KTM-Werkspilot Brad Binder erlebte beim Indonesien GP ein turbulentes Wochenende. Der MotoGP-Pilot war in Sprint und Rennen in nicht weniger als drei Kollisionen verwickelt. Während er im Sprint noch von Aleix Espargaro abgeräumt wurde, so spielte Binder im Rennen dann selbst den Pisten-Rambo. Pole-Sitter Luca Marini stieß er aus dem Rennen und Miguel Oliveira wurde auf einen Ausflug ins Kiesbett geschickt. Die Stewards brummten dem Südafrikaner für beide Vorfälle je eine Longlap auf. Aleix Espargaro hingegen kam straffrei davon.
Der erste Vorfall im Grand Prix ereignete sich bereits in Runde drei. Binder kämpfte mit Pole-Mann Luca Marini und Fabio Quartararo um Rang Drei. Dann passierte der erste Fehler des Tages: "Ich wurde in Kurve 9 durchgeschüttelt und als ich dann den Bremshebel zog, da ging er sofort bis zu meinen Fingern. Ich hatte also keinen Bremsdruck. Ich wollte die Richtung wechseln, um den Jungs auszuweichen. Der einzige Platz, wo ich hinkonnte, war die Innenseite. Es tut mir sehr leid gegenüber dem gesamten VR46-Team und Luca [Marini], dafür das ich ihn rausgeworfen und sein Rennen ruiniert habe."
Binder musste die erste Longlap absolvieren und war von da an auf Wiedergutmachung aus. Dabei übertrieb er es jedoch erneut: "Ich versuchte einfach zu pushen und alles rauszuholen, was noch möglich war. Da habe ich Miguel [Oliveira] eingangs Kurve 2 getroffen. Das tut mir sehr leid, es war zu 100% meine Schuld. Ich muss mich wirklich bei ihm und seinem Team entschuldigen." Im Gegensatz zu Marini konnte RNF-Pilot Oliveira das Rennen wenigstens noch beenden, fiel aber bei seinem Ritt durch das Kiesbett aus den Top 10 und kam am Ende nicht über Rang 12 hinaus.
Binder ließ sich nach dem Rennen gar nicht auf große Diskussionen ein, sondern stellte sofort klar: "Es waren zwei Longlaps, aber ich verdiene beide zu 100%." Bei Marini kam seine Offenheit gut an. "Das war in diesem Fall einfach Pech. Das ist etwas, das passieren kann. Ich weiß zu schätzen, dass Brad sich entschuldigt hat", kommentierte der VR46-Pilot. Oliveira hingegen reagierte etwas genervt, ohne jedoch den Zeigefinger zu erheben: "Ja, es war aggressiv. Aber er hat eine Longlap dafür bekommen. Da kann ich nicht viel mehr dazu sagen. Es ist jetzt, wie es ist."
Espargaro im Sprint nach Kollision mit Binder straffrei: Das war der Unterschied
Binder ging also mit seiner doppelten Bestrafung am Sonntag vollkommen dacor. Doch stellt sich mit Blick auf den Samstag die Frage, warum Aleix Espargaro straffrei davonkam. Im Sprint war Binder nämlich nicht der Übeltäter, sondern Opfer einer Kollision gewesen und vom Katalanen abgeräumt worden. Der Unterschied war aber, dass Aprilia-Pilot Espargaro schon zuvor am Kurveneingang zu Sturz kam und dann in den KTM-Piloten hineinrutschte. Die Grundlage für die ausbleibende Strafe hatten die MotoGP-Stewards mit einem Beschluss beim Rennen in Le Mans im Mai gelegt. Seitdem gilt: Wenn ein Fahrer einen anderen per Kollision zu Sturz bringt, gibt es eine Longlap-Strafe. Stürzt er aber und räumt in der Folgewirkung noch andere Fahrer ab, so wird dies nicht mehr geahndet.
Binder hatte am Samstag auch keine Strafe gegen Espargaro gefordert und bezeichnete den Vorfall als unglücklichen Rennunfall. Espargaro hatte die Schuld komplett auf seine Kappe genommen und war nach dem Sprint in die KTM-Box gegangen, um sich beim Südafrikaner zu entschuldigen. Neben der unterschiedlichen Bewertung der Vorfälle durch die Stewards waren auch die sportlichen Konsequenzen andere. Espargaro bestrafte sich durch seinen Sturz auch selbst, da er zum Ausfall führte. Binder hingegen konnte bei zahlreichen Ausfällen der Konkurrenz trotz der doppelten Bestrafung noch auf Rang sechs ins Ziel gelangen und so 10 Punkte einfahren.
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