BMW und sein Einsatzteam WRT haben die GT3-Fahrerbesetzungen für die Langstrecken-Weltmeisterschaft bekanntgegeben. Am späten Freitagabend lüftete die belgische Erfolgsmannschaft bei einem PR-Event das Geheimnis, mit welchen Fahrern sich der bereits feststehende Valentino Rossi das Cockpit des #46 BMW M4 GT3 teilen wird.
Der Italiener spannt bei den acht WEC-Rennen inklusive der 24 Stunden von Le Mans mit Werksfahrer Maxime Martin sowie dem Omaner Ahmad Al-Harthy zusammen. Das nur auf den ersten Blick zusammengewürfelt erscheinende Trio macht Sinn: Per Reglement müssen alle Teams mindestens einen Piloten der Kategorie 'Bronze' sowie 'Silber' einsetzen, während pro Auto nur maximal ein etablierter Profi-Fahrer (bzw. 'Platin' oder 'Gold') erlaubt ist. Damit will die WEC den Gedanken des Amateursports aufrechterhalten.
WRT-BMW im Glück: Rossi ist 'nur' Silber-Fahrer
Für BMW ist Rossi nicht nur wegen seines offensichtlichen Vierrad-Talents und der Berühmtheit ein absoluter Glücksgriff, sondern in der WEC auch mit Blick auf die Fahrer-Einstufungen: Der 44-Jährige wird in der offiziellen FIA-Liste als 'Silber'-Fahrer geführt. Damit konnten ihm BMW und WRT mit dem belgischen Ex-DTM-Fahrer Maxime Martin einen versierten Profi an die Seite stellen. Rossi und Martin kennen sich bereits von gemeinsamen Rennen in der GT World Challenge.
Als dritter Fahrer auf dem #46 BMW stößt der eher unbekannte Bronze-Fahrer Ahmad Al-Harthy hinzu. Der 42-Jährige ist wenig überraschend das schwächste Glied auf diesem Auto, zählt aber immerhin zu den erfahreneren der Bronze-Piloten im WEC-Starterfeld. Im Dezember vergangenen Jahres fuhr er in den beiden Rennen der Asian Le Mans Series beide Male aufs Podest und teilte sich den LMP2-Boliden mit Ex-Formel-1-Fahrer Nikita Mazepin sowie Louis Deletraz.
Al Harthy ist durch seine Einsätze 2023 im Aston Martin Vantage GTE von ORF by TF zudem mit der WEC vertraut. Bei den 24 Stunden von Le Mans erzielte er zusammen mit seinen Teamkollegen Charlie Eastwood und Michael Dinan sogar den zweiten Platz in der inzwischen eingestellten GTE-Klasse. Al Harthy und seiner neuer BMW-Teamkollege Martin kennen sich bereits aus Aston-Martin-Zeiten. "Und mit einer Legende wie Vale das Cockpit zu teilen - wer hätte gedacht, dass ein Junge aus dem Oman, der MotoGP im Fernsehen schaut, einmal mit einem so ikonischen Sportler fahren würde?"
WEC: Bronze-Fahrer entscheidend für Erfolg oder Niederlage
Bei Langstreckenrennen mit gemischten Fahrerpaarungen machen heutzutage nicht die Profi-Rennfahrer den Unterschied aus, sondern vielmehr das Talent der jeweiligen Amateure bzw. Bronze-Fahrer auf dem Auto. Hier gibt es himmelweite Unterschiede in der Performance, die auf längeren Rennstrecken mehrere Sekunden betragen können. Voll-Profis und Semi-Profis trennen im GT3-Auto hingegen meist nur Zehntelsekunden.
Was Silber-Fahrer Rossi auf dem Circuit de la Sarthe in Le Mans zu leisten imstande ist, hat er letztes Jahr bereits gezeigt. Im Rahmenprogramm namens 'Road to Le Mans', einem Multiklassen-Rennen mit GT3- und LMP3-Fahrzeugen, gewann er einen von zwei Läufen für BMW. Mit dem WEC-Einstieg hat Rossi den nächsten Schritt seiner 2022 begonnenen Vierrad-Karriere unternommen. Das Einsatzteam WRT um Teamchef Vincent Vosse kennt er bereits aus dessen Audi-Zeiten.
Die Fahrerauswahl für den zweiten GT3-BMW von WRT kann sich ebenfalls sehen lassen: BMW-Profi Augusto Farfus stand bereits fest. Zum Brasilianer gesellt sich Silber-Fahrer Sean Gelael, der zu den stärkeren Piloten im LMP2-Auto zählt.
Der Indonesier kennt die WRT-Truppe von Teamchef Vincent Vosse bereits aus zwei gemeinsamen Jahren in der LMP2-Kategorie der Langstrecken-WM. Der 36-jährige Brite Darren Leung komplettiert das #31 Trio als Bronze-Fahrer, startete 2023 mit WRT bereits in der GT World Challenge und gewann die Britische GT-Meisterschaft mit BMW-Werksfahrer Dan Harper.
Rossis weiteres Motorsport-Programm für 2024
Valentino Rossis Hauptaugenmerk liegt 2024 auf dem Debüt in der WEC, bestreitet aber noch weitere Rennen mit WRT. Nach dem baldigen 12-Stunden-Rennen in Bathurst geht es für die MotoGP-Legende in der GT World Challenge Europe weiter. Rossi, Martin und BMW-Neuzugang Raffaele Marciello fahren alle fünf Endurance-Rennen im BMW M4 GT3. Zudem teilen sich Rossi und Martin bei den Sprintrennen in Misano und Brands Hatch erneut das Cockpit.
