Das aus den vergangenen Jahren bekannte Wetter-Chaos blieb diesmal aus beim 24h-Rennen Nürburgring, stattdessen geht es zeitweise auf der Rennstrecke durchaus chaotisch zu bei der 50. Auflage des Eifel-Klassikers. Bis zum Sonntagmorgen litt weit mehr als die Hälfte der gesamtsiegfähigen SP9-Klasse unter Problemen!

Gegen 09:30 Uhr am Morgen lagen nur noch neun der mehr als 30 GT3-Fahrzeuge innerhalb der Führungsrunde, als Spitzenreiter #15 Phoenix-Audi (K. van der Linde/Vanthoor/Vervisch/Frijns) seine 118. Runde auf der Kombination aus GP-Strecke und Nordschleife absolviert hatte. Ein absolutes Crash-Fest, das in der Nacht auch Rennleiter Walter Hornung dazu veranlasste, im Interview die Zustände zu kritisieren.

Brüder-Crash: "Das muss nicht sein"

Am eindrücklichsten war sicherlich der Brüder-Unfall zwischen Laurens und Dries Vanthoor auf der Nordschleife, in dessen Folge der Titelverteidiger #1 Manthey-Porsche (Christensen/Estre/Makowiecki/Vanthoor) vorzeitig ausschied. "Da sind ein paar Heißsporne dabei", urteilte der erfahrene Rennleiter Hornung in der Nacht. "Wie beim Bruder-Duell, so etwas muss einfach nicht sein. Die Fahrer sollten sich mal etwas besinnen und das Rennen zu Ende fahren. Wir fahren ein 24-Stunden-Rennen, kein Sprintrennen."

Überhaupt war es bislang ein schwieriges 24h-Rennen Nürburgring für die Porsche. Am Samstagabend fiel etwa der #44 Falken-Porsche (Bachler/Picariello/Pilet/Ragginger) einer Kollision mit dem #5 Phoenix-Audi (Kolb/Stippler/Feller/K. van der Linde) zum Opfer. Der Crash, in den auch ein Opel Astra mit Stellantis-Boss Carlos Tavares unschuldig involviert war, sorgte für den vorzeitigen Ausfall des Falken-Porsche.

Ähnlich schlecht lief es für den #27 Toksport-WRT-Porsche (Andlauer/Campbell/Jaminet), der vom #99 ROWE-BMW (De Phillippi/Eng/Farfus/Yelloly) unsanft aus dem Rennen befördert wurde. Auch die beiden Dinamic-Porsche #28 (Engelhart/Cairoli/Ledogar/Preining) und #29 (Cairoli/De Leener) wiesen schon nach wenigen Rennstunden einen deutlichen Rückstand aufgrund von Zwischenfällen aus.

Die Porsche-Crashes verleiteten Projektleiter Sebastian Golz zu einer versteckt formulierten Kritik an der Einstufung der 911 GT3 R durch die Balance of Performance: "Das war eigentlich abzusehen. Die Fahrer mussten enormen Einsatz zeigen, um das Tempo der Konkurrenz mitgehen zu können. Dies bedeutet bei einem 24-Stunden-Rennen mit über 130 Rennwagen immer ein hohes Risiko. Hierdurch passieren Unfälle."

24h Nürburgring: Ausfall-Orgie bei BMW

Die vermeintlichen Favoriten aus dem BMW-Lager mussten beim 50. Jubiläum der BMW M GmbH ebenfalls ordentlich Federn lassen. Sechs der sieben BMW M4 GT3 fuhren bis zum Sonntagmorgen mit großem Rückstand nach Vorfällen hinterher oder waren bereits ausgeschieden. Neben dem bereits erwähnten Crash des #99 ROWE-BMW erwischte es auch das Schwester-Auto mit der #98 (Catsburg/Edwards/S. van der Linde/Wittmann) in der Nacht mit einem Schaden am Auto.

Für Wirbel sorgte das #72 BMW Junior Team (Harper/Hesse/Verhagen), das ebenfalls mit Hoffnungen auf den Gesamtsieg ins 24h-Rennen gestartet war. Am Samstag schoss das talentierte Nachwuchs-Trio zunächst einen BMW 330i auf der Nordschleife ab und fiel zurück. In den frühen Morgenstunden crashte der von RMG bestreute BMW M4 GT3 mit der Startnummer #72 dann einen heftigen Einschlag auf der Nordschleife.

Unterdessen spielten alle drei privat von Walkenhorst Motorsport eingesetzten BMW M4 GT3 - #100 Walkenhorst-BMW (Walkenhorst/Bohlen/Breuer/Ziegler), #101 Walkenhorst-BMW (Krognes/Soucek/Trogen/Müller) und #102 Walkenhorst-BMW (Müller/Bohlen/Tuck/Schmidt-Staade), schon früh keine Rolle mehr im Kampf um den theoretischen Gesamtsieg. Der #20 Schubert-BMW (Krohn/Sims/Klingmann/Krütten) war trotz eines Reifenschadens am Sonntagmorgen der letzte verbliebene Kandidat auf den Sieg beim größten Autorennen der Welt.

GT3-Exoten vorzeitig ausgefallen

Deutlich schadloser hielt sich die Konkurrenz von Mercedes-AMG und Audi. Ärgerlich aus Sicht der Ingolstädter war sicherlich der Nordschleifen-Crash von Kelvin van der Linde, der für den #5 Phoenix-Audi (Kolb/Stippler/Feller/K. van der Linde) das vorzeitige Aus bedeutete. Die Startnummer #5 hatte schon zuvor für Wirbel gesorgt durch einen Crash mit einem Porsche Cayman sowie einer deftigen Zeitstrafe, weil Top-Talent Ricardo Feller eine Gelbphase völlig missachtet hatte.

Zwei Exoten im SP9-Feld erlebten unterdessen eine Achterbahn der Gefühle. Der Pole-Setter #26 octane126-Ferrari (Grossmann/Trummer/Hirschi/Ludwig) führte das Rennen in der Startphase an, erlitt später allerdings einen Reifenschaden. Später meldete der Schweizer Rennstall das vorzeitige Aus. Ähnlich erging es auch dem #90 TF-Sport-Aston-Martin (Sorensen/Thiim/Pittard/Martin), der zwischenzeitlich in Führung lag und gegen Mitternacht durch einen Unfall die Segel streichen musste.