MotoGP-Weltmeister Jorge Martin will Aprilia bereits nach 2025 wieder verlassen. Sein Arbeitgeber pochte nun in einem ersten Statement auf den bis 2026 gültigen Vertrag. Das Thema ließ natürlich auch im Paddock von Silverstone kaum einen kalt. Ein klares Bild zeigt sich für die Fahrer aber nicht - bis auf einen.
Mir und Marquez: Wissen nicht, was wirklich los ist bei Aprilia
"Ich kann darüber nicht wirklich sprechen, denn ich weiß ja nicht, was ich sagen soll. Ich kenne die wahre Geschichte nicht. Ich weiß nicht, was wirklich passiert. Es ist schwierig einen Standpunkt mitzuteilen, ohne die gesamte Geschichte zu kennen", meinte Joan Mir, zu dessen Arbeitgeber Honda Martin wohl wechseln möchte. Mit seiner Zurückhaltung stand der Ex-Champion nicht allein da. "Ich weiß nicht, ob da wirklich etwas dran ist, oder nicht. Ich will abwarten, denn ich respektiere sie", meinte Marc Marquez.
Er wollte nur klarstellen, dass sein Abgang von Honda Ende 2023 nicht mit dem aktuellen Vorgang zu vergleichen sei: "Meine Situation war komplett anders. Es waren vier Jahre mit Verletzungen. Außerdem hatten wir mit Honda zusammen sechs Weltmeisterschaften gewonnen. Wir hatten eine fantastische Beziehung. Das ist sie immer noch."
Maverick Vinales hofft auf Versöhnung: Wie sollen sie so MotoGP-Rennen fahren?
Maverick Vinales hat schon mehrere wilde Wechselgeschichten produziert. Aber auch er hielt sich zunächst zurück: "In meiner Lage damals [2021 bei Yamaha, Anm. d. Red.] war es sehr anders. Könnte ich zurück in die Vergangenheit reisen, dann würde ich es auch anders machen. Was soll ich sagen? Es ist schwierig, denn wir kennen nicht die genauen Versionen beider Seiten. Da ist es schwierig, sich als Außenstehender eine Meinung zu bilden."
Die teaminterne Problematik ist 'Topgun' aber sehr wohl bewusst: "Es wird sehr hart, wenn so eine Beziehung in die Brüche geht. Ich weiß nicht, ob es wirklich schon so weit ist, oder nicht. Wenn es aber wirklich zerbrochen ist, dann 22 Rennen fahren? Ich weiß ja nicht. Du bist hier, um dein Bestes zu geben. Für mich wäre es hart." Daher hofft er auf eine Aussöhnung Martins mit seinem Ex-Team: "Du willst immer dein Bestes geben und das gilt auch für Jorge. Er will genauso wie alle anderen Fahrer gewinnen. Ich hoffe wirklich, dass diese Sache gut ausgeht und dass Aprilia und er auf einem exzellenten Niveau fahren können."
Martin-Kumpel Aleix Espargaro: Habe nie mit ihm über Honda-Wechsel gesprochen!
Das gilt auch für Aleix Espargaro, der komplett zwischen den Fronten steht. Einerseits ist er Martins bester Freund im Paddock. Andererseits fuhr er jahrelang für Aprilia, ist nun aber Testfahrer und Wildcard-Pilot für Honda. Es fiel dem Katalanen schwer, etwas zu äußern. Am Ende gab er aber dennoch Auskunft.
"Dass Jorge bei Aprilia ist - ich sage nicht, dass es nur an mir liegt - aber ich habe viel Druck bei Aprilias Management gemacht und bei Jorge, um ihn so sehr wie möglich davon zu überzeugen. Er musste sich zwischen zwei oder drei Herstellern entscheiden und ich habe ihn schon deutlich dazu bewegt, bei Aprilia zu unterschreiben", begann er seine Ausführungen, stellte dann aber klar: "Ich schwöre, dass ich nie mit ihm darüber sprach, dass er zu Honda gehen soll."

Großes Lob für Aprilia, aber: Niemand kann verstehen, was Martin durchgemacht hat
Der Respekt vor Aprilia verbiete es. Außerdem folgte eine Erinnerung daran, wie sehr er das Team aus Noale weiterhin schätze: "Ich wurde immer fantastisch vom Management von Aprilia behandelt. Ich habe großen Respekt für dieses Team. Sie haben eine perfekte Balance zwischen Wettbewerbseifer und Familienstimmung. Ich war dort sehr glücklich. Es fühlte sich an, als wäre ich eine Art Valentino Rossi für sie." Ein ähnliches Loblied singt Marco Bezzecchi: "Ich bin sehr stolz, ein Aprilia-Fahrer zu sein. Die Unterstützung, die ich hier erhalte, war stets fantastisch. Ich kann ihnen zu all diesen Bemühungen nur gratulieren."
Hier klingt deutlich heraus: Aprilia hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Dennoch zeigt Espargaro Verständnis für seinen Freund Martin: "Es geht darum, was im Kopf eines Athleten vorgeht. Niemand hier, auch nicht ich, kann nachvollziehen, wie sehr er in diesen ersten Monaten des Jahres gelitten hat. Solche Verletzungen und solche Frustration: Wenn du in so einer Lage bist, das weißt du nie, was du tun wirst."
Francesco Bagnaia mit klarer Ansage: Verträge sind einzuhalten!
Verständnis, das einer ausdrücklich nicht teilt. Von allen Fahrern im Feld bezog Ex-Titelrivale Francesco Bagnaia am eindeutigsten Stellung zum Verhalten des Weltmeisters. "Wenn du einen Vertrag hast, dann musst du dich daran halten. Du kannst ihn nicht einfach stornieren. Meiner Meinung nach ist es so: Wenn du etwas unterschreibst, dann musst du den darin festgehaltenen Wortlaut auch respektieren", stellte 'Pecco' klar.

Und er legte nach: "In der Vergangenheit gab es Momente, wo ich vielleicht gerne gewechselt wäre. Aber es wäre nicht richtig gewesen." Für ihn gibt es nur einen Weg. Der 'Martinator' soll sich zusammenreißen. "Du versuchst, dein Bestes zu geben, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Das ist wie in einer Ehe. Wenn es vorwärts gehen soll, dann musst du alles geben, damit man im Leben wieder glücklich wird", zieht Bagnaia den Vergleich zum Privatleben. Ob das noch möglich ist, oder die Scheidung schon längst eingereicht wurde, wird sich wohl in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.
Während sich der Fahrermarkt wohl noch über Monate hinziehen wird, gibt es dieses Wochenende garantierte Rennaction in Silverstone. Alle Infos findet ihr hier:
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