KTM befand sich im Sommer 2023 in der Zwickmühle: Der Hersteller hatte fünf MotoGP-Piloten für die kommende Saison unter Vertrag, jedoch nur vier Motorräder zur Verfügung. Um 2024 dennoch alle fünf Fahrer in der Königsklasse unterbringen zu können, hätten die Österreicher mit einem dritten Team daher gerne auf fünf oder gar sechs Maschinen aufgestockt. Doch MotoGP-Promoter Dorna erteilte dem eine Absage, weshalb KTM Pol Espargaro für 2024 trotz gültigem Vertrag auf die Ersatzbank setzen musste.

Der letztjährige GasGas-Pilot räumte seinen Platz zwar freiwillig für den sechs Jahre jüngeren Augusto Fernandez, willigte aber vor allem aus einem Grund ein: Er wollte das Jahr 2024 als Testfahrer nutzen, um sich vollständig von seinem Horrorsturz in Portimao zu erholen, bei dem er sich mehrere Knochenbrüche und eine Lungenquetschung zugezogen hatte. Selbst beim Saisonfinale 2023 in Valencia, also knapp acht Monate später, war Espargaro noch weit von hundertprozentiger Fitness entfernt. Das 'freie' Jahr sollte ihm dabei helfen, wieder vollständig fit zu werden. Und 2025 wollte der 32-jährige dann als Stammfahrer in die MotoGP zurückkehren - in einem dritten KTM-Rennstall, möglicherweise als Teamkollege von Marc Marquez.

Pol Espargaro beim MotoGP-Shakedown in Sepang
Pol Espargaro ist 2024 nur als Testfahrer für KTM im Einsatz, Foto: LAT Images

Pit Beirer: KTM-Lineup soll 2025 unverändert bleiben

Doch daraus scheint nichts zu werden, denn die Pläne des Herstellers aus Mattighofen, neben dem GasGas-Tech3-Team ab 2025 ein zweites Kundenteam zu beliefern, liegen aktuell auf Eis. "Momentan prüfen wir diese Option nicht wirklich", verkündete KTM-Motorsportchef Pit Beirer am Rande des KTM-Launches am Montag etwas überraschend in einer Medienrunde. Stattdessen deutet derzeit alles daraufhin, dass die Österreicher im kommenden Jahr nichts an ihrem Line-Up verändern werden: "Wir haben die vier Fahrer unter Vertrag, die wir haben wollen und arbeiten in unserer Gruppe mit vier Motorrädern. Wir sind offen, wenn jemand mit uns über einen Bike-Wechsel sprechen möchte, aber das ist nicht unser Hauptthema. Wir fokussieren uns jetzt auf die vier Fahrer, die wir haben."

Woher dieser plötzliche Prioritätenwechsel im KTM-Lager wohl kommen mag? Schließlich hatte der Hersteller aus Mattighofen zuvor monatelang klar kommuniziert, ab 2025 gerne ein weiteres Team in der MotoGP auszurüsten. Erst am Rande des GasGas-Launch vor knapp drei Wochen meinte Beirer noch: "Wir sprechen natürlich mit allen verfügbaren Teams. Es laufen einige Verträge aus und manche Teams suchen nach einem neuen Hersteller. Da gibt es natürlich gewisse Gespräche."

Diese Gespräche scheinen nun aber im Sand verlaufen zu sein. Ohnehin gibt es 2024 nur drei Kundenteams der MotoGP, deren Verträge am Jahresende auslaufen: Pramac, LCR und VR46 Racing. Die beiden Ersteren werden aber aller Voraussicht nach mit ihren derzeitigen Ausrüstern weitermachen und auch VR46 kündigte erst kürzlich an, am liebsten bei Ducati bleiben zu wollen. Und selbst wenn der Rennstall von MotoGP-Legende Valentino Rossi überraschend doch wechseln sollte, steht wohl Yamaha als neuer Partner in der Pole Position. Somit scheint sich für KTM also keine Möglichkeit aufzutun, ein drittes Team auszurüsten, da sich auch die Position der Dorna nicht geändert hat, ein 12. Team in die MotoGP aufzunehmen.

VR46 Racing bleibt 2025 voraussichtlich bei Ducati, Foto: LAT Images
VR46 Racing bleibt 2025 voraussichtlich bei Ducati, Foto: LAT Images

KTM: Marc Marquez derzeit kein Thema

Schlechte Nachrichten also für Pol Espargaro, der damit erneut das Nachsehen haben könnte. "Momentan sind vier mit unseren vier Fahrern sehr glücklich und solange es keine wirklich seriösen Gespräche über ein drittes Team gibt, fühle ich nicht, dass es für uns an der Zeit ist, mit anderen Fahrern zu sprechen", unterstreicht Beirer auf den völlig offenen MotoGP-Fahrermarkt für 2025 angesprochen. Bislang verfügen lediglich Brad Binder (KTM), Luca Marini (Honda) und Johann Zarco (LCR) über gültige Verträge für die kommende Saison, alle anderen Fahrer befinden sich noch auf der Suche nach einem Motorrad.

Darunter befindet sich natürlich auch Marc Marquez, der im abgelaufenen Halbjahr häufig mit KTM in Verbindung gebracht wurde. Doch auch er scheint momentan keine Person von Interesse zu sein. Beirer betont erneut: "Wir sind glücklich mit unseren vier Fahrern und glauben an sie. Das Ziel im ersten Quartal der neuen Saison ist daher, Stabilität in unser Projekt zu bekommen und mit diesen Fahrern stark zu werden."