Das Langstrecken-Programm von Neueinsteiger Hyundai in der WEC nimmt weiter Formen an. Die Koreaner, die ab 2026 mit ihrer Sportmarke Genesis in der Langstrecken-WM und somit auch bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start gehen, gaben am Donnerstag zwei weitere Fahrer offiziell bekannt. Dabei handelt es sich um Mathys Jaubert und Daniel Juncadella.
Vor allem Letzterer sollte deutschen Motorsport-Fans bereits ein Begriff sein. Juncadella startete zwischen 2013 und 2021 (mit kurzen Unterbrechungen) in der DTM und konnte bei 110 Teilnahmen ein Rennen für Mercedes gewinnen. Nach dem Ende seiner DTM-Zeit war er vor allem im GT3-Langstreckensport aktiv. 2023 wurde er mit Corvette Vizemeister der IMSA in der GTD-Pro-Klasse. In den letzten beiden Jahren startete er für die GM-Marke in der WEC.
Neue Lotterer-Teamkollegen stehen fest: Hyundai-Genesis gibt nächstes Duo bekannt
Dass er mit Genesis Magma Racing in die Hypercar-Klasse aufsteigt, ist keine große Überraschung, denn bereits in diesem Jahr stand er neben seinen WEC-Starts beim Vorbereitungseinsatz (Trajectory-Programm) von Hyundai mit IDEC in der Europäischen Le Mans Serie (ELMS) am Start. Dasselbe trifft auch auf Jaubert zu. Gemeinsam im Trio mit Jamie Chadwick waren sie bei drei von bisher fünf Rennen siegreich.
Jaubert ist dahingegen noch ein eher unbeschriebenes Blatt im internationalen Motorsport. Der 20-Jährige nahm seit 2021 regelmäßig an diversen Markenpokalen teil, wobei der Vize-Titel im französischen Porsche Carrera Cup 2024 und ein Rennsieg im Porsche Supercup in dieser Kategorie seine größten Erfolge sind. Genauso wie Juncadella überzeugte auch er in der ELMS die Hyundai-Motorsportführung rund um Teamchef Cyril Abiteboul.
"Zusammen mit Jamie Chadwick haben sich Mathys und Dani hervorragend an Prototypen-Racing angepasst, wie ihre Leistungen seit dem ersten Rennen der ELMS-Saison zeigen. Noch wichtiger ist, dass sie sich im Laufe der Saison verbessert und jedes Wochenende dazugelernt haben, was sich unserer Meinung nach auch nach ihrem Wechsel in die Hypercar-Klasse fortsetzen wird", lobte der ehemalige Formel-1-Teamchef von Caterham und Renault seine beiden neuen Fahrer.

Genesis-Hypercar nach ELMS-Erfolgen: Das sagen Dani Juncadella und Mathys Jaubert
Für Juncadella geht mit seiner Beförderung in die Topklasse der WEC ein Traum in Erfüllung. "In den letzten Jahren war es mein Ziel, in die Hypercar-Klasse aufzusteigen. Ich bin seit zwei Jahren in der WEC in der LMGT3-Klasse unterwegs, daher passt es gut für mich, in einer Meisterschaft aufzusteigen, die ich sehr gut kenne. Es ist auch perfekt, dies mit Genesis Magma Racing zu tun, um mit einer Marke, die hoffentlich noch viele Jahre in der Meisterschaft vertreten sein wird, ganz von vorne anzufangen", sagte der derzeitige Formel-1-Simulatorfahrer von Aston Martin.
Jaubert gab bei der Bekanntgabe zu Wort: "Für mich ist das ein großer Schritt in meiner Karriere und eine Chance, mich mit den Besten der Welt zu messen. Das Trajectory-Programm und meine Erfahrungen in der ELMS waren von unschätzbarem Wert, nicht nur, um die technischen Aspekte zu lernen und lange Stints zu bewältigen, sondern auch, um das Teamwork und die Konstanz zu verstehen, die auf diesem Niveau erforderlich sind."
