Isotta Fraschini zieht sich mit sofortiger Wirkung aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft zurück. Diese Entscheidung teilte der Hersteller gut eine Woche vor dem nächsten WEC-Rennen im texanischen Austin (30. August bis 01. September) mit. Beim sechsten Rennen der Saison 2024 treten nur 18 statt wie üblich 19 Hypercars in der Top-Klasse der Langstrecken-WM an.
Isotta Fraschini verzichtet damit auf die drei noch ausstehenden Rennen in Austin, Fuji sowie beim Saisonfinale in Bahrain Anfang November. Offenbar kam es zwischen dem italienischen Unternehmen und dem Einsatzteam Duqueine zu Streitigkeiten, die eine Fortsetzung des Projekts nicht ermöglichen. Laut einem Statement von Isotta Fraschini bestünden "keine Bedingungen, um die Partnerschaft fortzusetzen".
WEC-Rückkehr 2025 von Isotta Fraschini unklar
Der #11 Tipo 6 LMH Competizione befand sich bereits auf dem Weg nach Austin. Das sofortige Aus in der WEC dürfte demnach eine eher kurzfristige Entscheidung gewesen sein. Einer der Teamsponsoren reagierte umgehend und kündigte das abrupte Ende seiner finanziellen Unterstützung an.
Ob Isotta Fraschini nach 2024 noch einmal in die WEC zurückkehrt, ist unklar. Der Le-Mans- und WEC-Veranstalter ACO hat die Hersteller aufgefordert, ab der kommenden Saison zwei Hypercars in der Topklasse einsetzen zu müssen. Es gibt berechtigte Zweifel, ob Isotta Fraschini in der Lage gewesen wäre, diese Auflage zu erfüllen. Damit könnte das Hypercar-Projekt nach nur fünf WEC-Rennen endgültig beendet sein.
Isotta: WEC-Ausstieg, um Ressourcen zu schonen
"Als neuer Hersteller mit großen Ambitionen ist es eine strategische Notwendigkeit, 2024 nicht weiter im WEC anzutreten, um unsere Ressourcen zu schonen und die Kontinuität unseres Projekts zu gewährleisten", hieß es am Mittwochabend in einem Statement des Teams. "Trotz dieses schwierigen Rückschlags sind wir gespannt auf das, was die Zukunft für uns bereithält. Unsere Reise als Hochleistungsmarke geht weiter, und wir freuen uns darauf, neue Höhen zu erreichen."
Das WEC-Debüt von Isotta Fraschini war von Beginn an steinig gewesen. Eine geplante Zusammenarbeit mit Vector Sport als designiertem Einsatzteam wurde wenige Monate vor dem Saisonstart in Katar beendet. Finanzielle Gründe spielten offenbar eine Rolle bei der vorzeitigen Trennung. Das aus dem Prototypen-Sport bekannte Team Duqueine, ein französisches Unternehmen für Verbundstoffe, sprang kurzfristig ein. Eine Weiterentwicklung des Fahrzeugs während der Saison soll nicht stattgefunden haben.
Isotta Fraschini: 24 Stunden von Le Mans als Highlight
Für Isotta Fraschini gingen in der WEC die jungen und im Motorsport nur bedingt erfahrenen Piloten Carl Bennet (19) und Antonio Serravalle (21) an den Start. Der deutlich erfahrenere Ex-Audi-Werksfahrer von Jean-Karl Vernay sollte das neue Team voranbringen. Bei den 24 Stunden von Le Mans zählte Isotta sogar zu den heimlichen Gewinnern: Das Team schaffte die komplette Renndistanz und belegte mit 9 Runden Rückstand den 14. Gesamtplatz. In den anderen Rennen kam es häufiger zu technischen Problemen.
"Wir sind außerordentlich stolz auf unsere Erfolge in unserer Debütsaison. In der WEC anzutreten war eine Ehre und eine unglaubliche Erfahrung, mit den 24 Stunden von Le Mans als Höhepunkt," sagte Miguel Valldecabres, Direktor für Motorsport und CEO von Isotta Fraschini. Vor gut einem Monat hatte sich der bisherige Motorsport-Direktor Claudio Berro von seinem Amt zurückgezogen, Firmenchef Valldecabres übernahm.
Unter der Haube des Isotta-Hypercars steckt größtenteils Technologie aus Deutschland: Der 3-Liter-V6-Turbomotor stammt aus Affalterbach von HWA. Bosch, gleichzeitig Exklusivausstatter der LMDh-Hybridantriebe, lieferte einen Großteil der Elektronik. Das von ARS entwickelte Chassis durchlief seine Windkanal-Läufe unterdessen bei Williams Advanced Technologies.
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