Das ist eine faustdicke Überraschung unter dem Weihnachtsbaum von Mercedes-AMG: Maxime Martin stößt ab sofort als neuer Werksfahrer zum Hersteller aus Affalterbach. Der Belgier hatte vor wenigen Tagen seinen Abschied von BMW verkündet, obwohl er erst zwei Jahre vorher nach München zurückgekehrt war.
Martin stand für das BMW-Team WRT sogar schon in der vorläufigen Starterliste für die WEC 2025, in der er dieses Jahr zusammen mit Superstar Valentino Rossi antrat. Tatsächlich bleibt der 38-Jährige kommendes Jahr der Langstrecken-Weltmeisterschaft erhalten, wechselt nun aber die Seiten: Martin zählt zum neugestalteten Aufgebot von Iron Lynx, das erstmals mit Mercedes-AMG zusammenspannt.
Der italienische Rennstall setzte zuletzt zwei Lamborghini Huracan GT3 Evo2 in der WEC ein, hat nach einigen Querelen nun aber auf zwei Mercedes-AMG GT3 umgesattelt. Die Marke mit dem Stern kehrt damit erstmals seit 1999 zu den 24 Stunden von Le Mans zurück, dem Saisonhighlight im acht Rennen umfassenden WEC-Kalender. Mit Martin steht ein AMG-Profi für den Einsatz in der LMGT3-Klasse bereits fest, der zweite bleibt noch ein Geheimnis. In der neugeschaffenen GT3-Kategorie wechseln sich per Reglement je ein Platin/Gold-, Silber- und Bronze-Fahrer am Steuer ab.
Maxime Martin über BMW-Abschied: "Es gab Missverständnisse"
"Nachdem ich zu BMW zurückgekehrt war, sah der Plan eigentlich nicht vor, so schnell wieder zu wechseln", sagte Martin zu Motorsport-Magazin.com. "Am Ende gab es ein paar Missverständnisse. Dinge, die mir versprochen wurden, wurden nicht respektiert." Martin hatte sich wohl einen vermehrten Start im BMW-Hypercar erhofft, wozu es jedoch letztendlich nicht kam. Der AMG-Neuzugang weiter: "Ich stand schon vor zwei Jahren in Kontakt mit Stefan Wendl (AMG-Kundensportleiter; d. Red.). Jetzt hat es zusammengepasst."
Martin nimmt schon Ende Januar 2025 erstmals zu einem Rennen im Cockpit eines Mercedes-AMG GT3 Platz. Der frühere BMW- und Aston-Martin-Werksfahrer geht bei den 24 Stunden von Daytona, dem Saisonauftakt der US-Sportwagenmeisterschaft IMSA, an den Start. Beim Langstrecken-Klassiker im US-Bundesstaat Florida tritt er für das deutsche Team GetSpeed in der GTD-Pro-Klasse an. Ein Start in seiner früheren sportlichen Heimat, der DTM, ist nicht vorgesehen.
Mercedes-AMG: Zu- und Abgänge für Motorsport-Saison 2025
Mercedes-AMG gab die durchaus spektakuläre Verpflichtung von Martin im Rahmen seiner Jahresendveranstaltung 'Champions United' im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart bekannt. Neu im Performance-Fahrerkader ist zudem der Australier Jayden Ojeda. An Bord bleiben sicher Macau-Sieger Maro Engel (holte sich am Freitag auf der FIA-Gala in Ruanda noch den Pokal für seinen Sieg beim Macau GT Weltcup ab), der ehemalige DTM-Champion Maximilian Götz, Luca Stolz, Fabian Schiller, Jules Gounon, Ralf Aron, Philip Ellis und Mikael Grenier. Weitere Fahrer könnten bis zum Start in die neue Saison noch hinzustoßen.
Nicht mehr dabei ist der bisherige Junior-Fahrer David Schumacher, wie Motorsport-Magazin.com schon vor Wochen exklusiv berichtet hatte. Der Sohn von Ralf Schumacher wird mit einem Wechsel in den Ford Mustang GT3 in Verbindung gebracht, den das frühere Mercedes-Kundenteam HRT unter anderem in der DTM einsetzen wird.
