Der schwere Unfall am Rande des NLS-Rennens auf dem Nürburgring mit 29 Verletzten bleibt nicht ohne Konsequenzen. Der Veranstalter VLN will mit Experten zusammenarbeiten, um Sicherheitsbedenken im Zuge einer explodierten Druckluftflasche im Fahrerlager zu klären und mögliche Lösungen für die Zukunft zu erarbeiten.

Bei dem tragischen Unfall am Freitagabend, 02. August während Testfahrten erlitten drei Personen schwere Verletzungen, eine Person wurde schwerst verletzt. Laut der Polizei Koblenz schweben die Betroffenen nicht mehr in Lebensgefahr.

Eine Pressesprecherin der Polizei Koblenz teilte Motorsport-Magazin.com an diesem Montag auf Anfrage mit, dass "die Untersuchungen vor Ort (am Nürburgring; d. Red.) abgeschlossen sind, nicht aber die Ermittlungen von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft insgesamt. Zu denen gehört unter anderem auch das Gutachten, dass wir in Auftrag gegeben haben. Es kann durchaus einige Wochen dauern, bis es erstellt worden ist."

Von Druckluftflaschen geht offensichtlich eine Gefahr aus

Laut einer VLN/NLS-Meldung am Montagmittag habe sich gezeigt, dass von den Druckluftbehältern "offensichtlich eine Gefahr ausgehen" kann. Mit der Expertise von Fachleuten solle nun daran gearbeitet werden, mögliche Risiken einzudämmen. Die Druckluftflaschen gehören an den Rennstrecken bei fast allen Rennserien zum Inventar und dienen hauptsächlich dazu, die Hebeanlagen in den Fahrzeugen zu betreiben; etwa bei einem Boxenstopp, wenn die Autos 'aufgebockt' werden, um Räder zu tauschen.

Die VLN (Veranstaltergemeinschaft Langstreckenmeisterschaft Nürburgring) plant ausführliche Gespräche mit der Sachverständigen-Organisation DEKRA (Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein), die seit 2024 Partner der NLS und seit Jahrzehnten in der DTM engagiert ist. Ebenso involviert ist die ILN (Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring), die sich unter dem Vorsitz von Martin Rosorius für die Belange von Rennfahrern und Teams vorrangig auf der Nürburgring-Nordschleife einsetzt.

VLN-Leiter: "Möchten jetzt nicht in blinden Aktionismus verfallen"

"Wir möchten jetzt nicht in blinden Aktionismus verfallen, aber der Vorfall vor NLS4 hat gezeigt, dass Handlungsbedarf besteht", wird Christian Vormann, Leiter Sport der VLN, in der Meldung des Veranstalters zitiert. "Es macht aus unserer Sicht jedoch keinen Sinn, einfach nur den Teams irgendwelche Regeln vorzuschreiben. Auf der einen Seite brauchen wir echte Experten im Gebiet von Druckluftbehältern - die haben wir bei unserem Partner DEKRA. Auf der anderen Seite müssen Maßnahmen für Teams auch umsetzbar und praktikabel sein. Hier vertrauen wir auf das Wissen der ILN."

Bereits nach den ersten Gesprächen mit Experten der DEKRA habe sich gezeigt, dass die Thematik rund um die vielerorts verwendeten Druckluftflaschen komplexer sei als im ersten Moment erwartet. Vormann weiter: "Wir hatten auch mit vielen Teamchefs Kontakt, die nun etwas verunsichert sind, was die von ihnen eingesetzten Druckluftbehälter anbelangt. Am Ende wollen wir nicht nur mit gezielten Maßnahmen die Sicherheit erhöhen, sondern auch die Sensibilität bei allen Beteiligten schärfen. Wir können den Unfall nicht ungeschehen machen, aber wir können aktiv daran arbeiten, das Risiko in Zukunft zu minimieren."

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VLN errichtet Spendenkonto für Betroffene des Nürburgring-Unfalls

In einer ersten Reaktion kurz nach dem schweren Unfall im Fahrerlager des Nürburgrings hatte die VLN in Absprache ein Spendenkonto eröffnet, um den Betroffenen eine finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. VLN-Chef Mike Jäger: "Die Anteilnahme im Fahrerlager war am Freitagabend und Samstag groß und ich wurde von vielen Fahrern, Teamchefs, Partnern und Freunden spontan angesprochen, wie man die betroffenen Personen und Teams unterstützen könne."

Der Vorfall ereignete sich am Freitagabend um kurz nach 18 Uhr im Fahrerlager zwischen den Boxen 26 und 27. Die Testfahrten vor dem NLS-Saisonhighlight, dem ROWE 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen, wurden umgehend abgebrochen. Mehrere Rettungshubschrauber und Krankenwagen waren im Einsatz, um die Verletzten in Krankenhäuser zu transportieren.

Insgesamt wurden 29 Personen verletzt, darunter drei schwer und eine Person schwerst. Die Namen von Beteiligten und Betroffenen wurden von der VLN aus Datenschutzgründen und wegen ihrer Persönlichkeitsrechte nicht kommuniziert. Auch über die konkreten Verletzungen ist offiziell nichts bekannt.

Nach Rücksprache mit Teamchefs, der ILN sowie den Fahrersprechern entschied sich die VLN, das 6-Stunden-Rennen am nachfolgenden Samstag wie geplant durchzuführen. Allen Teilnehmern stand es frei, ihre Einschreibung zurückzuziehen. Aus unterschiedlichen Gründen verzichteten aber nur acht Teams auf diese Möglichkeit. 96 Autos gingen schließlich beim vierten Rennen der NLS-Saison 2024 an den Start.