Toprak Razgatlioglu und die MotoGP: Ein ewiges Thema, dass mit dem Superbike-Wechsel zu BMW erstmal vom Tisch schien. Doch Manager Kenan Sofuoglu schielt für 2025 wieder öffentlich auf die Königklasse. Für Ex-MotoGP- und Superbike-Pilot Marco Melandri besteht kein Zweifel, dass der Türke das Zeug dazu hat.
BMW plötzlich WM-Leader: Razgatlioglu macht den Unterschied
"Razgatlioglu ist ein großartiger Champion, ein sehr talentierter Fahrer, das ist für alle sehr sichtbar", schwärmt der Italiener im Interview bei gpone.com. Er hebt die Ausnahmestellung von 'El Turco' hervor: "Er hat mit Yamaha eine Weltmeisterschaft gewonnen und jetzt ist er mit BMW Führender in der Meisterschaft. Heute macht er den Unterschied mit der M 1000 RR und man kann das im Vergleich mit den anderen Motorrädern der gleichen Marke sehen." Razgatlioglu hat bereits satte 179 Punkte, vier Siege und drei weitere Podien eingefahren. Teamkollege Michael van der Mark steht als zweitbester BMW-Pilot bei 66 Punkten und ohne Podium da.
Doch es sind nicht nur die nackten Zahlen. Es ist auch die Art und Weise, wie Razgatlioglu fährt. Melandri schreckt nicht vor dem Vergleich mit der obersten Liga des Motorrad-Sports zurück: "Meiner Meinung nach haben weder [Marc] Marquez noch [Casey] Stoner die Kontrolle über das Motorrad wie Toprak. Er hat eine Fähigkeit, das Motorrad zu beherrschen wie kein anderer. Er hat extremes Vertrauen in das Motorrad und das kann man mit bloßem Auge sehen."
Dabei zeigte er 2024 obendrauf noch große Anpassungsfähigkeit: "In kurzer Zeit hat er es geschafft, die BMW auf seine Bedürfnisse zuzuschneiden und die Schwierigkeiten zu überwinden. Ich denke, er wird dieses Jahr die Meisterschaft gewinnen." Realistischerweise können dies wohl nurmehr die beiden Werks-Ducatis von Nicolo Bulega und Alvaro Bautista verhindern.
Von der Honda lieber die Finger lassen: Wo könnte Platz in der MotoGP sein?
Man könnte fast meinen, das mit dem WM-Titel auf BMW kommt früher als geplant. Kein Wunder, dass so das stetige Traumziel MotoGP schnell wieder in den Fokus rückt. Fahrerisch laut Melandri kein Problem, aber die Frage lautet, was der Markt für Razgatlioglu hergibt: "Meiner Meinung nach kann er in die MotoGP gehen, aber wenn er das tun will, muss er es mit einem Motorrad versuchen, das sofort konkurrenzfähig ist, ohne dass er von Anfang an hinterherfahren muss."
Zwei mögliche Varianten sieht der 41-Jährige daher kritisch: "Ich habe von Honda gelesen, aber ich fürchte, wenn er zu HRC geht, wird er sich den Kopf wegpusten. Wir haben ja gesehen, was mit Marquez passiert ist. Vielleicht könnte es eine Möglichkeit bei Yamaha geben, aber ich glaube nicht, dass es machbar ist, vor allem wenn man bedenkt, wie es letztes Jahr in der Superbike aufgehört hat." Damals kam es zum überraschenden Wechsel zu BMW, welchen ihm Yamaha noch übelnehmen könnte. Da KTM voll ist, verblieben noch Plätze bei den Kundenteams von Ducati und Aprilia als Option.
Michelin-Reifen als Hürde beim MotoGP-Wechsel
Auch wenn Razgatlioglus fahrerische Klasse außer Frage steht, so sieht sein Ex-Kollege Melandri doch einen wichtigen Knackpunkt beim Wechsel in die Königklasse: "Die Reifen. Letzten Endes ist der Unterschied zwischen einem Superbike und einem MotoGP-Motorrad nicht so groß, aber das Verhalten der Reifen ändert sich stark, weil die Michelin-Reifen ganz anders sind als die von Pirelli. Toprak müsste also viel Zeit aufwenden, um die Reifen kennen zu lernen und sich entsprechend anzupassen."
"Meiner Meinung nach wäre es einfacher, wenn Pirelli anstelle von Michelin in die MotoGP einsteigen würde. Ich höre die Leute über die Möglichkeit eines Reifenwechsel reden und das würde es sicherlich weniger kompliziert für Toprak machen", meint der fünffache MotoGP-Sieger. Dann ginge es aber um 2027, denn Michelin hat bis 2026 Vertrag. Und 2027 könnte sich dann unter neuem Reglement mit einem möglichen MotoGP-Einstieg von BMW eine weitere Chance für 'El Turco' bieten. So oder so wird das Thema Königsklasse und Razgaltioglu wohl heiß bleiben.
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