Arjun Maini verlässt Mercedes-AMG - Lucas Auer soll bleiben
Verabschiedet hat sich auch Arjun Maini, der zuletzt für das Team HRT unter anderem in der DTM auf dem Mercedes-AMG an den Start ging. Der Inder, der in der vergangenen Woche seinen 27. Geburtstag gefeiert hat, zählte zu den positiven Überraschungen der abgelaufenen Saison. Eine Pole Position und drei Podien bedeuteten für Maini am Saisonende mit Platz sieben das mit Abstand beste Gesamtergebnis in vier Jahren DTM. Damit lag er sogar noch zwei Positionen vor HRT-Teamkollege und Mercedes-AMG-Werksfahrer Luca Stolz (P7) unter insgesamt 23 Teilnehmern.
"Arjun hat sich entschieden, eine neue Herausforderung anzunehmen", sagte AMG-Kundensportchef Stefan Wendl gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Das ist schade, denn er war stets ein sehr gern gesehenes Mitglied der AMG-Familie." Dass zeigte sich auch bei der feucht-fröhlichen Party nach der Preisverleihung von Mercedes-AMG, die erst in den frühen Morgenstunden endete und bei der Maini bestens gelaunt seinen Abschied vom Stern feierte. Die gute Laune hat wohl auch mit seinem neuen Job zu tun, denn Arjun Maini zählte zu einem ausgewählten Kreis von Piloten, die mit dem neuen Ford Mustang GT3 des HRT-Teams, der in der DTM und auf der Langstrecke zum Einsatz kommt, testen und ihr Können unter Beweis stellen durften.
Der Österreicher Lucas Auer wurde auf der ersten von AMG veröffentlichten Werksfahrer-Liste noch nicht aufgeführt. Das deute jedoch keineswegs auf einen Abschied hin, versicherte Wendl: "Wir stehen noch in Verhandlungen mit Lucas. Wir wollten nur jetzt schon einen ersten Ausblick auf unseren Fahrerkader geben, weil die neue Saison schon bald wieder beginnt." Auer zählte am Samstagabend zu den Gästen der Feier.
Mercedes in der DTM 2025: Kehrt Landgraf-Team zurück?
Wie sich Mercedes-AMG in der DTM-Saison 2025 nach dem Abschied von HRT zu Ford aufstellt, steht offiziell noch nicht fest. Bestätigt ist immerhin der Verbleib von Winward Racing, die in der DTM-Teamwertung 2024 Platz drei belegten, mit zwei Mercedes-AMG. Gerüchten zufolge könnte das Team Landgraf sein Comeback nach einem Jahr Auszeit in der deutschen Traditionsserie geben.
"Momentan sind zwei Fahrzeuge und ein Team auf jeden Fall sicher", sagte AMG-Motorsport-Geschäftsführer Christoph Sagemüller zu Motorsport-Magazin.com. "Mit weiteren Teams stehen wir noch in Verhandlungen. Einige Teams hatten sich um einen Platz beworben und wir hatten uns auf die Veränderungen mit HRT vorbereitet. Wir führen gute Gespräche und haben auf jeden Fall Optionen."
Dazu zählt auch das erfolgreiche Team Land Motorsport aus Niederdreisbach bei Siegen, Gesamtsieger im ADAC GT Mastes 2016 und 2021 sowie der 24h-Rennen Nürburgring 2017, die sich Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit mit Mercedes-AMG machen. Die Mannschaft von Teambesitzer und Geschäftsführer Wolfgang Land bemüht sich nach dem Audi-Aus um eine Zusammenarbeit mit einem neuen Hersteller. Nicht überraschend zählte Land deshalb auch zu den Gästen der Mercedes-AMG-Jahresabschlussfeier. Er bestätigte gegenüber Motorsport-Magazin.com ebenfalls Gespräche mit dem Sternlager.
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