Eine Presskonferenz beim Italien Grand Prix ohne Italiener wäre ungefähr so wie Paris ohne Eiffelturm, London ohne Big Ben und dazugehörigen Turm oder Wien ohne Riesenrad. Dennoch war am Donnerstag in Mugello nicht die volle italienische Phalanx zugegen, als sich fünf Fahrer den Fragen der Journalisten stellten. Denn Loris Capirossi war nicht anwesend während sich Valentino Rossi und Marco Melandri zusammen mit Casey Stoner, Chris Vermeulen und Nicky Hayden auf den heißen Stühlen platzierten.

Für Überraschendes sorgte WM-Leader Stoner, als er Folgendes von sich gab: "Einige der kommenden Strecken, inklusive dieser, werden schwer für uns. Denn auch wenn ich die Strecke mag, so haben sich die italienischen Fahrer hier als schwer zu schlagen präsentiert. Aber ich denke Ducati wird hier gut sein." Gut möglich, dass Stoner nur ein wenig tief stapeln und damit die einheimischen Fans nicht gegen sich aufbringen wollte, denn Mugello scheint mit der langen Geraden und den schnellen Kurven für die Ducati wie gemacht.

Doch Stoner konnte auch etwas Positives für sich und seine australischen Landsleute vermerken, denn er sieht die MotoGP-Dürreperiode für Down Under überwunden. "Wir Australier hatten ein bisschen ein Tief als Mick Doohan aufgehört hat. Dann kamen einige gute Resultate von Gary McCoy. Leider waren die Dinge danach nicht so gut, aber jetzt haben wir viel Erfolg und motivieren uns gegenseitig", stellte er fest. Auf die verbesserte Maschine, mit der Loris Capirossi am Wochenende unterwegs ist, will er übrigens verzichten, da er mit dem alten System gut zurecht kommt. "Wenn wir sehen, dass es eine große Verbesserung gibt, dann können wir es vielleicht testen, aber im Moment werde ich mich auf die Richtung konzentrieren, in die wir gehen."

Loris Capirossi war zwar bei der Presskonferenz nicht dabei, wurde aber als einer der Favoriten genannt, Foto: Ducati
Loris Capirossi war zwar bei der Presskonferenz nicht dabei, wurde aber als einer der Favoriten genannt, Foto: Ducati

Nach dem verlorenen Titel vom Vorjahr war die Motivation für Valentino Rossi nie ein Thema, weswegen er auch seine Landsleute dafür nicht zurate ziehen musste. Doch auch in diesem Jahr sieht er sich einiger Gegenwehr ausgesetzt, vor allem von Stoner. Da kommt ihm sein Heimrennen gerade recht. "Mugello ist ein spezielles Rennen für mich und auch für alle italienischen Fahrer. Es ist eine der technischsten Strecken und ich hatte hier viele große Kämpfe. In diesem Jahr hat Casey einen großartigen Job abgeliefert und ich erwarte, dass er ein gutes Rennen haben wird", sagte Rossi. Doch nicht nur den Australier erwartet er stark, sondern auch Loris Capirossi auf der zweiten Ducati, obwohl er in dieser Saison bislang so seine Probleme hatte.

Dennoch lässt sich der Umstand nicht ignorieren, dass Rossi seit 2002 in Mugello ungeschlagen ist. Eine Fortsetzung der Serie sieht er in diesem Jahr aber als schwieriges Unterfangen. "Wir brauchen mehr Speed und müssen auch noch etwas mehr mit Michelin arbeiten. Es ist eindeutig, dass Bridgestone momentan im Vorteil ist", erklärte er. Mischt man noch die Probleme mit den neuen Reifenbeschränkungen bei Michelin dazu, dann ist die Sorge von Rossi verständlich. Zu was er bei seinem Heimrennen in der Lage ist, hat der siebenfache Weltmeister aber schon oft genug gezeigt. Außerdem sieht er nun eine wichtige Phase in der WM gekommen und vier der besten Rennen des Jahres vor sich, weswegen er zusätzlich motiviert ist.

Nicky Haydens Motivation wurde eigentlich auch nie in Frage gestellt, nur seine bisherigen Resultate passen nicht ganz dazu. "Es war eine frustrierende Zeit, aber man weiß ja, dass die Resultate in der MotoGP nicht einfach so verteilt werden. Jeder ist unter Druck, aber wir glauben noch immer, dass wir unser Resultat bekommen", erklärte er. Trotz Verbesserungen ist für ihn die Honda aber nach wie vor nicht schnell genug und auch bei Reifen und Fahrern sieht er noch Arbeit. "Wir können also nicht nur Honda beschuldigen. Zudem muss man die Leistung der anderen Hersteller loben. Wir sollten auch Caseys Leistung anerkennen. Er fährt ausgezeichnet und hat in Le Mans ein Rennen gezeigt, das Meisterschaften gewinnt", meinte er. Hayden selbst fühlt sich nach seiner leichten Rippenverletzung von Frankreich wieder halbwegs in Ordnung. "Es war kein wirklich schöner Sturz. Ich habe mir eine Rippe auf der rechten Seite angeknackst, Nummer zehn, aber es fühlt sich viel besser als beim Testen an. Es sollte OK sein."

Weniger OK fühlte sich Marco Melandri. Das aber nicht, weil er körperlich angeschlagen wäre, sondern weil er sich mit seinem Material in Mugello nicht zur Spitze zählt. "Wir werden hier einiges auf der langen Geraden verlieren. Man bekommt bei diesem Rennen keine Geschenke, weil man Italiener ist. Aber sicher wäre es schön, vor meinem Heimpublikum zu gewinnen", betonte er. Als größten Stolperstein dafür sieht er das Qualifying, das er sogar als eine seiner momentanen Schwächen bezeichnete. "Das muss ich also verbessern und hoffentlich kann ich dann in den ersten beiden Startreihen stehen." Denn dann glaubt er, zumindest in den anderen Streckenteilen, wo die Maschine besser liegt als auf der Geraden, vorne mitmischen zu können.

Chris Vermeulen hat keine besonders guten Erinnerungen ans Vorjahr, Foto: Suzuki
Chris Vermeulen hat keine besonders guten Erinnerungen ans Vorjahr, Foto: Suzuki

Blieb noch Chris Vermeulen, der mit Casey Stoner die australische Klammer zur Pressekonferenz für den italienischen Grand Prix bildete. Nach seinem Sieg in Le Mans weiß er aber, dass wieder ein schweres Wochenende vor ihm steht. "Es war voriges Jahr schwierig. Als ich aus der Boxengasse kam und die ersten Runden gefahren bin, dachte ich: 'Das wird ein langes Wochenende.' Es war harte Arbeit und hat lange gedauert, um auf Speed zu kommen", sagte er. Im Rennen erreichte er dann auch nur den 14. Platz, konnte bei den Tests direkt danach die Strecke aber weiter kennen lernen. "Ich bin viele Runden gefahren und habe mich viel wohler gefühlt, also können wir uns an diesem Wochenende im Vergleich zum 14. Platz hoffentlich stark verbessern und vorne mitfahren." Denn nach dem ersten Sieg in der MotoGP vor zwei Wochen hat er Blut geleckt und will nun nichts mehr, als seine Sieg-Sammlung auszubauen.