Reigen der dominanten Ferrari errungen hatte: Der Franzose fuhr im Manthey-Porsche zu seiner dritten Pole Position beim 24h-Rennen Nürburgring.

"Kevin Estre ist eine extrem saubere und fehlerfreie Runde gelungen - nichts anderes haben wir von ihm erwartet", wurde Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3 R, in einer Pressemitteilung zitiert. "Nach dem Unfall-Aus für das Auto von Scherer Sport PHX war die Stimmung natürlich etwas gedrückt. Die Mannschaft musste den Wagen leider zurückziehen. Das Wichtigste aber ist, dass es Laurens Vanthoor soweit gut geht."

Vanthoor: Highspeed-Unfall auf der Nordschleife

Vanthoor verlor kurz nach dem Beginn des Top-Qualifyings am Freitag während seiner ersten Runde die Kontrolle über den Porsche. Vanthoor kam auf trockener Strecke mit einem Reifen links auf den Kerb und drehte sich mehrfach quer über die Fahrbahn. Schließlich schlug der GT3-Porsche mit der Front in die Leitplanken ein. Das Qualifying wurde daraufhin sofort unterbrochen, noch bevor einer der 17 Fahrer eine schnelle Runde gesetzt hatte.

Ausgerechnet Vanthoor: Er selbst hatte den Porsche, den Vorjahressieger Scherer Sport PHX erstmalig beim 24h-Rennen Nürburgring einsetzen wollte, am Donnerstagabend in letzter Sekunde ins Top-Qualifying geführt. Im Qualifying 1 am Mittag konnte die #16 nur eine einzige Runde zurücklegen, bevor ein Schaden an der Antriebswelle dem Boliden den technischen K.o. versetzte.

Der #16 Scherer Sport PHX Porsche.
Der Scherer-Porsche 911 GT3 R bei den 24h Nürburgring, Foto: IMAGO/ Gruppe C Photography

Für das abendliche Qualifying 2 hatte die Scherer-Crew den Porsche repariert, doch ein schleichender Plattfuß kostete weitere Zeit. Schließlich fasste sich Vanthoor kurz vor dem Sessionende um 23:30 Uhr ein Herz und führte den Porsche zum dritten Platz, der den Einzig ins Top-Qualifying bedeutete. Der Rest ist Geschichte.