5 Andrea Dovizioso vs. Andrea Iannone
Zur Saison 2015 war befand sich Ducati in einer völlig anderen Position als aktuell. Für die Mannschaft aus Borgo Panigale ging es nicht um WM-Titel. Das Ziel waren regelmäßige Podiumsplatzierungen und der erste Sieg seit dem Abgang von Casey Stoner 2010. Mit Andrea Dovizioso und Andrea Iannone hatte Ducati ein schlagkräftiges Fahrerpaket geschnürt, aber die Zusammenarbeit der Namensvetter und Landsmänner verlief von Beginn an holprig.
Zu unterschiedlich waren die Vorstellungen von Arbeitstier Dovizioso auf der einen und Playboy Iannone auf der anderen Seite. Die Ehre, Ducatis sieglose Serie zu beenden hatte 2016 in Spielberg Iannone, er sorgte aber mit desaströsen Zwischenfällen wie der teaminternen Kollision mit Dovizioso in Argentinien für zu viele Tiefpunkte. Iannone verließ Ducati schließlich in Richtung Suzuki, Dovizioso weinte ihm keine Träne nach.
"Einerseits war er ein Antrieb, denn er ist verdammt schnell. Er denkt aber nur an sich selbst und hält sich für besonders wichtig. Für mich ist der Respekt gegenüber anderen Leuten sehr wichtig. Aber Andreas Umfeld und vor allem er selbst hatten überhaupt keinen Respekt", schimpfte 'Dovi' kurz nach Ende der Zusammenarbeit. Worte, die keinen Zweifel an der schwierigen Beziehung der beiden Andreas lassen.
4 Nicky Hayden vs. Dani Pedrosa
In ihrem erst 16. Rennen als Teamkollege von Nicky Hayden brach Dani Pedrosa die erste und wichtigste Regel in der Welt des Motorsports: "Don't crash into your teammate." Mit dem eigenen Stallgefährten zu kollidieren ist nie gut, besonders dann aber nicht, wenn sich dieser gerade im WM-Kampf gegen den erfolgreichsten Fahrer der MotoGP-Geschichte befindet. Mit relativ komfortablen zwölf Punkten Vorsprung auf Valentino Rossi ging Hayden in die letzten beiden Rennen der Saison 2006.
Im Portugal GP, dem vorletzten Lauf des Jahres, duellierten sich Hayden und Pedrosa um den dritten Rang, als sich Pedrosa einen groben Schnitzer leistete und seinen Teamkollegen mit ins Verderben riss. Null Punkte für beide Fahrer waren das Ergebnis - und ein Nicky Hayden, der wild fluchend und gestikulierend das Kiesbett verließ. Der Inhalt seiner Tirade ist nicht bekannt, Bilder sagen in diesem Fall aber ohnehin mehr als tausend Worte. In den Medien war anschließend von einem sportlichen Selbstmord des Repsol-Honda-Teams die Rede, kam Hayden doch nun mit acht Punkten Rückstand auf Rossi zum Finale nach Valencia.
Das Ende ist bekannt: Rossi stürzte im letzten Saisonrennen, Hayden wurde Weltmeister. Pedrosas Aussetzer blieb ohne Folgen und die Beziehung der Teamkollegen entspannte sich wieder. In diesen Oktobertagen 2006 wurde sie aber auf eine harte Probe gestellt.
3 Jorge Lorenzo vs. Andrea Dovizioso
Meistens entstehen Rivalitäten zwischen Teamkollegen erst während ihrer Zusammenarbeit. Etwas anders sah das bei Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso aus, die sich 2017 und 2018 die Ducati-Box teilten. Denn seit der Saison 2001 verliefen ihre Karrieren im Gleichschritt. Zunächst waren da drei Jahre in der 125ccm-Klasse, dann drei Jahre bei den 250ern. Dort nahm das persönliche Duell erstmals richtig Fahrt auf. Denn sowohl 2006 als auch 2007 krönte sich Lorenzo zum Weltmeister, Dovizioso musste sich jemals mit Rang zwei geschlagen geben.
