Diesmal beginne ich mit einem kleinen Krankenbericht, da ich mir ja bei einem Unfall beim EM-Lauf in Karlskoga, Schweden Ende Juli das Schlüsselbein gebrochen hatte. Mit meiner Schulter geht es wieder aufwärts. In dieser Woche werde ich endlich mit der Physiotherapie beginnen. Zunächst wurde meine Schulter nämlich nicht operiert, weil wir gewartet haben, ob sich der Bruch einrichtet, was er aber nicht getan hat. Deswegen wurde dann doch operiert. Zehn Tage später sollten die Fäden gezogen werden und die Therapie beginnen. Da hatte sich dann aber ein Bluterguss in der Schulter gebildet, der nicht von alleine abgeklungen ist, deswegen musste noch einmal aufgeschnitten werden. Dadurch hat sich das ganze etwas länger hingezogen.

Das war aber alles nicht ganz so schlimm, weil im August für die Fahrer in der EM ohnehin Pause ist. Von daher war es für mich nur ärgerlich, weil ich sonst nicht trainieren oder viel machen konnte, aber in Blickrichtung Meisterschaft ist es jetzt nicht wirklich schlimm. In 14 Tagen oder drei Wochen sollte ich wieder vollkommen hergestellt sein. So viel zu mir, jetzt zu jenen, die am vergangenen Wochenende in Brünn unterwegs waren.

MotoGP

Loris war eigentlich schon in den ganzen freien Trainings schnell. Wenn er Long Runs gemacht hat und zehn bis 12 Runden gefahren ist, war er eigentlich schon gut eine halbe Sekunde schneller als die Konkurrenz. Auf dem Qualifying-Reifen hat es am Ende zwar "nur" zu Platz zwei gereicht, aber ich denke, das hat ihn nicht besonders gestört, weil er genau wusste, was im Rennen passieren würde. Er konnte locker 1:58er-Zeiten fahren, egal wie die Bedingungen waren - kalt oder warm.

Woran es genau gelegen hat, dass es jetzt in Brünn bei Loris wieder so gut funktioniert hat, lässt sich nur schwer sagen. Es geht bei der Mannschaft ja ständig bergauf und bergab. Sicher kann man sagen, dass Loris ohne seine Verletzung vom Crash von Barcelona in der WM besser dastehen würde. Von daher ist es schade, dass ihn das so gebremst hat. Brünn war jetzt jedenfalls wieder eine sehr gute Strecke für die Kombination Bridgestone und Ducati. Das hat alles sehr gut harmoniert.

Es war zwar vielleicht etwas überraschend, dass Loris die Konkurrenz so weit abgehängt hat, aber so wie er vor dem Rennen drauf war, hab ich mir schon gedacht, dass er sich einiges ausrechnet. Dass das letzte Mal jemand mit so einem Abstand gewonnen hat, ist aber schon länger her, von daher war mit dieser Dominanz natürlich nicht zu rechnen.

Beim WM-Führenden Nicky Hayden ist dieses Mal nicht wesentlich mehr drin gewesen als sein neunter Platz. Er hat nach dem Rennen auch direkt einen kritischen Blick auf seinen Hinterreifen geworfen und was ich im Fernsehen erkennen konnte, hat der Gummi nicht mehr besonders gut ausgesehen. Bei ihm muss irgendwas im Setup daneben gelaufen sein und hat wohl nicht so funktioniert, wie das erwartet wurde.

Ich denke, Hayden dürfte sich wesentlich mehr erwartet und erhofft haben. Aber zwischen einer Runde auf dem Qualifyier und einem Rennen ist da schon noch ein Unterschied. Manchmal passt da Maschine und Reifen besser zusammen und ein anderes Mal dann wieder nicht. In Brünn hat es nicht so gepasst und deswegen ist ihm das Rennen ab der Halbzeit aus der Hand geglitten.

Haydens Teamkollege Dani Pedrosa steigert sich kontinuierlich von Rennen zu Rennen. Man darf nicht vergessen, dass er immer noch ein Rookie ist. Er sammelt nach wie vor bei jedem Rennen neue Erfahrungen, die ihm zu einer größeren Konstanz verhelfen. Wie viel er bereits gelernt hat, zeigen die sehr guten Ergebnisse in den letzten Rennen.

