Die Zeiten der ganz großen Ducati-Übermacht in der MotoGP sind 2025 vorbei. Der italienische Hersteller, der von 2022 bis zur laufenden Saison stets acht Maschinen an den Start brachte, verkleinert sein Projekt in der Königsklasse im kommenden Jahr auf sechs Motorräder. Das bisherige Nummer-Eins-Kundenteam Pramac Racing wechselt ja ins Yamaha-Lager.

Ducati überrascht mit MotoGP-Abbau

Damit werden 2025 die zwei Motorräder der aktuellsten Spezifikation - die bislang Pramac Racing im Einsatz hatte - frei. Zumindest war das bislang die Annahme im MotoGP-Paddock. Doch Ducati scheint andere Pläne zu haben. Statt vier 2025er- und zwei 2024er-Maschinen plant man in Borgo Panigale mit einer 50:50-Aufteilung.

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"Wir wollen drei aktuelle Bikes und drei Vorjahresmaschinen stellen", erklärte Ducati-Corse-General-Manager Gigi Dall'Igna gegenüber 'Sky Italia'. "Ich glaube, dass das die beste Lösung für uns ist und deshalb ist es auch unser Ziel. Wir können noch keine offiziellen Bekanntgaben machen, aber diese werden demnächst folgen."

Wer kriegt die letzte GP25?

Selbstverständlich werden zwei der drei aktuellen Bikes im Werksteam mit Francesco Bagnaia und Marc Marquez eingesetzt. Das eine verbleibende Motorrad kann demnach an VR46 oder Gresini gehen. Dem VR46-Rennstall von Valentino Rossi sind dabei die besseren Chancen zuzurechnen. Sollte die offene GP25 tatsächlich bei VR46 landen, gilt es immer noch zu klären, wer sie fahren wird.

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Die logische Variante wäre Fermin Aldeguer. Der spanische Moto2-Pilot hat ja bereits einen Ducati-Vertrag für 2025 in der Tasche. Der ursprüngliche Plan war es, Aldeguer bei Pramac Racing zu parken. Daraus wurde aufgrund des Pramac-Wechsels zu Yamaha allerdings nichts. Nun soll Aldeguer eben bei VR46 unterkommen. Und ein Vertrag, der direkt mit Ducati und nicht mit dem jeweiligen Rennstall abgeschlossen wird, bedeutete zumindest in der Vergangenheit stets aktuelles Material.

MotoGP-Gerangel um restliche Ducati-Plätze

Die Einteilung der restlichen Fahrer gestaltet sich im Ducati-Lager ebenfalls schwierig. Der Hersteller würde gerne mit Fabio Di Giannantonio weitermachen. "Diggia ist ein großartiger Fahrer", sagt Dall'Igna. "Zusammen mit Marc ist er der Fahrer, die die GP23 am besten verstanden hat. Unser Ziel ist, mit ihm weiterzumachen, aber es wird schwierig." Denn Di Giannantonios VR46-Team würde wohl auch gerne Franco Morbidelli auffangen. Der Ex-Yamaha-Pilot ist durch den Pramac-Wechsel zu Yamaha ja wieder eine unangenehmen Situation geraten.

Bei Gresini Racing wurde in dieser Woche der Vertrag mit Alex Marquez verlängert, der zweite Platz ist ebenfalls noch zu vergeben. Auf diesen rechnen sich Fahrer wie Jack Miller oder Miguel Oliveira Chancen aus.

Francesco Bagnaia besorgt: Werksbikes für Entwicklung nötig

Einer, dem diese Entwicklung nicht passt, ist Speerspitze Francesco Bagnaia. Er hat seine Meinung über viele Desmosdicis im Feld revidiert: "Als sie vor drei Jahren ankündigten, dass Ducati 8 Motorräder haben wird, da dachte ich ehrlicherweise, dass zwei Maschinen mehr kritisch werden könnten. Mittlerweile denke ich das Gegenteil."

Francesco Bagnaia ist Kritiker der Ducati-Pläne, Foto: LAT Images
Francesco Bagnaia ist Kritiker der Ducati-Pläne, Foto: LAT Images

Die Vorteile waren an den Ergebnissen der letzten Jahre klar ersichtlich. Wenn Ducati 2025 schon nurmehr sechs Maschinen am Start hat, so fordert er vor dem Rennen am Sachsenring zumindest keine Reduktion der Werksmaschinen: "Ich hoffe vor allem, dass wir zwei weitere Werksmaschinen [zusätzlich zum Werksteam] haben werden. Das ist wichtig für die Entwicklung." Offenbar scheint diese Bitte des Titelverteidigers aber nicht erfüllt zu werden.

Dieser Artikel enthielt ursprünglich nur die Aussagen Gigi Dall'Ignas und wurde dann um Bagnaias Reaktion auf die Entwicklung ergänzt.