"Ich bin sehr glücklich mit meinem Programm für 2024 und kann es kaum erwarten, loszulegen", wurde Rossi in einer BMW-Pressemitteilung zitiert. "Die WEC wird für mich neu sein. Hier trete ich mit Maxime und Ahmad an, und ich freue mich darauf, beim Highlight in Le Mans sowie an Orten wie Austin und Sao Paulo zu fahren. Es ist eine völlig neue Erfahrung für mich, und hoffentlich werden wir konkurrenzfähig sein."
BMW-Motorsportchef Roos: "Gute Chancen für Hauptrolle"
BMW-Motorsportchef Andreas Roos: "Ich gratuliere Vincent Vosse und seinen Kollegen dazu, hervorragende Amateurfahrer für die LMGT3-Klasse verpflichtet zu haben. Mit diesen Crews sehe ich eine sehr gute Chance, in dieser Kategorie eine Hauptrolle zu spielen. In der GTWC nimmt das BMW M Team WRT mit einem bereits bewährten und durch Raffaele Marciello noch einmal verstärkten Aufgebot einen neuen Anlauf, Titel mit dem BMW M4 GT3 zu gewinnen."
WRT setzt in der Langstrecken-WM nicht nur die beiden BMW M4 GT3 ein, sondern auch die beiden LMDh-Prototypen in der gesamtsiegfähigen Hypercar-Klasse. Die Fahrerpaarungen für die rund 680 PS starken Boliden stehen bereits fest: Den #15 BMW teilen sich der zweifache DTM-Champion Marco Wittmann, BMW-Neuzugang Raffaele Marciello und Dries Vanthoor. Im Schwesterauto mit der Startnummer #20 wechseln sich der dreimalige DTM-Meister Rene Rast, Sheldon van der Linde und Robin Frijns ab.
Die neue WEC-Saison beginnt am 02. März mit dem erstmaligen Auftakt im Wüstenstaat Katar. Das Saisonhighlight im acht Rennen umfassenden Kalender, die 24 Stunden von Le Mans, sind auf den 15.-16. Juni 2024 datiert.
LMGT3-Klasse in Le Mans: Diese Teams und Fahrer sind dabei
In der neueingeführten LMGT3-Klasse als Nachfolger der GTE-Kategorie gehen 2024 18 Autos von neun unterschiedlichen Herstellern an den Start. Je zwei Aston Martin Vantage, BMW M4 GT3, Corvette Z06, Ferrari 296, Ford Mustang, Lexus RC F, Lamborghini Huracan, McLaren 720 S und Porsche 911 GT3 R machen die Klassensiege unter sich aus. Nicht berücksichtigt wurden unterdessen die beiden deutschen Marken Mercedes-AMG und Audi trotz ihres internationalen Standings und vor allem in Falle von Audi einer großen Le-Mans-Historie.
Das DTM-Meisterteam Manthey kehrt nach vielen Jahren in der GTE-Kategorie mit GT3-Autos zurück in die WEC und setzt zwei Porsche in Zusammenarbeit mit EMA sowie Purerxing ein. Das Österreicher WEC-Urgestein Richard Lietz, sein Landsmann Klaus Bachler sowie der Deutsche Joel Sturm wurden unter anderem als Fahrer genannt.
Sein WEC-Debüt gibt unterdessen Kelvin van der Linde, der einen der beiden Lexus RC F GT3 von Akkodis ASP steuern wird. Weitere namhafte Piloten in der vorläufigen Starterliste sind Daniel Juncadella (Corvette) und Jose Maria Lopez (Lexus). Auf dem Lamborghini von Iron Dames tritt ein reines Damen-Trio bestehend aus Mercedes-Juniorin Doriane Pin, Sarah Bovy und Michelle Gatting an.
WEC-Starterliste 2024: GT3-Klasse (vorläufig)
Team | Auto | Fahrer 1 | Fahrer 2 | Fahrer 3 |
---|---|---|---|---|
Heart of Racing | Aston Martin | Ian James | TBA | TBA |
WRT | BMW | Darren Leung | Sean Gelael | Augusto Farfus |
WRT | BMW | Ahmat Al Harthy | Valentino Rossi | Maxime Martin |
AF Corse | Ferrari | Thomas Flohr | Francesco Castellacci | Davide Rigon |
AF Corse | Ferrari | François Heriau | Simon Mann | Alessio Rovera |
United Autosports | McLaren | TBA | TBA | Grégoire Saucy |
Iron Lynx | Lamborghini | Claudio Schiavoni | Franck Perera | Matteo Cressoni |
Proton Competition | Ford Mustang | Dennis Olsen | Giorgio Roda | Mikkel Pedersen |
Akkodis ASP | Lexus | TBA | TBA | Kelvin van der Linde |
TF Sport | Corvette | Tom Van Rompuy | Rui Andrade | Charlie Eastwood |
TF Sport | Corvette | TBA | TBA | Daniel Juncadella |
Iron Dames | Lamborghini | Doriane | Sarah Bovy | Michelle Gatting |
Akkodis ASP | Lexus | TBA | TBA | Jose Maria Lopez |
Proton Competition | Ford Mustang | Ryan Hardwick | Zacharie Robichon | Ben Barker |
Manthey | Porsche | TBA | TBA | Richard Lietz |
Manthey | Porsche | Aliaksandr Malykhin | Joel Sturm | Klaus Bachler |
United Autosports | McLaren | TBA | Marino Sato | TBA |
D-Station Racing | Aston Martin | TBA | TBA | Marco Sorensen |
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