Dadurch hat Dani auch die WM wieder sehr spannend gemacht. Mit einem Nuller von Hayden ist praktisch wieder Gleichstand zwischen den beiden. Für Nicky ist das sicher nicht beruhigend vor den letzten Saisonrennen. Wenn es nach Ihm ginge, könnte die Meisterschaft sicher nach Brünn enden.

Alex Hofmann war nach dem Rennen verständlicherweise enttäuscht. Er hatte sicher einen Platz unter den ersten Zehn angepeilt. Es ist aber nicht leicht, immer wieder von einem auf das andere Motorrad zu springen und damit auch auf einen anderen Reifen. Innerhalb der Saison verändert sich da sehr viel. Die Reifen, die er vor drei Rennen auf der Ducati gefahren hat, waren ganz andere, als die, die er jetzt hatte. Da wird ständig weiterentwickelt und man muss sich ständig neu anpassen und das ist bestimmt nicht einfach.

Allerdings wirkte Alex bereits im Training ein wenig verkrampft. Er hatte ja auch betont, dass er sich nur auf das Rennen konzentriert und ist deswegen nicht einmal ernsthaft auf Qualifying-Reifen rausgegangen. Das Renn-Setup hat dann aber auch nicht gepasst und deswegen war dann alles weit unter seinen Erwartungen.

Die 125er

Ich fand es eine sehr, sehr starke Leistung von Mika Kallio, wie er sich am Schluss noch einmal zu Alvaro Bautista hingearbeitet hat. Ich habe dann auch beide Daumen gedrückt, dass er es schafft und das Rennen noch einmal spannend macht. Mit einem richtig guten Endspurt ist er auch noch einmal hingekommen und wollte schon auf der vorletzten Geraden überholen. Bautista ist aber durch die Siege in diesem Jahr schon so clever geworden, dass er sofort gemerkt hat, was Kallio vor hat und ihm die Linie versperrte. Erst in der letzten Kurve hat Bautista Kallio die Möglichkeit gegeben, noch einmal anzugreifen. Wenn man diese Kurve aber nicht voll fahren kann, dann ist es noch zu weit bis zum Zielstrich. Kallio musste da aber innen rein, um überhaupt vor zu kommen und konnte dann aber erst ganz spät das Gas aufmachen. Deswegen hatte Bautista dann auf der Zielgeraden die besseren Karten.

Lukas Pesek hat im Kampf um den dritten Platz eine Art Highsider produziert. Er hat dabei viel Glück gehabt, dass er einfach innen vom Motorrad abgestiegen ist. Denn bei solchen Stürzen kann auch viel mehr passieren. Er hat sich aber nachher auch beschwert, dass sein Motor nicht so gut ging. Er hatte Probleme mit der Gasannahme und meinte, dass die Maschine sehr gestottert hätte und wahrscheinlich ist es darauf zurückzuführen, dass er über das Limit gegangen ist.

Peseks Leid war Hondas Freud. Der dritte Platz den Gabor Talmacsi dadurch eingefahren hat, war wieder einmal ein Lichtblick für die Honda-Fahrer. Aber auch Thomas Lüthis Fahrt von Startplatz 13 vor auf Fünf war eine starke Leistung. Die Hondas scheinen über die Renndistanz besser zu gehen, als über eine Runde im Qualifying.

Wirklich schön waren der elfte und der zwölfte Platz von Sandro Cortese und Stefan Bradl. Vor allem auch deswegen, weil sie das aus eigener Kraft geschafft haben, denn es gab ja nicht sehr viele Ausfälle im Rennen. Das war wirklich eine starke Leistung von den beiden. Das sollte ihnen jetzt auch zusätzliche Kraft für die restliche Saison geben, dass sie im ersten Rennen nach der Sommerpause gleich so ein gutes Ergebnis eingefahren haben.

