Gott sei dank. Nach den letzten Rennen, bei denen die MotoGP schon so etwas wie Formel 1-Charakter angenommen hat, war es schön zu sehen, dass es doch noch packende Kämpfe gibt. Grund dafür war wohl, dass einerseits Yamaha, Honda und Michelin alles richtig gemacht haben, aber wohl auch, dass es für Bridgestone einmal nicht so gepasst hat - es kann eben nicht auf jeder Strecke passen. Es war ja nicht nur Casey Stoner etwas "langsamer" als sonst, sondern die Suzukis sind auch nicht so richtig in Fahrt gekommen. Ich würde daraus schließen, dass die Bridgestones eben ein Mal nicht so gut waren wie gewohnt.

Zwar muss man anmerken, dass Stoner Probleme mit seiner Kupplung hatte. Ohne das hätte er im Rennen wohl besser ausgesehen, aber es war schon im Training so, dass er nicht so dominiert hat. Ich denke, dass Estoril eine der Strecken war, wo Casey zumindest den Ansatz eines Problems hatte. Wenn man dann noch Dritter wird, ist es allerdings nicht allzu schlimm.

Stoner plant sicher keine Verschiebung der Titelfeier. Zwar wäre es für ihn schön, ausgerechnet auf Philipp Island Weltmeister zu werden, aber ich denke, er wird schon in Motegi alles daran setzen, den Sack zuzumachen. Denn passieren kann viel. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber bei Dani Pedrosa war es beispielsweise so, dass er sich den 250er-Titel geholt und dann auf Phillip Island beide Schienbeine gebrochen hat. Deswegen will den Zeitpunkt des Titelgewinns auch niemand planen, sondern es einfach so schnell wie möglich erledigen. Mit Gegenwehr von Valentino ist natürlich zu rechnen. Es sieht jetzt bei der Maschine und den Reifen wieder besser aus und er wird alles daran setzen, die Entscheidung zu vertagen.

Dani Pedrosa wird in den nächsten Rennen zeigen müssen, wie konstant er ist, Foto: Honda
Dani Pedrosa wird in den nächsten Rennen zeigen müssen, wie konstant er ist, Foto: Honda

Dani Pedrosa konnte in Estoril auch wieder ein gutes Rennen zeigen. Jetzt muss man nur abwarten, wie sich das in den kommenden GPs entwickelt und wie konstant er sein kann. In diesem Jahr hatte er bislang nur selten ein Setup womit er ein ganzes Rennen schnell fahren konnte. Gerade in diesem Bereich hatte Pedrosa mehr Probleme als sonst.

Die Situation um die Entlassung von Alex Hofmann ist natürlich schwierig zu beurteilen. Ich denke, dass die Stimmung im Team seit der Verletzung von Laguna Seca und wohl auch vorher schon nicht mehr hundertprozentig war. Wahrscheinlich wurde schon eher nach einer Alternative gesucht aber für einen Fahrer ist es nach so einem Rennen natürlich schlecht, mit negativen Aussagen an die Öffentlichkeit zu gehen. Natürlich hat das Team in diesem Fall einen Fehler gemacht. Man sollte mit solchen Situationen vielleicht ein bisschen ruhiger umgehen und nicht nach außen dringen lassen, was passiert ist. Luis D'Antin hat die Aussage sicher genervt und er hat das als Anlass genommen, den Alex loszuwerden, ohne sich großartig erklären zu müssen.

250er und 125er

Alvaro Bautista hat ein sensationelles Rennen gefahren. Vor allem in der zweiten Rennhälfte war er ständig über 100 Prozent. Man hat gesehen, wie sich das Motorrad bewegt und wie er auch noch das Letzte rausgequetscht hat. Das war so eine Art Pokal oder Spital. Er wollte es wissen, wollte den Sieg und daran führte nichts vorbei, außer, dass er vom Motorrad gefallen wäre. Für Andrea Dovizioso war es sicher hart, wieder einmal nur Zweiter geworden zu sein, aber er hat das erreicht, was er erreichen wollte. Er hat Lorenzo besiegt. Nach all diesen zweiten Plätzen wird Andrea aber hoffen, dass die Saison bald einmal ein Ende nimmt.

Die Hondas haben wiederum etwas nachgelegt. Zu Saisonbeginn hätten die Aprilias auf der Geraden noch locker 20 Meter zwischen sich und eine Honda gebracht und das sah wieder etwas besser aus. Zum Sieg reichte es aber auch diesmal nicht. Vielleicht hat Dovizioso in Motegi eine Chance. Für Jorge Lorenzo war der dritte Platz immerhin erst sein zweiter Podestplatz in Estoril - den ersten hatte er 2004 in der 125er. Es ist eben einfach eine Strecke, die ihm nicht hundertprozentig liegt und die Piloten sind auch nicht immer jedes Wochenende auf der Höhe.

Die 125er-WM entwickelt sich sehr spannend, Foto: Team Aspar
Die 125er-WM entwickelt sich sehr spannend, Foto: Team Aspar

Aus deutscher Sicht war das 125er-Rennen wieder eine schöne Erfahrung. Was Stefan Bradl in den letzten Rennen abgeliefert hat, ist wirklich eine Bombenleistung. Aus meiner Sicht, ist es eine gewagte Entscheidung, dass er im kommenden Jahr das Team wechselt. Er hätte mit den Leuten, die er jetzt hat, nahtlos im nächsten Jahr weiterarbeiten können und begibt sich im neuen Team doch ein bisschen ins Ungewisse. Ich hoffe, dass es trotzdem so weitergeht und nicht wieder ein deutsches Talent verloren geht. Gutes Material wird er haben, doch es kommt auch darauf an, dass die Chemie im Team stimmt. Im Moment funktioniert das.

Die Spannung in der 125er-WM hätte sich ein Drehbuchautor sicher nicht besser ausdenken können. Faubel ist jetzt auf fünf Punkte an Talmacsi dran und enger geht es wirklich kaum. Jorge Martinez wird feuchte Hände kriegen, wenn er diese Rennen sieht und hoffen, dass sie sich nicht gegenseitig abschießen. Wenn sich im nächsten Rennen die beiden wirklich gegenseitig rausboxen und Tomoyoshi Koyama gewinnt, dann wäre der Abstand nur noch 30 Punkte und damit alles wieder offen. Noch ist es nicht zu Ende und der Zweikampf könnte zum Dreikampf werden.

IDM

Der Saisonabschluss für Sebastian Kreuziger, den ich im RZT Team betreue, war gut. Er ging von Startplatz zehn ins Rennen, und lag dabei nur drei Zehntel hinter dem Drittplatzierten in der Startaufstellung. Es war auch das erste Mal in diesem Jahr der Fall, dass das Feld bis Platz zwölf innerhalb von Rund einer Sekunde war. Für deutsche Verhältnisse ist das super. Das Rennen ist für Sebastian auch gut gelaufen. Er kam als Elfter ins Ziel, und hat pro Runde nur eine halbe Sekunde auf die Spitze verloren. Für einen Einsteiger war das nicht schlecht und wir werden jetzt in Spanien noch ein paar Rennen fahren. In Cartagena ist er bei der EM dabei und in Valencia in der spanischen Meisterschaft. Im nächsten Jahr werden wir dann sehen, wo wir wirklich stehen.