From Hero to Zero, würden wohl die Engländer sagen. Nach einem grandiosen und dominanten Wochenende in Japan, gab Francesco Bagnaia nur eine Woche später beim Indonesien GP ein trauriges Bild ab. Der zweifache MotoGP-Weltmeister gurkte dem Feld ohne jegliches Vertrauen ins Motorrad hinterher. Nachdem ein Sturz im Grand Prix sein Leid frühzeitig beendete, strich Ducati die Medientermine des Italieners. Es zeigt den Ernst der Lage.

Francesco Bagnaia eigentlich als offener MotoGP-Fahrer bekannt

Zuerst einmal müssen wir zu Bagnaias Verteidigung sagen: Über Monate hinweg hat sich 'Pecco' trotz einer Vielzahl an Nackenschlägen stets den oft unangenehmen Fragen der Medienvertreter, inklusive Motorsport-Magazin.com , gestellt. Dabei teilte der 28-Jährige sehr offen seine Probleme und Ratlosigkeit mit uns, wie es viele andere Piloten wohl nicht getan hätten.

Francesco Bagnaia zurück in der MotoGP-Krise: Was ist da los? (06:55 Min.)

Doch seit einigen Wochen hat sich etwas verändert. Nach dem Debakel beim Heimrennen in Misano tauchte Bagnaia erstmals nicht bei seiner Medienrunde auf. Offenbar hatte es in der Ducati-Box einige lange Diskussionen bis in den Abend gegeben. Am nächsten Tag zum Montagstest stellte er sich dann wieder den Fragen, allerdings in Begleitung von Sportdirektor Mauro Grassilli. Dass ein ranghohes Teammitglied ihn als 'Aufpasser' zu Medienterminen begleitet, hatte es zuvor noch nie gegeben.

Ducati schiebt Ausrede für Medienboykott vor: "Müssen Pecco schützen"

Die Hoffnung auf die sportliche Wende nach dem herausragenden Auftritt in Motegi musste nun schon eine Woche später wieder zu Grabe getragen werden. Nach dem Sprint reagierte 'Pecco' noch wütend, doch am Sonntag wurde die Reißleine gezogen. Kurz nach dem Rennen teilte Ducati mit, Bagnaia könne "aufgrund der Folgen seines Sturzes nicht seinen Medienpflichten nachkommen". Da es sich um einen harmlosen Sturz handelte, war diese Aussage kaum glaubwürdig. Später schickte das Team noch ein kurzes Statement.

Was darin zu hören war, könnte als eine Art 'Best of' von Bagnaias Ratlosigkeit in der Saison 2025 bezeichnet werden: "Wir haben keinerlei Antwort darauf, was hier an diesem Wochenende passiert ist. Wir werden uns die Daten ansehen und ich hoffe einfach, dass die Ingenieure eine Lösung für die nächsten Rennen finden." Diese Aussage hätte auch eins zu eins von zahlreichen anderen Rennwochenenden in diesem Jahr stammen können.

Dass es sich bei den Sturzfolgen offensichtlich um eine vorgeschobene Ausrede zum Schwänzen der Medientermine handelte, bestätigte Team-Manager Davide Tardozzi im Interview mit Sky Italia. "Er ist gerade komplett niedergeschlagen, als Person aber noch mehr als Fahrer", erklärte der Italiener. Daher habe Ducati ihn abgeschirmt: "Wir wollen Pecco in seiner Emotionalität schützen. Wenn er hierher [zum Interview mit den Medien, Anm. d. Red.] käme, dann mit Tränen in den Augen, es könnte nicht anders sein. Er ist ein sehr sensibler Mensch. Er ist ein schneller Fahrer, aber jetzt denken wir, es ist das Beste, ihn in Ruhe zu lassen, damit wir ihn für Phillip Island wieder leistungsfähig bekommen."

Davide Tardozzi überzeugt: Bagnaia zweifelte nie an Ducati

Eigentlich gehört das Gespräch mit den Medien zur Pflicht der MotoGP-Piloten. Dieser kam Bagnaia wie erwähnt auch lange nach. Dass Ducati nun zu einer solchen Maßnahme greift, verdeutlicht die Krisenlage in der Box mit der Nummer 63. Angesichts dessen musste Tardozzi das Vertrauen in seinen Piloten erneut betonen: "Die Enttäuschung ist riesengroß, was Pecco angeht. Von einem dominanten Wochenende [in Japan] zu einem wie diesem. Wir glauben an Pecco und wir werden das auch weiter tun. Die Analyse, die Gigi [Dall'Igna] und die Ingenieure in Bologna angehen müssen, wird sehr tiefgreifend sein."

Ducati ist also weiterhin fest entschlossen, dem einstigen Goldjungen die Stange zu halten. Doch wie sieht es mit dem Fahrer selbst aus? Da er uns diesmal nicht zur Verfügung gestellt wurde, gibt es darauf keine direkte Antwort. Tardozzi hingegen ist überzeugt: "Nach sieben gemeinsamen Jahren kennt er uns sehr gut, sowohl auf technischer als auch auf menschlicher Ebene. Ich denke nicht, dass es auch nur einen Moment gab, an dem Pecco bezweifelt hat, dass wir 100 Prozent geben, um ihm zu helfen."

Neben Bagnaia muss sich Ducati auch um Marc Marquez sorgen. Für die Verletzung des Superstars macht sein Bruder Alex aber nicht Unfallverursacher Marco Bezzecchi verantwortlich. Mehr dazu hier: