Der Kraftvorteil von Ducati gegenüber Yamaha war auch am Tag nach dem Rennen in Katar weiterhin Gesprächsstoff. Einer, der am ungünstigeren Ende des Kräftevergleichs sitzt, ist Valentino Rossi und er bezweifelt, dass er beim nächsten Rennen in Jerez den Ducatis den Sieg streitig machen kann. "Wir brauchen mehr Kraft. Unsere Yamaha wird auf der Geraden nie so schnell sein wie die Ducati. Wir haben die Beweglichkeit und den Speed in den Kurven. Aber wir müssen die Lücke verkleinern, um mit Stoner kämpfen zu können. Das wird nicht rechtzeitig bis Jerez passieren", erklärte der Italiener der Gazetta dello Sport.

Casey Stoner war für Valentino Rossi nicht zu schlagen, Foto: Ducati
Casey Stoner war für Valentino Rossi nicht zu schlagen, Foto: Ducati

Bis wann genau der Rückstand verkürzt werden wird, konnte Rossi nicht sagen, aber es seien bereits einige neue Teile fertig, die man sofort probieren wolle, sagte er. Trotz des Kraftnachteils, sah er aber auch kleine Vorteile: "Unter diesen Bedingungen ist es schwierig zu konkurrieren, aber in den Kurven sind wir schneller als die Ducati: in einigen Bereichen habe ich viel gut gemacht."

Trotz der seiner Meinung nach nicht unbedingt rosigen Aussichten im Kampf gegen Ducati, hat Rossi den Humor aber nicht ganz verloren. Denn er fand eine eigene Interpretation für den Kräftevorteil der italienischen Marke. "Ducati hat mit Bayliss das letzte 1000cc-Rennen gewonnen und jetzt haben sie das erste in der 800cc-Formel gewonnen. Die Situation hat sich nicht verändert: vielleicht haben sie in Wahrheit den Motor gar nicht gewechselt", scherzte der siebenfache Weltmeister.

Wieder bei einer etwas ernsteren Analyse angelangt, stellte Rossi fest, dass es sich mit einem Geschwindigkeitsvorteil von 15 km/h auf der Geraden jedenfalls ruhiger fahren ließe, da man dort einfach überholen könne. Abgesehen davon, war er auch von den Reifen der Konkurrenz überrascht. "Ich hatte nicht erwartet, dass die Bridgestones so gut sein würden. Wie ich festgestellt habe, haben sie auch taktisch eine gute Leistung abgeliefert, da sie sich gut versteckt hatten. Wir dachten, dass die Bridgestone-Reifen am Ende des Rennens mehr Probleme haben würden."

Abermals Lob hatte Rossi für die Leistung von Casey Stoner übrig, die überhaupt nicht jenem Bild entsprach, das dem Australier in den letzten Jahren anhaftete. "Historisch gesehen, war Stoner ein Fahrer, der viele Fehler gemacht hat. Hier ist er wie ein Champion gefahren. Er hat nichts falsch gemacht. Er war gut und er hat Temperament. Er hat die schnellste Runde ganz am Ende gefahren. Er war wie von einem anderen Planeten. Stoner und Ducati haben mich wirklich überrascht."

Wie am Ende auch zu sehen war, wusste Rossi schon während des Rennens, dass er schließlich nichts würde ausrichten können. "Ich fragte mich: was können wir hier tun? Nichts, dachte ich, hier werde ich Zweiter werden", sagte er. Auch die bewährte Taktik, den Vordermann in einen Fehler zu treiben, war diesmal nicht erfolgreich. "Ich wollte ihn etwas aus der Ruhe bringen, damit es etwas lustiger geworden wäre. Aber er enteilte mir einfach, als meine Reifen gegen Ende zu rutschen begannen. Ich bin aber froh, dass ich der Letzte war, der aufgegeben hat."

Dani Pedrosa wird in Jerez auch wieder gefährlich sein, Foto: Repsol YPF
Dani Pedrosa wird in Jerez auch wieder gefährlich sein, Foto: Repsol YPF

Das erwartet er beim kommenden Rennen nicht mehr. Denn neben den Ducatis hat Rossi einen weiteren Gegner ausgemacht. Dani Pedrosa, der in Katar aufgrund von Rutschphasen in den Kurven mit Platz drei vorlieb nehmen musste, wird laut Rossi ebenfalls wieder ganz vorne mitkämpfen. "Ich war im kurvigen Bereich immer vor Pedrosa, während er auf der Geraden schneller war. Ich mache mir keine Illusionen, seine Honda wir stark sein."