Die 250er

Jorge Lorenzo fuhr ein abwartendes Rennen. Nach dem Qualifying machte er sich ein wenig Sorgen darüber, dass etwas an seinem Paket nicht stimmte. Vor dem Rennen war er jedenfalls nicht sehr zuversichtlich. Deswegen hat er dann während des Rennens erst einmal eine Weile abgewartet und geschaut, was die anderen so machen und wie schnell sie fahren können. Als er dann gesehen hat, dass es auch bei der Konkurrenz nicht hundertprozentig lief, ist er vorne weg gefahren.

Andrea Dovizioso blieb zwar lange an Jorge Lorenzo dran und zeigte damit erneut, dass er nach wie vor der Gegner für den Spanier ist, dennoch wird er es ganz, ganz schwer haben, wenn er in diesem Jahr noch den Titel holen will. Denn Dovizioso hat das unterlegene Motorrad. Allerdings sind noch fünf Entscheidungen und es reicht ein punkteloses Rennen, damit sich alles wieder umdreht. Es sind im Rennen auch schon Zündkerzen gebrochen. Es geht alles so eng zu, dass immer alles passieren kann. Die besseren Karten hat aber Jorge Lorenzo.

IDM

Patrick Unger konnte vergangenes Wochenende endlich wieder erste Testfahrten machen. Seine Schulterverletzung scheint nun wirklich ausgestanden zu sein. Zwar traue ich mich fast nicht, hundertprozentige Entwarnung zu geben, aber Patrick hat nichts wehgetan, es ist nichts angeschwollen also sieht alles sehr, sehr gut aus. Deswegen hoffe ich, dass er auf dem Sachsenring Anfang September dann das erste Rennen in dieser Saison bestreiten kann, ohne gehandicapped zu sein.

Das Rennen in Schleiz Anfang August war wirklich verrückt. In den Trainings war es trocken und im Rennen ging dann eine wahre Sintflut über der Strecke nieder. Deswegen war es für alle eher eine Lotterie. Auf einem Straßenkurs ist es ohnehin immer schon gefährlicher, aber durch den Regen wurde das ganze unberechenbar. Es haben dann diejenigen die Rennen gewonnen, die am meisten riskiert haben. Dort wurden die Kräfteverhältnisse in der IDM ein kleines bisschen durcheinander gebracht.

Unsere Fahrer vom Team Sachsenring Motorrad Unger waren in den Trainings in Schleiz gut unterwegs. Eric Hübsch qualifizierte sich als Vierter für das Rennen und Mateusz Stoklosa als 15. Damit hatte Mateusz sein bestes Zeittraining in dieser Saison. Zusätzlich dazu konnte er seinen Rückstand auf die Spitze im Vergleich zum Vorjahr halbieren. Im Rennen konnte dann Mateusz den guten Platz aber nicht nutzen, weil er nicht so viel Erfahrung im Regen hat. Er hat sein Motorrad aber heil ins Ziel gebracht und das war schon eine gute Leistung. Eric kam auf Platz fünf ins Ziel. Er hat nicht zu viel riskiert und ist sitzen geblieben. Im Trockenen hatten wir uns mehr ausgerechnet, aber so war das schon in Ordnung.

Das nächste Rennen auf dem Sachsenring Anfang September ist für uns natürlich sehr wichtig. Das Team ist direkt am Sachsenring stationiert, was bedeutet, wir können die Motorräder vorbereiten und können sie, ohne sie einladen zu müssen, ins Fahrerlager rüberbringen. Deswegen ist das Rennen wirklich besonders wichtig. Mit dem Wildcard-Einsatz, den Eric hier in der WM gehabt hat, ist er in der IDM jetzt ein Kandidat für die vordersten Plätze und darauf hoffen wir natürlich.

Für Patrick wäre es ein superschönes Ergebnis, wenn er unter die ersten Fünf fahren könnte, aber nach der langen Pause ist das sehr schwierig. Da fehlt einem einfach die Rennpraxis, es fehlen einem die Kilometer. Er war jetzt einmal zwei Tage testen, aber das ersetzt leider keine halbe Rennsaison.