Das Rennwochenende in Malaysia endete für Francesco Bagnaia auf den ersten Blick positiv: Er erzielte seine erste Pole Position seit Anfang September und beendete beide Rennen als Dritter auf dem Podium. Die WM-Führung konnte er gegenüber Jorge Martin um einen Punkt auf jetzt 14 Zähler vergrößern. Knapp zwei Stunden nach Rennende folgte am Sonntag dann aber die Hiobsbotschaft: Der amtierende Weltmeister hat im Malaysia Grand Prix den vorgeschriebenen Mindestreifendruck unterschritten.
Dieser wird vor jedem Rennen von Einheitshersteller Michelin für Vorder- und Hinterreifen festgelegt, seit Silverstone wird eine Unterschreitung der Mindestwerte bestraft. Da es sich um Bagnaias erstes Vergehen in dieser Saison handelt, kommt der 26-jährige Turiner mit einer Verwarnung davon. Einen weiteren Verstoß darf sich der Ducati-Pilot in den restlichen vier Rennen des Jahres 2023 damit nicht mehr erlauben, andernfalls gibt es eine Drei-Sekunden-Zeitstrafe. Gleiches gilt auch für Martin, der seine Verwarnung bereits vor zwei Wochen im Thailand Grand Prix kassierte. Vor den finalen Rennwochenenden der MotoGP-Saison in Katar und Valencia liegen damit beide WM-Kontrahenten wieder gleichauf.
"Das ist perfekt", grinste Martin am Sonntagnachmittag auf die Verwarnung seines Rivalen angesprochen. Der Pramac-Pilot hatte zuvor im Malaysia Grand Prix selbst große Probleme mit dem Reifendruck und kam dadurch nicht über den vierten Platz hinaus. Hinter Bagnaia feststeckend war sein Reifendruck im Vorderreifen hoffnungslos in die Höhe geschossen, durch die hohen Außentemperaturen bekam er ihn anschließend selbst in freier Fahrt nicht mehr abgesenkt. "Ich konnte nicht pushen, Platz vier war heute das Maximum. Wenn du einen hohen Reifendruck und hohe Außentemperaturen hast, ist das eine Katastrophe", klagte er.
Jorge Martin stellt klar: Ab jetzt mehr Reifendruck-Risiko!
Dass nun beide WM-Kandidaten, Marco Bezzecchi ist nach dem Malaysia-GP endgültig aus dem Titelkampf ausgeschieden, mit gleichen Waffen kämpfen, sieht Martin als Vorteil für sich. "Ich kann das Risiko eingehen", sagt er. "Es ist mir egal, ob ich mit einem Punkt oder 80 Punkten Rückstand auf Pecco Zweiter werde. Ich werde in den kommenden Rennen mehr Risiko [beim Reifendruck, Anm.] eingehen und einfach so stark pushen, wie ich kann."
Eine Unterschreitung des Mindestreifendrucks und eine etwaige Zeitstrafe will der Pramac-Pilot dabei billigend in Kauf nehmen, er habe nichts zu verlieren. Für den WM-Führenden Bagnaia gilt das schließlich nicht. Hoffnung macht Martin, dass selbst mit Zeitstrafe Topresultate möglich sind. Das zeigte der Malaysia-GP: "Drei Sekunden sind nicht so viel. Wir haben heute gesehen, dass du auch mit einer Drei-Sekunden-Zeitstrafe noch auf dem Podium stehen kannst." Tatsächlich wäre Rennsieger Enea Bastianini, der in Sepang übrigens auch verwarnt wurde, mit einer Zeitstrafe noch immmer auf Platz zwei gelandet - eine Position vor Bagnaia.
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