Und auch nach dem gemeinsamen Aufstieg in die MotoGP feierte der Spanier die wesentlich größeren Erfolge. 2010, 2012 und 2015 wurde er auf Yamaha-Weltmeister. Dovizioso hingegen konnte gerade einmal zwei Rennen in der Königsklasse gewinnen, ehe die beiden Rivalen 2017 Ducati-Stallgefährten wurden. Die Rollen schienen teamintern also klar verteilt, aber es kam anders als erwartet. Denn nicht Lorenzo war es, der nun auf der Desmosedici um den WM-Titel kämpfte, sondern Dovizioso. Ducati erwartete von Lorenzo Unterstützung im Fight gegen Marc Marquez, doch die blieb aus. Im vorletzten Saisonrennen kam Dovizioso im Duell um den Sieg erst durch einen Fehler Lorenzos vorbei, beim Finale in Valencia ließ er sich trotz wiederholter Anweisungen nicht hinter seinen Teamkollegen zurückfallen.
Die Stimmung war endgültig vergiftet, die beiden Alphatiere tauschten fortan Nettigkeiten in der Presse aus. Mit Saisonende 2018 fand der teaminterne Streit schließlich durch Lorenzos Abgang zu Honda seinen Abschluss.
2 Marc Marquez vs. Dani Pedrosa
2012 war Dani Pedrosa der wohl schnellste Fahrer der MotoGP. Nur das notorische Pech des kleinen Katalanen verhinderte damals seinen WM-Titel. Im Folgejahr erhielt er mit Marc Marquez einen Rookie als Teamkollegen, die Rollen schienen also klar verteilt. "Dani war der König, die Nummer eins. Das Team konzentrierte sich auf ihn", erinnert sich Marquez.
Doch der Rookie wurde schnell zum Platzhirsch und machte Pedrosa das Leben schwer. "Es gab viele Spannungen", so Marquez. Pedrosa bestätigt die aufgeheizte Stimmung: "Es gab viele Spannungen, weil wir um dasselbe kämpften. Er hat mir keinen Raum gegeben, um mich richtig zu entfalten." Marquez streitet das nicht ab: "Ich war noch nie ein netter Teamkollege. Du musst das Leben deines Teamkollegen unerträglich machen. Ich habe Teile verwendet, die ich gar nicht wollte. Ich wollte nur nicht, dass er sie bekommt." Fünf Rennen vor Ende war Pedrosa dennoch voll im Titelkampf, wurde aber von Marquez aus selbigem gedrängt.
Im Aragon-GP kappte er den Sensor der Traktionskontrolle an Pedrosas Bike, der dadurch per Highsider von seiner Honda katapultiert wurde. Pedrosas WM-Traum war ausgeträumt, Marquez wurde Weltmeister und verteidigte den Titel 2014 souverän. Das Stallduell kühlte ab. Marquez: "Irgendwann akzeptierst du eben deine Position..."
1 Valentino Rossi vs. Jorge Lorenzo
Die Mutter aller Teamduelle - ausgetragen in zwei Akten. Der Erste: 2008 bis 2010. Aufsteiger Lorenzo gesellte sich zu Superstar Rossi ins Yamaha-Werksteam. Der sieht seine Vormachtstellung schnell gefährdet und lässt eine Trennwand in der Box installieren - ein absolutes Novum.
Nach zwei Lehrjahren kauft der Spanier seinem um acht Jahre älteren Stallgefährten dennoch die Schneid ab und wird Weltmeister. Rossi ist genervt und verlässt Yamaha in Richtung Ducati. Er fühlt sich von den Japanern, die er aus der Krise und zurück an die MotoGP-Spitze geführt hatte, hintergangen. Nach all seinen Verdiensten betrachtete er die Verpflichtung des pfeilschnellen Lorenzo als persönlichen Affront. Nach zwei desaströsen Ducati-Jahren kehrt Rossi 2013 bescheiden zu Yamaha zurück. Lorenzo sei nun die Nummer eins. Der nimmt diese Worte mit Gefallen zur Kenntnis.
Der Friede hält aber nur zwei Saisons. 2015 duellieren sich Rossi und Lorenzo um den WM-Titel. Im Saisonfinish wird es hässlich: Rossi wirft Lorenzo und Marc Marquez ein abgekartetes Spiel vor. Gemeinsam würden die Spanier versuchen, 'Il Dottore' um den WM-Triumph zu bringen. Die Stallgefährten verlieren fortan kein gutes Wort mehr übereinander. 2017 hat Lorenzo genug und sucht seinerseits das Glück bei Ducati.
Dieser Artikel stammt aus unserer Print-Ausgabe Nummer 90. Hier kannst du dir unser neues Heft sichern!
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