Ferrari ist seiner Favoritenrolle beim WEC-Heimspiel in Imola mehr als gerecht geworden: Die Italiener belegten im Qualifying am Samstagnachmittag die erste Startreihe. Antonio Giovinazzi flog auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari regelrecht zur Pole Position! Der frühere Formel-1-Fahrer setzte sich im Q2 des Qualifyings mit 0,785 Sekunden vor dem Zweitplatzierten Robert Kubica im gelben AF-Corse-Ferrari durch.

Giovinazzi umrundete den 4,909 Kilometer langen Traditionskurs bei schönstem Sonnenschein in nur 1:28.920 Minuten. Damit war der Italiener der erste Fahrer am zweiten Rennwochenende der Saison, der die 1:29er-Marke knacken konnte. Ferrari werden in Imola die besten Chancen auf den Sieg im 6-Stunden-Rennen am Ostersonntag (13:00 Uhr im Sport1-Livestream und auf Eurosport 2) ausgerechnet. Verpatzen die Italiener nicht wie 2024 die Strategie beim Heimspiel, steht dem zweiten Saisonsieg nach Katar kaum etwas im Wege.

Drama um dritten Ferrari im Qualifying

Ein Drama erlebte allerdings der dritte Ferrari im Bunde, die amtierenden Le-Mans-Sieger um Quali-Fahrer Antonio Fuoco: Der Italiener brachte im 12-minütigen Q1 zunächst keine Runde zusammen, katapultierte sich dann kurz vor Schluss auf den dritten Platz nach vorne - bis ihm die Runde wegen Track Limits gestrichen wurde. Nur Startplatz 18 für den #50 Ferrari (Fuoco, Molina, Nielsen), der den Saisonauftakt in Katar Ende Februar gewonnen hatte.

BMW konnte sich im Qualifying über den dritten Startplatz freuen und peilt nun das erste Saisonpodest mit dem BMW M Hybrid V8 an. Der pfeilschnelle Quali-Pilot Dries Vanthoor bugsierte das Auto mit der Startnummer #15 (Dries Vanthoor, Marciello, Magnussen) mit leichtem Abstand hinter die beiden Ferrari. Vanthoor stach dabei unter anderem die beiden Toyota aus, die auf den Positionen vier und fünf einliefen.

Mick Schumacher führt Alpine in dritte Startreihe

Mick Schumacher gelang im #36 Alpine A424 (Schumacher, Gounon, Makowiecki) mit Platz sechs sein bestes Saisonresultat. In Katar hatte der frühere F1-Pilot das Q2 noch verpasst. Schumacher fehlten nach seiner besten Runde 1,270 Sekunden zu Pole-Setter Giovinazzi.

Die Alpine mischen seit dem Wochenendbeginn im vorderen Feld mit und können sich gute Chancen auf ein Podium in Italien ausrechnen. Charles Milesi im zweiten A424 landete trotz zwei Kiesbett-Ausflügen im Q1 und Q2 auf dem achten Startplatz. Der Franzose stand nach dem Qualifying-Ende wegen möglichem Speeding in der Boxengasse aber unter Beobachtung der Rennleitung.

Zwischen die beiden Alpine drängelte sich Jean-Eric Vergne im Peugeot 9X8 auf den siebten Platz. Der zweifache Formel-E-Champion hatte im Q1 von Fuocos Rückversetzung profitiert und war als Zehnter geradeso ins Q2 der schnellsten Zehn eingezogen. Auf P9 folgte Cadillac-Pilot Alex Lynn, der sich nach seinem Abflug am Morgen im 3. Training wieder berappeln konnte. Der amtierende Weltmeister Kevin Estre komplettierte die Top-10 im Porsche 963 mit der Startnummer #6.

Die beiden neuen Aston Martin Valkyrie mit ihren mächtigen V12-Motoren belegten im Q1 mit 2,3 bzw. 3,2 Sekunden Rückstand die letzten Plätze. Wegen Fuocos gestrichener Runde gehen die von Heart of Racing betreuten Briten-Hypercars nicht als Letzte ins Rennen.

LMGT3-Klasse: Valentino Rossi lässt Imola jubeln

Einen besseren Ort hätte es nicht geben können: Valentino Rossi ist bei seinem Heimspiel in Imola auf die Pole Position gefahren. Die lebende MotoGP-Legende setzte sich im Top-10-Shootout der LMGT3-Klasse durch und führte den #46 BMW M4 GT3 Evo zu Startplatz eins.

Rossi benötigte in der 10-minütigen Session 1:42.355 Minuten für seine beste Runde - das reichte locker, um die Fans auf den halbleeren Tribünen jubeln zu lassen. Rossi ist der mit Abstand begehrteste Pilot im Fahrerlager: Vor der Box seines BMW-Teams WRT bilden sich seit Beginn des Wochenendes lange Schlangen in der Hoffnung auf ein Autogramm.

Rossi hatte es seinem Teamkollegen Ahmad Al Harthy zu verdanken, dass er überhaupt im Qualifying ans Steuer durfte: Der Bronze-Fahrer hatte sich im Q1 als Erster durchgesetzt und danach an Rossi übergeben. Seit dieser Saison dürfen die Silber-Fahrer - unter anderem Rossi - das Q2 bestreiten. Der zweite WRT-BMW mit der Startnummer #31 (Farfus, Boguslavskiy, Shahin) hatte das Q2 verpasst und musste sich mit dem zwölften Startplatz begnügen.

Rossi setzte sich mit 0,306 Sekunden vor dem Österreicher Clemens Schmid durch. Der frühere DTM-Pilot bestreitet seine zweite Saison auf dem Lexus von Akkodis-ASP und erzielte mit P2 sein bestes Resultat. Den zweiten Lexus RC-F GT3 des Teams führte der junge WEC-Debütant Finn Gehrsitz auf den fünften Startplatz. Zwischen die beiden japanischen GT3-Boliden quetschten sich der #27 Aston Martin von Heart of Racing und der #21 AF-Corse-Ferrari 296 GT3.

Der bestplatzierte Porsche 911 GT3 R des amtierenden Meister-Teams Manthey reihte sich in Form der #92 (Lietz, Hardwick, Pera) auf Platz sieben ein. Der zweite von Manthey betreute Porsche, der pink-weiße Neunelfer der Iron Dames, belegte P14. Die am Nürburgring lebende Französin Celia Martin saß als Bronze-Fahrerin im Q1 am Steuer und verpasste die Top-10 um rund eine Zehntelsekunde. WEC-Debütantin Martin teilt sich das Auto mit ihren erfahreneren Teamkolleginnen Michelle Gatting und Rahel Frey.

Das neue Mercedes-AMG-Kundenteam Iron Lynx hat unterdessen noch viel Arbeit vor sich mit den wenig vertrauten Fahrzeugen aus Affalterbach: Die beiden Mercedes-AMG GT3 des italienischen Rennstalls belegten die letzten Plätze mit knapp vier Sekunden Rückstand.