Beide waren vor 2025 vorwiegend im GT-Bereich beheimatet. Obwohl der Einsatz von Piloten, die kaum Prototypen-Erfahrung haben, ein Risiko sei, gab sich Abiteboul überzeugt davon, dass man die richtige Wahl getroffen hat. Genesis-Sportdirektor Gabriele Tarquini bekräftigte mit Blick auf die ELMS-Erfolge von Jaubert und Juncadella die Aussagen von Abiteboul.
2 Hyundai-Cockpits noch offen: Kommt Stoffel Vandoorne?
Tarquini betonte: "Ihre relative Unerfahrenheit im Prototypen-Rennsport wird durch die anderen vier Fahrer in unserem Team ausgeglichen, sodass wir eine großartige Mischung aus Erfahrung und neuen Fahrern in der Hypercar-Klasse haben, die hungrig und motiviert sind, zu gewinnen." Eine Aussage, die in Bezug auf die weiteren Fahrerentscheidungen bei Hyundai klarstellt, dass die Marke bei ihrem Einstieg in die WEC bei der Besetzung ihrer letzten beiden ausständigen Fahrercockpits auf Erfahrung setzt.
Vor der Bekanntgabe von Juncadella und Jaubert standen nämlich erst zwei Fahrer fest. André Lotterer und Pipo Derani waren schon länger als Hyundai-Piloten fix und nahmen die Testarbeit für die Entwicklung des GMR-001 vor. Unter diesem Namen wird der nach dem LMDh-Reglement gebaute Prototyp ab der kommenden WEC-Saison firmieren.
Wer die letzten beiden Cockpits besetzt, ist noch unklar. Stoffel Vandoorne, dessen Abschied von Peugeot in der vergangenen Woche bekanntgegeben wurde, gilt als Favorit auf einen Sitz bei der Hyundai-Marke. Der ehemalige Formel-1-Fahrer und Formel-E-Weltmeister wird bereits nach dem 6-Stunden-Rennen von Fuji Peugeot verlassen. Sein Ersatz wurde bereits bekanntgegeben. Mehr dazu hier:
Das zweite vakante Cockpit ist ohnehin noch offen. Dass Tarquini allerdings von erfahrenen Prototyp-Piloten redet, spricht gegen eine Beförderung von Jamie Chadwick. Die dreifache W-Series-Meisterin hätte die erste Frau werden können, die in der WEC-Topklasse an den Start geht. Sie bleibt Teil des Entwicklungs-Programms von Genesis, in dem sich auch Jaubert und Juncadella 2025 befanden. Was sie im kommenden Jahr tun wird, soll zu einem späteren Zeitpunkt bestätigt werden, wie das Hyundai-Team bekanntgab.
Jaubert und Juncadella werden noch in diesem Jahr ihre ersten Erfahrungen mit dem LMDh-Auto sammeln. Sie nehmen die noch ausstehenden Testfahrten vor dem Saisonstart 2026 gemeinsam mit Lotterer und Derani in Angriff. Spätestens dann werden auch die weiteren Genesis-Fahrer feststehen. Die Marke spricht davon, dass diese in den kommenden Monaten bekanntgegeben werden.
Das Hypercar-Projekt von Hyundai-Genesis hat es nicht nur auf der Fahrerseite personell in sich. Auch auf der technischen Seite fährt der drittgrößte Autobauer der Welt groß auf. So sind etwa Ex-Audi-Mann Justin Taylor als Chefingenieur mit an Bord sowie als Technikchef Francois-Xavier Demaison, der einst bei Williams in dieser Rolle tätig war. Mehr zu dem Generalangriff von Hyundai auf die WEC könnt ihr in unserer neuesten Print-Ausgabe des Motorsport-Magazins erfahren, dort haben wir nämlich Genesis genauer unter die Lupe genommen:



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